Elisabeth Baume-Schneider irritiert über Frühfranzösisch-Abschaffung
In Zürich soll der Französischunterricht in der Primarschule gestrichen werden. Der Bundesrat ist davon nicht begeistert – so auch Elisabeth Baume-Schneider.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Zürcher Kantonsparlament will den Französischunterricht in der Primarschule absetzen.
- Der Bundesrat hält die Abschaffung für problematisch.
- Elisabeth Baume-Schneider zeigt sich irritiert über die Zürcher Forderung.
Zürcher Schülerinnen und Schüler sollen künftig wieder erst ab der Oberstufe Französisch lernen. Das fordert das Kantonsparlament von der Regierung. Die Schulkinder sollen sich in der Primarschule auf andere Fächer konzentrieren können.
Der Bundesrat hält es für problematisch, an Deutschschweizer Primarschulen das Frühfranzösisch abzuschaffen. Er hat seine Haltung bekräftigt, falls nötig zugunsten der Mehrsprachigkeit durchzugreifen.
Affront für die Romandie
In einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» reagiert Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider auf die Forderung des Zürcher Kantonsrates. Die Vorsteherin des Innendepartements, die für die Sprachenpolitik zuständig ist, empfindet dies als Affront für die Romandie. Zumindest auf politischer Ebene.
«Die Reaktion der breiten Bevölkerung in der Romandie ist jedoch eher eine grosse Irritation», fügt Elisabeth Baume-Schneider hinzu. Die Westschweizer würden nicht verstehen, weshalb Zürich den Französischunterricht in der Primarschule abschaffen will.
In der Westschweiz sehe der Trend nämlich anders aus: «Hier wird die Zahl der Deutschlektionen eher erhöht», betont die Bundesrätin im Interview. Auch wenn das Schulfach Deutsch für einigen Romands schwierig oder mühsam sei, stehe diese Landessprache als Primarschulfach nicht zur Diskussion.
Baume-Schneider warn zudem, dass der Zürcher Entscheid «in einem gewissen Sinne schon» den nationalen Zusammenhalt gefährde. «Der Entscheid des Zürcher Kantonsrats zielt letztlich auf eine Entwertung der Landessprachen und unserer Kultur ab.»
Elisabeth Baume-Schneider: «Der Bundesrat entscheidet»
Das sei eine Entwicklung, die sie sehr ernst nehme. Daher kommt für sie auch eine Regelung durch den Bundesrat infrage. Der Bundesrat vertraue zwar den Kantonen, dass diese die Sprachen-Frage selbst regeln können. «Aber wir wissen auch, dass der Bund handeln muss, wenn die Kantone das nicht hinbekommen», führt die SP-Politikerin aus.
Baume-Schneider werde dieses Thema noch diesen Monat in den Bundesrat bringen, verrät sie im Gespräch mit dem «Tagesanzeiger». Sie werde dort Optionen präsentieren. «Der Bundesrat entscheidet, wann und unter welchen Umständen er eingreift.» Unter Umständen sei sie dafür, «dass der Bund handelt und den Landessprachenunterricht auf Primarschulstufe vorschreibt».
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider selbst ist im Kanton Jura zweisprachig aufgewachsen, daher fiel ihr der Deutschunterricht in der Schule einfach.
Ihr grösster Nutzen der Zweisprachigkeit seien aber nicht gute Noten gewesen. «Sondern die Sensibilität für die verschiedenen Kulturen unseres Landes, die mir damit vermittelt wurde», so die Jurassierin.