Schweizer Technologie: Kommt bald künstliche Schweizer Intelligenz?
Schweizer Hochschulen und Unternehmen arbeiten an einem eigenen KI-Modell für die Schweiz. Eine erste Version soll schon in diesem Sommer verfügbar sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Forschende wollen ein eigenes Schweizer KI-Modell erschaffen.
- Die Schweizer KI soll transparent und vertrauenswürdig sein.
- Für ihre Arbeit benutzen sie den Supercomputer Alps in Lugano.
US-Präsident Trump hat bereits lautstark verkündet, wer das weltweite Rennen um die Vorherrschaft bei der generativen künstlichen Intelligenz anführen wird: die USA natürlich. Dafür pumpt Amerika Milliarden in die Industrie. Am anderen Ende der Welt hat China mit DeepSeek ein eigenes generatives KI-Modell präsentiert. Dieses ist ähnlich leistungsfähig wie die amerikanischen Konkurrenten ChatGPT, Claude und Gemini. Es verbraucht aber viel weniger Energie und angeblich steckt auch viel weniger Entwicklungsaufwand in DeepSeek. Und die Schweiz? Hat es für ein so kleines Land überhaupt Sinn, in diesem Wettlauf der Giganten anzutreten?
An den technischen Hochschulen des Bundes ETH Zürich und EPF Lausanne ist man überzeugt, dass die Schweiz auch bei der KI mit den ganz grossen mitspielen kann. In der Swiss AI Initiative arbeiten KI-Experten von Hochschulen und Unternehmen zusammen. Das gemeinsame Ziel: Sie wollen eine künstliche Schweizer Intelligenz erschaffen, genauer gesagt ein eigenes generatives KI-Modell speziell aus der Schweiz und für die Schweiz.
Im letzten Jahr legten ETH und EPFL mit der Gründung des Schweizerischen Nationalen Instituts für KI (SNAI) nach. Inzwischen sind mehr als 800 KI-Forschende von zehn Hochschulen und Forschungsanstalten daran beteiligt. «Das Ziel von SNAI ist, die Schweiz als weltweit führenden Standort für die Entwicklung und Nutzung einer transparenten und vertrauenswürdigen KI zu positionieren», sagt ETH-Präsident Joël Mesot.
Mehrsprachig und vertrauenswürdig
«Wir arbeiten an einem Modell, das mehrsprachig, transparent und quelloffen ist und sich besser für unsere privaten und öffentlichen Institutionen in der Schweiz eignet», erklärt Martin Jaggi, Professor für maschinelles Lernen an der EPFL. «Wenn man sich die aktuellen Modelle anschaut, sind sie meist auf Englisch trainiert. Nehmen wir Metas LLama, dessen Daten zu rund 90 Prozent» auf Englisch sind. Unser Modell wird derzeit in mehr als 1.000 Sprachen trainiert.»
Das Schweizer KI-Modell soll nicht nur mehrsprachig, sondern vor allem auch transparent und vertrauenswürdig sein. Die Schweizer KI-Initiative will offenlegen, wie die Daten verwendet und verarbeitet werden, und die Einhaltung der schweizerischen und europäischen Vorschriften sicherstellen. Auch soll klar ersichtlich sein, welche Daten benutzt werden, um das Schweizer KI-Modell zu trainieren. «Die Modelle erben alle ihre Stärken und Schwächen von den Trainingsdaten. Deshalb wollen wir dies ganz klar transparent machen», sagt KI-Experte Jaggi.
Forscher nutzen Schweizer Supercomputer
Bei ihrer Arbeit setzen die Wissenschaftler auf den Supercomputer Alps, der im Swiss National Supercomputing Center in Lugano steht. Alps ist derzeit der achtstärkste Computer der Welt. In Europa hat nur der Jupiter Booster im Forschungszentrum Jülich in Deutschland eine grössere Rechenkapazität.
Eine erste Version soll bereits in diesem Sommer fertiggestellt werden. In Zusammenarbeit mit Behörden und Unternehmen können darauf spezifische Sprachmodelle umgesetzt werden. Ein Beispiel ist die Schweizer Justiz. Forschende der ETH Zürich arbeiten bereits heute gemeinsam mit dem Bundesgericht und dem Bundesamt für Justiz an diesem Projekt.