TV-Shows & Tour: Schafft Marco Rima gerade ein Comeback?
Einst scharf für seine Corona-Aussagen kritisiert, steht Marco Rima wieder auf der grossen Bühne. Der Komiker zeigt sich gelassen und will Brücken bauen.

Das Wichtigste in Kürze
- Marco Rima ist am Wochenende bei «SRF bi de Lüt – live» aufgetreten.
- SRF betont, seine Corona-Haltung spielte bei der Einladung keine Rolle.
- Auch «Das Zelt» setzt trotz Kritik wieder auf den Comedian.
- Rima selbst sagt, er habe nie im Streit mit SRF gestanden.
Es ist ein Bild, das viele irritiert hat: Marco Rima (64), einst Symbolfigur der Corona-Skeptiker, hatte am vergangenen Wochenende bei «SRF bi de Lüt» einen grossen Auftritt.
Moderatorin Fabienne Gyr (37) begrüsste ihn in Oberägeri am See herzlich mit den Worten: «Du siehst fantastisch aus.» Das Publikum lachte. Über die hitzigen Schlagzeilen der Pandemie fiel kein Wort. Rima wohnt selbst in Oberägeri.
Rimas Aussagen in der Pandemie
Während der Corona-Zeit war Rima einer der lautstärksten Kritiker der Massnahmen. Er trat an Demonstrationen auf, wetterte gegen Masken- und Impfpflicht. Den Medien warf er Stimmungsmache vor.
Er kritisierte, dass er als «Schwurbler» oder «Verschwörer» bezeichnet wurde.
Auf die Frage, ob er seine Haltung bereue, erklärte er später: «Ich würde es nochmals gleich machen.»
Marco Rima ist SRF dankbar
Für Rima selbst war der SRF-Auftritt kein Neustart nach einem Bruch. «Ich hatte nie ein schlechtes Verhältnis zum Schweizer Fernsehen», sagt er zu Nau.ch.
«Im Gegenteil: Ich bin SRF sehr dankbar für vieles, was ich machen durfte: Von den frühen Sketches bis zu Filmen, die unterstützt wurden.»
Von einer Rehabilitation will er nichts wissen. «Manchmal bist du angesagt, manchmal weniger. Das gehört zu diesem Business.»
SRF verteidigt Einladung
Bei SRF ist man bemüht, den Auftritt unaufgeregt einzuordnen. «Marco Rima lebt in Oberägeri und ist nach wie vor einer der bekanntesten Comedians der Schweiz. Er war daher eine passende Wahl für die Live-Ausgabe von SRF bi de Lüt», heisst es auf Anfrage.
Seine politische Haltung während der Pandemie sei «nicht ausschlaggebend und auch nicht Thema des Gesprächs» gewesen.
Intern sei die Vergangenheit aber nicht ganz ausgeblendet worden. Die Redaktion habe die Ereignisse gemeinsam mit dem Organisationskomitee diskutiert. «Es liegt nicht an SRF, über die Rehabilitierung einer Persönlichkeit zu entscheiden.»
Das freundliche «Du siehst fantastisch aus» von Fabienne Gyr sei laut Sender darum keine Inszenierung, sondern spontane Moderation gewesen.
«Das Zelt»: Loyalität und Neutralität
Nicht nur SRF, auch die Kultur- und Eventplattform «Das Zelt» setzt wieder auf Rima. Gründer und Direktor Adrian Steiner erinnert gegenüber Nau.ch an die enge Verbindung: «Von 2005 bis 2015 war Marco Rima unser wichtigster Künstler.»
Und: «Er hat es ermöglicht, dass das Zelt überall ausverkauft war. Dies hat uns Türen geöffnet. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Fachlich spielt er immer noch in der obersten Liga.»

Für Steiner ist klar: «Das Zelt ist seit 23 Jahren politisch und religiös neutral. Wir zensurieren niemanden.» Man habe mit Rima bewusst weitergemacht, trotz der Debatten um seine Corona-Aussagen.
«Wir leben in einer Demokratie. Dazu gehört Meinungsfreiheit. Marco Rima gehört zu unserer Familie, als Künstler und als Mensch.»
Marco Rima ist für das Zelt kein Risiko
Steiner verschweigt aber nicht, dass die Pandemie Spuren hinterlassen hat: «Rima hat sicher einen Teil seines Publikums verloren. Dafür sind andere gekommen. Sein Publikum hat sich verändert.»
Von einem Risiko will er dennoch nicht sprechen. «Für uns zählt künstlerische Qualität und die gemeinsame Geschichte.»
PR-Experte: «Rima bewegt sich noch auf dünnem Eis»
PR-Experte Ferris Bühler sieht Marco Rima in einer heiklen Übergangsphase: «Er befindet sich zwischen Krisenmodus und Rehabilitation.»
Denn: «Seine Programme laufen wieder, das zeigt: er hat sich als Künstler zurückgefunden. Aber die Schritte sind vorsichtig und das ist nötig.»

Dass SRF ihn wieder eingeladen hat, sei ein Signal: «Das zeigt, man schätzt ihn nicht mehr als Risiko ein. Man traut ihm wieder, gibt ihm eine Bühne. Aber klar: er bewegt sich weiterhin auf dünnem Eis.»
Politik bleibt – aber als Stoff für Pointen
Rima selbst hat seine politischen Spitzen nicht ganz abgelegt. «Natürlich äussere ich mich zu Volk oder Gender. Auch weil ich bei vielem nicht mehr drauskomme», sagt er. «Aber das verarbeite ich humorvoll.»
Dabei nimmt er auch sich selbst aufs Korn: «Der alte, weisse Mann meiner Generation macht Frauen die Türen auf, kocht, putzt, hilft bei den Hausaufgaben. Das ist für mich kein Schimpfwort, sondern Stoff für Pointen.»
Hier warnt allerdings der PR-Experte Ferris Bühler: «Sollte er nochmals stark polarisieren oder gar die Pandemie-Thematik neu aufgreifen, bricht er im Eis ein. Dann wären viele Jahre Aufbauarbeit verloren.»
Altersmilde und Brückenbau
Auch mit Kritikern sucht Marco Rima den Dialog. «Wer wütend auf mich ist, soll sich melden. Ich nehme mir die Zeit für ein Gespräch.»
Er erzählt von einem Zuschauer, der widerwillig kam und nach der Show meinte: «Ich dachte, Sie seien der grösste Tubel. Jetzt finde ich Sie eigentlich nett.»