Vom Wiener Atomabkommen ist nicht mehr viel übrig. Nach den USA steigt auch der Iran schrittweise aus. Das endgültige Aus des Deals scheint eine Frage der Zeit.
Hassan Ruhani
Irans Präsident Hassan Ruhani. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Iran hat sich zuletzt schrittweise aus dem Wiener Atomabkommen zurückgezogen.
  • Nun plant das Land einen weiteren Teilausstieg.
  • Ab Mittwoch will Präsident Ruhani Urangas in bisher inaktive 1044 Zentrifugen injizieren.

Der Iran plant einen weiteren Teilausstieg aus dem internationalen Atomabkommen, das die Entwicklung von Nuklearwaffen in der Islamischen Republik verhindern soll. Präsident Hassan Ruhani kündigte an, sein Land werde von Mittwoch an in der Atomanlage Fordo Urangas in bisher inaktive 1044 Zentrifugen injizieren.

Nach dem Wiener Atomabkommen von 2015 sollte die Anlage Fordo nur für wissenschaftliche Projekte genutzt werden – die Zentrifugen dort durften ohne Gasinjektion lediglich getestet werden. 

Atomchef Ali Akbar Salehi hatte zuvor mitgeteilt, dass der Iran inzwischen mit schnelleren Zentrifugen arbeitet, die den Prozess der Urananreicherung wesentlich beschleunigen sollen.

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Ein Teil der Kernanlage Arak, die 250 Kilometer von Irans Hauptstadt Teheran entfernt liegt. - Keystone

Mit dem richtigen Know-How und modernen Zentrifugen lässt sich Uran mittel- oder langfristig bis 90 Prozent anreichern, was dann auch den Bau einer Atombombe ermöglichen würde. Die angekündigten Massnahmen lösten international Besorgnis aus und könnten das Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe ernsthaft gefährden. 

Iran ignorierte Einschränkungen

Nach dem einseitigen Ausstieg der USA im Vorjahr hat sich auch der Iran in den vergangenen sechs Monaten schrittweise von den Bestimmungen des Wiener Abkommens zurückgezogen. In drei Phasen vergrösserte der Gottesstaat zunächst seine Uranvorräte von der festgesetzten Obergrenze von 300 auf 500 Kilogramm.

Danach wurde der Urananreicherungsgrad von den erlaubten 3,67 auf 4,5 Prozent erhöht. In der dritten Phase ignorierte Teheran dann auch die Einschränkungen bei Forschungsarbeiten mit moderneren Zentrifugen.

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Irans Präsident Hassan Ruhani. Teheran ignorierte die Einschränkungen bei Forschungsarbeiten mit moderneren Zentrifugen. - Keystone

Mit den neuen Zentrifugen kann der Iran sein Uran zehnmal schneller anreichern – und dann auch bestimmt nicht mehr bei 4,5 Prozent bleiben.

USA führte Sanktionen wieder ein

Laut Präsident Ruhani wurde die Internationale Atomenergiebehörde IAEA über die vierte Phase in Kenntnis gesetzt. Ausserdem sei der vierte Schritt, genauso wie die drei Schritte davor, umkehrbar.

Der Iran fordere lediglich die vertragsgerechte Umsetzung des Wiener Abkommens, damit das Land wieder normal sein Öl exportieren und das Geld über das internationale Banksystem erhalten kann. Bis zur Umsetzung dieser legitimen Forderung bleibe der Iran weiterhin gesprächsbereit, gleichzeitig aber auch konsequent, so der Präsident. 

Die USA waren im Mai 2018 einseitig aus dem Atomabkommen ausgestiegen, das dem Iran eine friedliche Nutzung der Kernkraft gestattet, aber die Entwicklung von Kernwaffen verwehrt. Washington führte zudem Wirtschaftssanktionen gegen den Iran wieder ein. Die Sanktionen sollen die iranische Öl-, Finanz- und Bauwirtschaft zum Erliegen bringen. Damit will Washington die Führung in Teheran zwingen, einem um aussenpolitische und militärische Fragen erweiterten Abkommen mit härteren Auflagen zuzustimmen.

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