Finanzkrise: Die Digitalisierung bringt neue Risiken
Die 10. Forschungskonferenz der Europäischen Zentralbank hat sich mit der Frage beschäftigt, ob durch die Digitalisierung eine neue Finanzkrise ausgelöst wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor einer möglichen neuen Finanzkrise, ausgelöst durch die Digitalisierung des Bankensektors. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erinnert daran, wie im März 2023 gleich drei US-Banken innerhalb weniger Tage zusammenbrachen.
Diese Ereignisse wurden durch digitale Bank-Run-Prozesse über soziale Medien und Smartphones beschleunigt. Die Geschwindigkeit und das Ausmass solcher Entwicklungen seien heute viel höher als früher.

Dies verändere grundlegend die Rahmenbedingungen für die Finanzstabilität, wie die «Tagesschau» berichtet.
Löst die Digitalisierung eine Finanzkrise aus?
Ein zentraler Risikofaktor sind die sogenannten Schattenbanken. Diese privaten Anbieter von Krediten und Finanzdienstleistungen haben inzwischen einen Marktanteil von rund 60 Prozent in Europa.
Sie unterliegen kaum einer Regulierung, was verstärkt zur Verwundbarkeit des Finanzsystems beiträgt. Die Digitalisierung erleichtert deren Zugriff auf Kunden und Kapitalströme.
Dadurch werden traditionelle Banken zunehmend herausgefordert. Zugleich birgt dies erhebliche Risiken für die Aufsicht und Regulierung.
Regulierung gefordert
Die Digitalisierung bringt auch neue technologische Risiken mit sich, etwa durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Quantumcomputing. Diese Technologien bieten Chancen für effizientere Prozesse, bergen aber erhebliche operationelle Risiken.
Experten betonen die Notwendigkeit eines flexiblen und technologieneutralen Regulierungsrahmens. Dabei müsse die Balance zwischen Innovationsförderung und Finanzstabilität gewahrt bleiben.
Auch die zunehmende Verzahnung von Finanz- mit anderen Sektoren erschwere die Aufsicht, wenn Verantwortlichkeiten unklar werden, betont die deutsche Bundesbank.
Gefahr für systemische Krisen steigt
Die Geschwindigkeit digitaler Finanztransaktionen sorgt für eine neue Dynamik im Krisenmanagement. Während traditionelle Bank-Run-Prozesse früher Wochen dauerten, können solche Abläufe heute in wenigen Stunden viral um sich greifen.
Dies erhöht die Gefahr plötzlicher Liquiditätsengpässe und systemischer Krisen erheblich. Damit wächst der Druck auf Finanzaufsichten, digitale Risiken frühzeitig zu erkennen und zu steuern, betont die EZB auf ihrer Forschungskonferenz.
Die Gefahr für eine neue Finanzkrise, ausgelöst durch die Digitalisierung, könnte somit steigen.