Bundesrat soll E-Sports mit anderen Sportarten gleichstellen
Es brauche klare Regeln gegen Online-Bschiss und eine Anerkennung wie andere Sportarten, fordern 7 Parlamentarier von SVP bis Grünen.

Das Wichtigste in Kürze
- E-Sports soll besser reguliert und anderen Sportarten gleichgestellt werden.
- Dies fordert SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor in einem Vorstoss vom Bundesrat.
- Der Rechtsaussen erhält dabei Unterstützung von Links-Grün und vom E-Sports-Verband.
- Gaming in J+S-Lagern anzubieten, sei «absolut vorstellbar», heisst es.
Es braucht klare und verhältnismässige Regeln – auch im E-Sport und anderen Online-Wettbewerben wie Schach oder Go. Das fordert SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor vom Bundesrat: Denn sich mit technischen Mitteln einen Vorteil zu verschaffen, das solle verhindert werden.

Addor geht in seinen Forderungen aber gleich noch einen Schritt weiter: Das Sportförderungsgesetz soll so erweitert werden, dass E-Sports den traditionellen Disziplinen gleichgestellt werden. Gleiche Anerkennung, gleiche Regulierung und die Entwicklung einer nationalen Strategie.
E-Sport bringt politische Gegner zusammen
Nationalrat Addor scheint hier ein Thema gefunden zu haben, hinter das sich selbst der politische Erzfeind stellen kann. Den 62-Jährigen würde man spontan nicht unbedingt der Gamer-Szene zurechnen. Innerhalb der SVP gilt er als der konservativste Exponent – und kein SVPler hat seinen Vorstoss mitunterzeichnet.

Dafür unterschrieben zwei Grüne und drei SP-Mitglieder, darunter Co-Fraktionspräsident Samuel Bendahan, und als einziger Deutschschweizer der Grünliberale Beat Flach.
Offenbar gebe es grösser Betrugsfälle, sagt dieser, und er wolle nicht, dass junge Menschen Opfer von quasi-rechtsfreien Räumen würden. «Und ja, warum sollen digitale Sportarten nicht auch aus der Nerd-Ecke herauskommen, in die sie teilweise gesteckt werden?»
Bendahan findet Addors Forderung «eine gute Idee» – schliesslich diene sie dem Gemeinwohl. «Ich war schon immer der Meinung, dass es keinen Grund gibt, zwischen ‹körperlichem› Sport und anderen Sportarten zu unterscheiden.»
Es sei schliesslich ein Hobby, und wenn die Leute motiviert und interessiert seien, hätten sie ähnliche Unterstützung verdient.

Betrug sei generell ein Problem, weil er vielen Menschen schade und das Erlebnis von Hobby- oder Sportinteressierten ruiniere. Wenn man nichts unternehme, lande man beim gleichen Thema wie bei der E-ID: Der Privatsektor kümmere sich darum.
«Gamer stehen Branchenstrategien zur Bekämpfung von Betrug oder Diebstahl oft sehr skeptisch und kritisch gegenüber», weiss Bendahan. Er hat sich, im Gegensatz zu Addor, schon früher für E-Sports starkgemacht.
E-Sports: Nicht das wichtigste Thema, aber…
Natürlich gebe es drängendere Probleme zu lösen, räumt Bendahan ein: die Krankenkassenprämien, die hohen Mieten, Gleichstellung, Klimaschutz.
Aber wenn man im Bereich E-Sports nichts tue, verliere man ein enormes Potenzial. «Die Schweiz ist im Sportbereich anerkannt und könnte im Bereich E-Sport eine hervorragende gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle spielen.»

Gleich sieht dies auch der Verband Swiss Esports Federation (SESF): Es sei an der Zeit, dass die Schweiz E-Sport auf kultureller, wirtschaftlicher und sportlicher Ebene anerkenne, sagt Verbandspräsident Baptiste Müller.
«Davon profitieren sowohl die Spielerinnen und Spieler als auch die Gesellschaft insgesamt.» E-Sport sei in vielerlei Hinsicht mit traditionellen Sportarten vergleichbar.
Gamen im J+S-Lager: «Absolut!»
Gleiche Anerkennung, Förderung und Regulierung für E-Sports wie für traditionelle Disziplinen: Zu Ende gedacht hiesse das wohl, dass auch J+S-Kurse für E-Sports unterstützt würden.
Könnte es also bald heissen: Ab ins J+S-Lager, um eine Woche lang «League of Legends» oder den «Landwirtschafts-Simulator» zu trainieren?

«Absolut, das können wir uns vorstellen», sagt SPler Bendahan. Für Games und E-Sport gelte wie bei anderen Dingen auch: «Manchmal sind sie gut für die Gesundheit und die Gemeinschaft, manchmal weniger.»
Es gelte zu beachten, dass auch die Welt der Videospiele ihre Schwierigkeiten habe, auch was die Arbeitsbedingungen betreffe.
Aber: «Mit Anerkennung können wir auch die Entwicklung ethischer, gesunder, vernünftiger und künstlerisch hochwertiger Praktiken fördern, die den Menschen Respekt entgegenbringen.»