Schweizer Technologie bringt Lichtgeschwindigkeit in die Datenwelt
Das Start-up CCRAFT nimmt in Neuenburg die kommerzielle Produktion photonischer Chips auf. Diese Bauelemente sollen Daten noch schneller übertragen.

Das Wichtigste in Kürze
- CCRAFT ist das erste Unternehmen weltweit, das photonische Chips aus TFLN anbietet.
- Die Chips ermöglichen ultraschnelle und stromsparende Datenverarbeitung.
- CCRAFT will seine Produktion bis 2030 auf zwölf Millionen Chips jährlich ausbauen.
In Neuenburg ist mit CCRAFT ein neues Start-up an den Start gegangen, das sich auf die industrielle Fertigung sogenannter photonischer Chips spezialisiert. Diese Mikrochips verarbeiten Informationen nicht mit elektrischen Signalen, sondern mit Licht – eine Schlüsseltechnologie für die nächste Generation von Datenkommunikation, Rechenzentren und Quantentechnologien.
CCRAFT ist weltweit das erste Unternehmen, das serienreife photonische Chips auf Basis von Dünnschicht-Lithium-Niobat (Thin-Film Lithium Niobate, TFLN) produziert. Diese Materialplattform gilt als besonders leistungsfähig, wenn es um hohe Bandbreiten und Energieeffizienz geht – zwei Kriterien, die angesichts des global wachsenden Datenvolumens zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Das Unternehmen ist ein Spin-off des Forschungs- und Entwicklungszentrums CSEM. Bereits seit mehreren Jahren hat das Team in einer Pilotphase an der Entwicklung und Vorproduktion der Chips gearbeitet und konnte dabei bereits über 40 Partner beliefern. Nun beginnt der industrielle Ausbau der Produktion am Standort Neuenburg.
Kombination von Optik und Elektronik
Die globale Datenkommunikation hängt heute von einem riesigen Netz von Datenzentren und Internet-Austauschpunkten ab, die über Glasfasern, Kabel und sogar Freiraumsysteme miteinander verbunden sind. Wenn Daten durch diese Netze fliessen, müssen diese ständig in elektronische oder optischen Signale umgewandelt werden, wofür spezielle Komponenten wie Transceiver in Datenzentren zuständig sind.
«Herkömmliche Photonikplattformen stossen bei Bandbreite und Energieeffizienz an grundlegende Grenzen – Engpässe, die durch die KI-getriebene Nachfrage nach Daten noch verstärkt werden. TFLN ist eine sehr vielversprechende Materialplattform, die in der Lage ist, diese Leistungsanforderungen der nächsten Generation zu erfüllen», erklärt Hamed Sattari, Gründer und CEO von CCRAFT.

Photonische Chips kommen vor allem dort zum Einsatz, wo hohe Datenraten und geringe Latenzzeiten gefragt sind – etwa in Rechenzentren, Telekommunikationsnetzen, Quantencomputern oder präzisen Sensorsystemen. TFLN zeichnet sich durch seine hervorragenden elektro-optischen Eigenschaften aus und lässt sich gut mit bestehenden Mikroelektronikprozessen kombinieren.
CCRAFT bietet auch ein spezielles Process Design Kit (PDK) an, das die Kunden beim Entwerfen und Testen der zu produzierenden Mikroschaltkreise unterstützt. Das PDK enthält eine vollständige Modellierung der physikalischen Eigenschaften und der Leistung jedes Bauteils, um sicherzustellen, dass sich die hergestellten Chips wie vorgesehen verhalten. Das Unternehmen ist in der Lage, Multi-Project-Wafer (MPW) mit bis zu 800 verschiedenen Chips herzustellen, was den Kunden hilft, die Modellierungs- und Testphase zu beschleunigen.
Zwölf Millionen Chips pro Jahr
CCRAFT plant, seine Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren deutlich zu erweitern. Bis 2030 sollen jährlich bis zu zwölf Millionen Chips hergestellt werden. Damit will das Unternehmen rund 30 Prozent des Weltmarkts für TFLN-basierte photonische Schaltkreise abdecken.
Die Initiative ist nicht nur technologisch, sondern auch industriepolitisch bedeutsam: Sie soll dazu beitragen, Europas Souveränität im Bereich der Hochleistungs-Kommunikationstechnologie zu stärken – und zeigt exemplarisch, wie aus öffentlich finanzierter Forschung marktfähige Produkte entstehen können.