Am Freitag entscheidet der Bundesrat, ob er die Massnahmen gegen das Coronavirus lockern kann. Dafür muss aber die epidemiologische Lage stimmen.
Die Medienkonferenz mit Fachpersonen des Bundes und der Kantone.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz steht laut Expertinnen und Experten kurz vor einer dritten Welle.
  • Gleichzeitig muss der Bundesrat entscheiden, ob die Massnahmen gelockert werden können.
  • Das BAG hat gegenwärtig noch mit dem Impfen und Testen auf grosser Skala zu kämpfen.

Um die Lockerungen der Massnahmen gegen das Coronavirus sieht es nicht so gut aus: Vergangene Woche ist die Anzahl Neuinfektionen schweizweit um 16 Prozent angestiegen. Nur in sechs Kantonen sind sie stabil geblieben oder gesunken.

Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der BAG-Medienkonferenz:

– Eine Trendwende zur dritten Welle sei durchaus möglich, sagte Patrick Mathys. Anzeichen, dass sie aber schon da sei, gebe es keine. Mittlerweile ist aber B117 für 80 Prozent der Corona-Fälle verantwortlich.

Impfung Coronavirus B.1.1.7.
Impfzentrum in Genf. Noch ist die Gefahr gering, dass die verabreichten Impfungen nicht gegen neue Varianten des Virus wirken. Zwar fehlt es noch an biologischen Daten zu den beiden «gefürchteten» Mutationen B.1.1.7. und 501.V2, aber die Wirksamkeit der zugelassenen Impfseren dagegen ist erwiesen. - Keystone

– Zu den Impfungen und dem Impfziel des Bundes konnten die Anwesenden nicht viel sagen. Es war weder Nora Kronig noch eine Impfexpertin vor Ort. Das BAG halte das Impfziel bis im Juni aber immer noch für realistisch, so Mathys.

– BAG-Beamte Mathys sprach sich zudem indirekt gegen grosse Öffnungsschritte aus: Die Lage sei zu unsicher und ungünstig. Dem Bundesrat Empfehlungen geben könne das Bundesamt aber nicht.

Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:

15:00 Die britische Variante könnte tatsächlich tödlicher sein als früher angenommen. Das müsse das BAG gemeinsam mit der Task Force aber noch genauer untersuchen, sagt Mathys. Damit ist die Medienkonferenz beendet.

14:59 Der Impfschutz sei durchaus gegeben, sagt Mathys. Aber keine Impfung schütze zu 100 Prozent. Zudem sei noch unklar, ob eine geimpfte Person das Virus weitergeben könne.

Rudolf Hauri ergänzt: Eine Pflegeinstitution, in welcher Bewohnende geimpft waren, erlebte einen Ausbruch. Geimpfte Personen erlebten einen milden Krankheitsverlauf.

14:56 Die Schweiz gehöre inzwischen «den Besten» an, wenn es um die Sequenzierung des Coronavirus gehe. Sie leiste auch einen grossen Teil für die Erkennung von neuen Mutationen, so Mathys.

14:53 Die Validierung der Selbsttests sei notwendig, bestätigt Gattoni. Das BAG wolle einen Mindest-Standard an Qualität sicherstellen.

Coronavirus BAG Gattoni
Fosca Gattoni, stellvertretende Leiterin Sektion Heilmittelrecht beim BAG. - Keystone

14:52 Die Nebenwirkungen der Impfung von AstraZeneca gebe zu reden, bestätigt Hauri. Er glaube aber nicht, dass dies das Impfziel gefährde. Der Dialog mit der Bevölkerung sei hier wichtig.

14:49 Einen Impfpass zu machen, der auch international anerkannt sei, sei schwierig, sagt Mathys. Aber man arbeite mit Hochdruck daran, diese Diskussion voranzutreiben.

Ausbrüche des Coronavirus in Schulen werden beobachtet

14:42 Verfolgen die Kantone die Lage in Schulen? Hauri antwortet, die Stände beobachteten dies. In Zug seien wöchentliche Tests an Schulen nun Normalität, es wurde in den letzten Wochen einen leichten Anstieg verzeichnet. Gleichzeitig sei aber auch die Anzahl Tests auf das Coronavirus gestiegen.

Coronavirus Hauri Zug
Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. - Keystone

Der Bund verfolge auch die altersspezifischen Inzidenzen, fügt Mathys hinzu. Das BAG führe aktuell «intensive» Diskussion zu Massnahmen in Schulen.

14:40 Der Bund mache sich auch Gedanken über mögliche Negativtests-Bescheinungen für Kino-Besuche oder Ähnlichem. Aber der Fokus liege im Moment bei der flächendeckenden Testung an Orten wie Schulen.

Coronavirus
Eine Frau trägt im Flugzeug eine Maske gegen das Coronavirus. (Symbolbild) - dpa

14:37 Wie sieht es mit den Masken aus? Das käme darauf an, wie viele Personen immun auf das Coronavirus in Zukunft seien. Je geringer diese Anzahl, desto höher die Chance, dass Ausbrüche wiederkehren und grosse Dimensionen annehmen. Das gefährde auch eine gute Gesundheitsversorgung, warnt Mathys.

14:35 Eine Frage zum Impfziel. Das Ziel erachte das BAG nach wie vor «als realistisch» und werde alles tun, um dieses zu erreichen. Rudolf Hauri ergänzt mit etwa demselben Sentiment. Die Rahmenbedingungen machten aber daraus eine «Herkules-Aufgabe».

14:31 Das BAG könne dem Bundesrat nicht Schritte empfehlen. Aber die Situation sei fragil und ungünstig, sagt Mathys. Öffnungsschritte «im grossen Stil» wären eher gefährlich.

Coronavirus Mathys BAG
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, informiert zum Thema Coronavirus. - Keystone

14:27 Die Fragerunde beginnt. Wie wird die dritte Welle des Coronavirus aussehen, ist sie schon da? Nein, das sei sie nicht, antwortet Mathys. Aber es sei möglich, dass sich die Schweiz in diese Richtung bewege.

Eine Trendwende sei nicht auszuschliessen. Viele Faktoren, welche die Ausbreitung begünstigten, seien sich am Verändern. Beispielsweise seien da die Varianten, aber auch die Lockerungen.

Die Impfung sei aber auch ein Faktor, sowie die Testung auch. Nicht zu unterschätzen sei auch das Verhalten der Bevölkerung.

Vorbildkanton Graubünden berichtet positiv über flächendeckende Tests

14:25 Jetzt spricht Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug. Es gebe vonseiten der Kantone Positives zu berichten, über die Intensivstationen und Spitäler und deren Belastung durch Covid-Patienten.

Bei den Impfungen stünden vor allem organisatorische Fragen im Vordergrund. Die Kantone hätten immer noch mit Lieferknappheit zu kämpfen. Auch die Sicherheit des Impfstoffes werde von der Bevölkerung hinterfragt.

Coronavirus Graubünden Bühler
Martin Bühler, Amtsleiter für Militär und Zivilschutz und Chef des Kantonalen Führungsstabes im Kanton Graubünden. - Keystone

14:19 An den Schulen wurde wöchentlich getestet, und danach schnell reagiert. Bei positiven «Pools» könne rasch eingegriffen und Infektionsherde aufgelöst werden. Alle Mittelschulen machten mit und 95 Prozent der gesamten Schulen. Auch mit freiwilligen Tests in Unternehmen liesse sich viel gegen die Weiterverbreitung des Coronavirus machen.

14:14 Gattoni übergibt das Wort an Martin Bühler, dem Amtsleiter für Militär und Zivilschutz im Kanton Graubünden. Er berichtet über die Massentests im Kanton, die häufig als Vorbild für die ganze Schweiz zitiert werden. Die Strategie Graubündens für die Pandemie-Bekämpfung lautet «Impfen & testen, testen, testen, testen...».

Coronavirus BAG
Der Bund startete gegen die Verbreitung des Coronavirus eine Test-Offensive. Vorbild ist der Kanton Graubünden, der seit längerem flächendeckende Tests durchführt (Archivbild). - Keystone

Die Auswertung sei noch im Gange, die Effekte seien aber schon aufzeigbar, so Bühler. Die Fallzahlen hätten sich im Februar eigentlich «negativ verändern müssen», dies blieb aber aus. Stattdessen sei eine Stagnation verzeichnet worden.

14:11 Nun spricht Fosca Gattoni, stellvertretende Leiterin der Sektion Heilmittelrecht beim BAG über die erweiterte Teststrategie des Bundes. Ziel sei es, etwa 40 Prozent der «mobilen Bevölkerung» wöchentlich auf das Coronavirus zu testen. Dies an Arbeitsplätzen, Schulen, und Alters- und Pflegeheimen.

Mathys: «Lage äusserst unsicher»

14:08 Im Ausland stehe die Schweiz eher gut da, zeige aber eine leichte Zunahme der Fallzahlen auf, wie auch Deutschland. In anderen Ländern sei die Lage aber deutlich schneller deutlich schlechter geworden, sagt Mathys. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass dies auch hierzulande geschehen könnte.

Coronavirus Variante B.1.1.7
Die Corona-Variante B.1.1.7 breitet sich auch in der Schweiz immer weiter aus. - Keystone

14:05 B117 könnte auch zu schwereren Krankheitsverläufen und mehr Mortalität führen, so Mathys weiter. Die Test-Positivitätsrate bleibe aber noch stabil, könnte auch nach Strategiewechsel etwa in dieser Grössenordnung bleiben.

Die Hospitalisierungen nähmen «leider nicht mehr ab», bedauert Mathys. Auch bei den Todesfällen sei kein Rückgang mehr zu verzeichnen. Jedoch sei weiterhin keine Übersterblichkeit mehr bei den über 65-Jährigen zu sehen.

14:00 Patrick Mathys eröffnet die Medienkonferenz und informiert zur epidemiologischen Lage. Die Entwicklung sei «äusserst unsicher», die Schweiz stehe vielleicht an der Schwelle einer dritten Welle. Seit Ende Februar sei bei den Neuinfektionen ein Aufwärts-Trend zu sehen.

Patrick Mathys Coronavirus
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, BAG, an einem Point de Presse zum Coronavirus. - Keystone

Auch der R-Wert liege aktuell bei 1,13. Die Fallzahlen könnten sich in etwa vier Wochen schon verdoppeln. Die Varianten des Coronavirus sind auch weiter dominant, mittlerweile machten diese 80 Prozent der Fälle aus. Im Vordergrund stehe weiterhin B117, die britische Mutation.

Folgende Fachleute nahmen teil:

– Fosca Gattoni, Stv. Leiterin Sektion Heilmittelrecht, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Martin Bühler, Amtsleiter, Amt für Militär und Zivilschutz, Chef des Kantonalen Führungsstabes, Kanton Graubünden

– Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

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