Nord-Stream-Verdächtiger an Deutschland ausgeliefert
Nach monatelanger Untersuchungshaft in Italien wurde der mutmassliche Drahtzieher der Anschläge auf die Nord-Stream-Gasleitungen 2022 nun an Deutschland übergeben.

Nach mehr als drei Monaten Untersuchungshaft hat Italien den mutmasslichen Drahtzieher der Anschläge auf die Nord-Stream-Gasleitungen 2022 in der Ostsee an Deutschland ausgeliefert.
Der 49 Jahre alte Ukrainer wurde von den italienischen Behörden der deutschen Polizei überstellt. Dies wurde von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigt. Die Anschläge hatten vor drei Jahren weltweit Schlagzeilen gemacht.
Der Ukrainer Serhij K. verbrachte die meiste Zeit seiner Untersuchungshaft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Ferrara im Norden Italiens. Mit Beschwerden vor der italienischen Justiz versuchte er mehrfach, seine Auslieferung zu verhindern. Zwischenzeitlich war er auch im Hungerstreik.
Auslieferungsprozess nach Deutschland
Vergangene Woche gab Italiens oberstes Gericht jedoch die endgültige Erlaubnis. Der Verdächtige wurde mit einem Hubschrauber in Begleitung deutscher Beamter nach Deutschland gebracht.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft soll er an diesem Freitag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt werden, welcher ihm voraussichtlich den Haftbefehl eröffnen wird. Dem Ukrainer soll dann auch in Deutschland der Prozess gemacht werden. Im Gespräch ist Hamburg.
Für die Anschläge auf das frühere deutsch-russische Prestigeprojekt wurde bislang niemand zur Rechenschaft gezogen. Mit Ausnahme von K. sind alle möglichen Beteiligten auf freiem Fuss. Der Ukrainer wurde im August an der italienischen Adria-Küste gefasst, wo er mit seiner Familie den Sommerurlaub verbrachte.
Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass er dort verhaftet werden könnte. Zuvor soll er schon mehrfach in andere europäische Länder gereist sein, ohne dass ihm etwas geschah.
Sieben Verdächtige – darunter vier Taucher
Die Bundesanwaltschaft wirft K. das gemeinschaftliche Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor. Er soll ein Team aus sieben Verdächtigen koordiniert haben, das im September 2022 Sprengsätze an den Gaspipelines in der Ostsee platzierte.
Mehrere Sprengungen beschädigten die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Russland hatte wenige Monate zuvor seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen.
Nach Überzeugung der Ermittler sollen zu dem Siebener-Team auch vier Taucher gehört haben. Für die Anschläge soll die Truppe eine Segeljacht namens «Andromeda» angemietet haben, welche sie von Rostock hinaus auf die Ostsee brachte.
Ein mutmasslich beteiligter Taucher sass zeitweise in Polen in U-Haft. Dort lehnte die Justiz eine Auslieferung an Deutschland jedoch ab. Inzwischen ist der Mann – ebenfalls Ukrainer – wieder frei.










