Ab 2022 ist die Abschaltung des UKW-Netzes vorgesehen. Nach Kritik bis hin zur alt Bundesrätin Doris Leuthard wird jetzt auch das Parlament aktiv.
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Eine ältere Frau hantiert an ihrem DAB-Empfangsgerät, aufgenommen am 18. November 2009 in der Schweiz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • FDP-Ständerat Ruedi Noser will mit einem Vorstoss die UKW-Abschaltung verhindern.
  • Roger Schawinski und alt Bundesrätin Doris Leuthard haben das geplante UKW-Aus kritisiert.
  • Die Privatradios befürchten aber massive Mehrkosten.

Für die einen hat das Rauschen und Knistern der Radiosender etwas Heimeliges. Andere nerven sich über schlechten Empfang und knifflige Sendersuche. Ab nächstem Jahr, so ist es seit langem geplant, soll damit Schluss sein: Die UKW-Sendeantennen werden ausser Betrieb genommen. Radio gibt es dann nur noch digital und rauschfrei: Via DAB+ oder Internet-Streaming.

Sendeturm la Dôle Radio
Der 2018 ersetzte Sendeturm «La Dôle» oberhalb von Nyon VD, der die Genfersee-Region mit Radio- und TV-Angeboten versorgt. - Keystone

Weil längst nicht alle Radiohörer bereits umgerüstet haben, regt sich nun Widerstand. Radio-Pionier Roger Schawinski holte dazu sogar Ex-Medienministerin Doris Leuthard ins Boot. FDP-Ständerat Ruedi Noser hat nun gar in die Wege geleitet, dass sich das Parlament damit befassen muss. Mit seiner Motion «Keine voreilige Einstellung von UKW» fordert er vom Bundesrat den Übungsabbruch.

Setzt sich DAB+ überhaupt durch?

Noser ist nicht etwa Radio-Nostalgiker. Doch nicht nur UKW verliere Marktanteile, dasselbe Schicksal drohe auch DAB+, noch bevor es sich richtig etabliert hat. Streaming-Dienste wie Spotify, Autos mit Internet-Anschluss und die Integration des Smartphones ins Fahrzeuge: Hier sieht Noser die Radio-Zukunft. Die eine aussterbende Technologie (UKW) mit etwas zu ersetzen, das ebenfalls Marktanteile verliere (DAB+), mache keinen Sinn.

Schawinski Leuthard Noser UKW
Setzen sich gegen die Abschaltung von UKW ein: Radio-Pionier Roger Schawinski, alt Bundesrätin Doris Leuthard und FDP-Ständerat Ruedi Noser. - Keystone

Die einseitige Förderung von DAB+ solle darum überprüft werden, fordert Noser einerseits. Andererseits solle mit der Abschaltung der UKW-Antennen zugewartet werden. Und zwar so lange, bis «DAB und/oder der Internet-Radioempfang einen Markanteil von etwa 90 Prozent erreicht haben.» Noser befürchtet ansonsten Fehlinvestitionen bei den Radio-Konsumenten.

Privatradios nicht erfreut

Keine Freude an solchen Forderungen haben die Radiosender selbst. Der Verband Schweizer Privatradios VSP betont, dass man nun seit Jahren, mit Unterstützung des Bundes, in DAB+ investiert habe. «Die Netze sind so weit gebaut, dass annähernd die UKW-Abdeckung erreicht wird», sagt VSP-Präsident Jürg Bachmann. Die meisten UKW-Netze der Privatradios seien dagegen am Ende ihrer Lebensdauer angelangt.

«Hier müssten wahrscheinlich grössere Investitionen getätigt werden, um ein Weiterbetrieb der Anlagen zu garantieren», so Bachmann. Geld, dass die Privatradios lieber anderweitig eingesetzt hätten. Hinzu kommt das politisch-bürokratische Problem, dass die UKW-Nutzung nach 2025 gar nicht geregelt ist. Wegen der geplanten Abschaltung braucht es zuerst wieder ein Verfahren für die Vergabe der einst hochbegehrten UKW-Konzessionen an die Sender.

Jürg Bachmann Privatradios UKW
Jürg Bachmann, Präsident des Verbands Schweizer Privatradios. - Keystone
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