Bundesrat: Darum ist Pfister top und Cassis der unbeliebteste
VBS-Chef Martin Pfister ist der beliebteste Bundesrat, Ignazio Cassis der unbeliebteste. Das hat seine Gründe.

Das Wichtigste in Kürze
- Der beliebteste Bundesrat ist gemäss einer Umfrage Neuling Martin Pfister.
- Auf dem letzten Platz liegt Ignazio Cassis.
- Neulinge haben es generell einfacher, Aussenminister dagegen generell gar nicht.
Im März erst gewählt und gleich schon auf Platz eins der Bundesrats-Hitparade eingestiegen: VBS-Chef Martin Pfister darf sich rühmen, der Beliebteste im Gremium zu sein – wenn man der neusten Umfrage trauen darf. Aussenminister Ignazio Cassis rutscht dagegen auf den letzten Platz ab. Beides ist indes nicht wirklich überraschend.
Neu kommt gut an
Denn als Frischgewählter geniesst Bundesrat Pfister zunächst einmal den Neulings-Bonus. Der Effekt zeigte sich auch etwa bei Beat Jans. Dieser setzte sich nach seiner Wahl sogar noch fulminanter an die Spitze der Beliebtheitsskala. Mit Einkehr des Bundesrats-Alltags rutscht Jans aktuell aber auf Platz fünf ab.

Dazu kommt Pfister auch sympathisch rüber: Er hüpft elegant vom Panzer, macht eine gute Figur beim Besuch in Blatten VS, präsentiert sich als Macher. Sogar die zwei grossen Personalfragen – Korpskommandant und NDB-Direktor – hat er gelöst.
Klar, er überbringt uns auch schlechte Nachrichten: Der F-35 wird wohl wirklich teurer, die Drohne kann definitiv nicht das, was sie sollte. Aber das ist nicht Pfisters Fehler, sondern es sind Probleme, die er beim Amtsantritt geerbt hat.

Pfister ist auch ein guter Kommunikator: Stets freundlich, manchmal auch freundlich ausweichend und nichtssagend. Doch das ärgert höchstens uns Journalisten. Denn dadurch bietet er weniger Angriffsfläche.
Armer Aussenminister
Vergleichsweise undankbar ist da der Job des Aussenministers. Ganz abgesehen davon, dass Ignazio Cassis auch nicht mehr ganz neu, sondern schon seit acht Jahren im Amt ist. Der Tessiner hat im Gegensatz zu Pfister nicht viele Dossiers, die man als volksnah bezeichnen könnte. Sondern primär solche, bei denen man viel falsch machen kann und fast schon garantiert den einen oder die andere verärgert.

Sei es der Gaza-Krieg, Reden vor der UNO-Generalsversammlung oder das EU-Dossier: Damit gewinnt man keinen Blumentopf. Cassis hat kaum Gelegenheit, zu glänzen, auch wenn er stets in wichtiger Mission unterwegs ist.
Bundesrat: Insgesamt eher durchschnittlich
Cassis schüttelt dem Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge die Hand. Oder er begrüsst den stellvertretenden Ministerpräsidenten Italiens zu einem offiziellen Besuch in Bern. Ob man solches gut findet oder nicht, spielt eine untergeordnete Rolle: Die Öffentlichkeit nimmt es nicht wirklich wahr.
Insgesamt darf die Rangierung der Landesmütter und -väter aber über eines nicht hinwegtäuschen: Sie liegen allesamt sehr nahe beieinander in der Gunst der Bevölkerung. Die Note von «Liebling» Martin Pfister (3,89) liegt nicht sehr viel über derjenigen von Schlusslicht Ignazio Cassis (3,01). Das ist bei einem Durchschnitt, der auf die Bewertung der doch sehr vielfältigen Schweizer Bevölkerung abstützt, auch nicht weiter verwunderlich.