Eine bundesweite Aktionswoche soll der ins Stocken geratenen Impfkampagne neuen Schwung verleihen.
Impfung in Sonderzug der Berliner S-Bahn
Impfung in Sonderzug der Berliner S-Bahn - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Robert-Koch-Institut warnt vor dramatischem Verlauf der vierten Welle.

Bei der von Bund und Ländern angeschobenen Initiative solle in der kommenden Woche eine «gemeinsame Kraftanstrengung» für mehr Impfungen unternommen werden, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch sagte. Nach Ansicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) muss die Zahl der Impfungen deutlich gesteigert werden, um einen dramatischen Verlauf der vierten Corona-Welle zu verhindern.

Spahn setzt darauf, an Orten des öffentlichen Lebens mehr Menschen für die Corona-Impfung zu gewinnen. Es fehle noch immer an der «einfachen Gelegenheit» zum Impfen, sagte der Minister. Er nannte Spiel- und Sportplätze, Fussgängerzonen und Einkaufsgeschäfte. Er sei Ländern, Kommunen und Helfern dankbar für viele «kreative Ideen».

Bei der Aktionswoche sollen auch in Vereinen, Geschäften oder vielerlei anderen Orten Menschen für die Corona-Impfung gewonnen werden. An Informationen über die Möglichkeiten fehlt es nach Spahns Angaben bislang nicht. Die Social-Media-Angebote der Bundesregierung würden gut genutzt.

«Wir haben das Mittel in der Hand, uns zurück in Freiheit und Normalität zu impfen», betonte der Minister. Zwar sei die Impfung die persönliche und freie Entscheidung jedes Einzelnen. Es sei aber auch eine Frage, die andere betreffe.

"Die Pandemie ist noch nicht vorbei", sagte der Chef des Robert-Koch-Instituts", Lothar Wieler. Wenn die Impfquote nicht drastisch gesteigert werde, "kann die aktuelle vierte Welle einen fulminanten Verlauf nehmen". Die Belegung der Intensivbetten in den Krankenhäusern habe sich in den vergangenen beiden Wochen fast verdoppelt. Es seien auch immer mehr jüngere Menschen betroffen.

«Impfungen sind das mächtigste Werkzeug, das wir im Kampf gegen die Pandemie», betonte Wieler. Das RKI schätze, dass durch die Impfungen zwischen Januar und Juli diese Jahres 77.000 Krankenhausaufenthalte und 20.000 Fälle auf Intensivstationen verhindert worden seien. Zudem seien 38.000 Todesfälle verhindert worden. «Das ist ein wirklich grossartiger Erfolg der Impfungen.»

Nach Wielers Angaben gibt es keine genauen Erkenntnisse darüber, welche Menschen sich nicht impfen lassen wollten. Sie gehörten offensichtlich teilweise bildungsfernen Schichten an oder zählten zum Umfeld der Corona-Leugner. Die Informationskampagnen müssten in Sprache und Form so gestaltet werden, dass sie alle Menschen erreichen.

Der Einzelhandelsverband bekundete seine Unterstützung für die Impfaktion. Der Handel wolle «Verantwortung übernehmen» und setze sich dafür ein, die «Impfbereitschaft bundesweit zu steigern», sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, in Berlin. Der Handel habe mit seiner Kampagne bereits die Zahl der Geimpften steigern können - laut HDE konnten über 100.000 Impfdosen in Einkaufszentren verabreicht werden.

Nach anfänglich hohen Impfzahlen ist die Kampagne derzeit deutlich ins Stocken geraten. Der Anteil der vollständig geimpften Menschen in Deutschland lag am Dienstag bei 61,7 Prozent. 66 Prozent haben mindestens eine Dosis erhalten.

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