Matter spottet über Französisch – Lehrer wendet sich an Bundesrätin
Der Zürcher SVP-Nationalrat Thomas Matter lehnt im Parlament eine Frage ab, weil sie auf Französisch gestellt wird. Ein Zürcher Schulberater ist entsetzt.
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Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Thomas Matter lehnt eine Frage ab, weil sie auf Französisch gestellt wird.
- Das Verhalten von Matter stösst dem Zürcher Schulberater Sammy Frey sauer auf.
- Er wendet sich in einem Linkedin-Post direkt an Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.
Kuriose Szenen am Montag im Parlament. Nationalratspräsidentin Maja Riniker macht den Zürcher SVP-Nationalrat Thomas Matter nach dessen Rede darauf aufmerksam, dass es eine Zwischenfrage gibt.
Ob er die Frage entgegennehmen will, fragt sie Matter. Dieser antwortet mit einer Gegenfrage: «Auf Deutsch?»
Der Walliser SP-Nationalrat Emmanuel Amoos stellt klar, dass er die Frage auf Französisch stellen will. Aber: «langsam», wie er versichert.
Doch Matter will die Frage nicht entgegennehmen: «Mein Französisch ist heute nicht so gut». Begleitet wird die Szene von einem lauten Gelächter im Nationalratssaal.
Verhalten «eine Schande für die Schweiz»
Das Verhalten von SVP-Nationalrat Thomas Matter stösst dem Zürcher Schulberater Sammy Frey sauer auf. In einem Linkedin-Post mit einem Video der kuriosen Matter-Französisch-Szene wendet er sich direkt an Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.
Seit Dienstag würde er mit sich ringen, ob er das schreiben und sich so exponieren soll. Da er andernorts aber keine Reaktion gesehen habe, wende er sich mit einer «eindringlichen Bitte» an die Bundesrätin.
Das, was sich am vergangenen Montag im Nationalratssaal zugetragen habe, sei «eine Schande für die Schweiz».
Sammy Frey, selber Zürcher und Lehrer, steht dem Französischunterricht in der Mittelstufe kritisch gegenüber. Dies stehe aber in keinem Verhältnis zum «despektierlichen Verhalten» von Nationalrat Matter. «Es beschämt mich – und andere – zutiefst», schreibt Frey.
Frey: Aussagen gefährden nationalen Zusammenhalt
Das sei keine Frage der politischen Couleur, sondern der Haltung. Und diese decke sich nicht mit der Haltung der Mehrheit in der Deutschschweiz.
Frey bittet Bundesrätin Baume-Schneider, das Gespräch mit Herrn Matter zu suchen. Und ihn darauf hinzuweisen, welches «Signal er mit seinem Verhalten an die Romandie und an die übrige Schweiz» sende.
Solche Aussagen würden den nationalen Zusammenhalt wesentlich stärker gefährden als eine allfällige Verkürzung des Französischunterrichts um zwei Jahre.
Dabei gehe es nämlich nur um den Zeitpunkt, an dem die Kinder eine Sprache lernen. Eine Sprache, die Matter «wohl immer noch nicht ausreichend beherrscht», schreibt Frey.
In Kombination mit mangelndem Taktgefühl und den Lachern im Saal sei das eine «gefährliche Mischung».
Zürcher Kantonsparlament will Französisch ab Oberstufe
Die Diskussion um das Frühfranzösisch wurde in Zürich lanciert. Zürcher Schülerinnen und Schüler sollen künftig wieder erst ab der Oberstufe Französisch lernen. Das fordert das Kantonsparlament von der Regierung.
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zeigte sich irritiert über die Zürcher Forderung. Die geplante Abschaffung des Französischunterrichts an der Primarschule in Zürich sei ein Affront für die Westschweiz.
Zudem ziele sie auf eine Entwertung der Landessprachen und der Kultur ab.