Der Nationalrat möchte die Eizellspende legalisieren, weil die Samenspende erlaubt ist. Die Gegner hegen aber grosse Bedenken beim Frauen- und Kinderschutz.
Eizellspende Nationalrat
Im Nationalrat wurde über die Eizellspende debattiert. Die grünliberale Katja Christ (l.) will sie legalisieren, die EVP-Präsidentin Lilian Studer (m.) und SVP-Nationalrätin nicht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Nationalrat wurde über die Legalisierung der Eizellspende debattiert.
  • Für die Befürworter ist der Schritt überfällig, weil die Samenspende auch legal ist.
  • Gegner hingegen sehen zahlreiche ethische Probleme, die sich kristallisieren könnten.
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Im September 2021 hat die Schweizer Stimmbevölkerung Ja zur Ehe für alle gesagt. Damit wurde auch die Samenspende für lesbische, verheiratete Paare legalisiert. Nun wollte die nationalrätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Forschung einen Schritt weiter gehen: Die Eizellspende soll nicht mehr einem Verbot unterliegen.

Eizellspende Schweiz
Eizellen werden einer Frau mithilfe eines Ultraschalls entnommen, hier am GYN-A.R.T. in Zürich.
Eizellspende künstliche Befruchtung
Während der künstlichen Befruchtung wird ein Ei mittels Spermien, die in einer Spritze sind, befruchtet.
Eizellspende künstliche Befruchtung
Die befruchteten Eier werden dann in einem Inkubator verlegt und immer wieder überprüft.

Wie bei den meisten Themen, die Wissenschaft und Leben berühren, wurde rege debattiert. Die Gegnerinnen und Gegner der Eizellspende sind dem konservativen Ecken zuzuordnen, aber nicht unbedingt dem rechten. Gegenüber Nau.ch haben Lilian Studer, Präsidentin der EVP und Verena Herzog, SVP-Nationalrätin, ihre Meinungen geschildert.

«Konfliktpotenzial ist vorprogrammiert»

Den beiden ist der Schutz der Spenderinnen ein besonderes Anliegen: «Ich glaube, es ist Vielen nicht bewusst, was eine solche Spende mit sich bringt», sagt Verena Herzog. «Hormontherapie, die nicht ganz ohne ist, und dann ein Eingriff unter Narkose.» Lilian Studer spricht auch von langfristigen Komplikationen durch solche Eingriffe.

Abstimmung Nationalrat
Das Abstimmungsresultat einer Vorlage im Nationalrat, 17. März 2022. - Keystone

Die beiden haben im Nationalrat Nein gestimmt, so wie ihre Fraktionen auch. Für die meisten durfte auch das zentrale Argument gewesen sein, ein Kind brauche seine biologischen Eltern. «Mit der Eizellspende ist das Konfliktpotenzial vorprogrammiert», so Herzog. Aus demselben Grunde war sie auch gegen die Ehe für alle und die dazugehörige Samenspende.

Krankenkasse Samensende Fruchtbarkeit
Ihren Kinderwunsch können lesbische Paare sich nur via Samenspender erfüllen. Dabei gibt es die anonyme oder die offene Spende. - Pixabay

Beide hätten aber Verständnis für den Kinderwunsch, versichern sie. Dieser berechtige aber nicht alles. «Es gibt auch das Problem der weitgehenden Kommerzialisierung», sagt die Aargauerin Studer. Wenn die Motivation der Spenderinnen finanzieller Natur sei, bestehe die Möglichkeit der Ausbeutung, befürchtet auch Herzog.

Zuerst legalisieren – dann Details diskutieren

Dem widerspricht Katja Christ, GLP-Nationalrätin, die eine Motion zur Fortpflanzungsmedizin eingereicht hat. «Es gibt gute Lösungen, wirtschaftliche Motivationen zu verhindern. Aber um die gesetzliche Umsetzung geht es auch noch gar nicht», so die Baslerin. Sie wolle den ersten Schritt der Legalisierung machen.

Eine Gefahr für Spenderinnen schliesst Christ nicht aus, aber sie seien nicht mehr so gross wie früher. Das sei dem grossen Fortschritt in Wissenschaft und Forschung zu verdanken.

Fortpflanzungsmedizingesetz
1998 stimmte die Schweiz über das Fortpflanzungsmedizingesetz ab. Seither wurde es einmal revidiert. - Keystone

Zentral für Christ sei die Gleichstellung der Eizellspende und Samenspende im Gesetz. «Vor 20 Jahren aber hat sich unsere Bevölkerung zur Fortpflanzungsmedizin bekannt», so die Anwältin. «Geblieben ist jedoch, dass die Mutter mit dem Kind zwingend genetisch verwandt sein muss, der Vater aber nicht.» Das widerspreche der Bundesverfassung.

Eizellspende Befruchtung
2017 wurden in der Schweiz laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik 5845 In-Vitro-Befruchtungen von Eizellen durchgeführt. - Keystone

Für Gegnerin Herzog zieht diese Argumentation nicht. «Ich finde es ethisch verwerflich, die Gleichstellung von Mann und Frau – die es sowieso nie zu hundert Prozent geben wird – über das Kindeswohl und den Schutz der Frauen zu stellen.»

Würden Sie Fortpflanzungsmedizin in Betracht ziehen, um ein Kind zu bekommen?

Das wiederum lässt Christ nicht einfach im Raum stehen. «Ich bin überzeugt, dass ein Kind, welches mit Unterstützung der Fortpflanzungsmedizin geschenkt werden konnte, diese in genauso vollen Zügen geniesst, auch ohne genetische Verwandtschaft.»

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