Stadt Zürich

Passagiere steigen vorne ein – Bus-Chauffeure werden krank

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Hinweise in Zürcher Bussen bitten, möglichst hinten einzusteigen. Doch Passagiere zeigen dem Personal mehrheitlich die kalte Schulter.

Bus
Passagiere sollen hinten in den Bus einsteigen – daran halten sich viele nicht. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Kampagne gegen Durchzug im Bus soll Zürcher Buschauffeure vor Kälte schützen.
  • Der Personalverband stellt bei den Passagieren eine schwindende Akzeptanz fest.
  • Das Fahrpersonal in Berner Bussen kennt dagegen keine frostigen Fahrten.

Schlotter-Attacken gehören im Winter zum Job der Zürcher Buschauffeusen und -chauffeure. Aktuell dürften sie solchen besonders oft ausgesetzt sein. Kaum über vier Grad steigen die Temperaturen in den nächsten Tagen.

Zum Schlottern bringt das Personal am Steuer der Durchzug.

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) führen deshalb seit 2022 jeden Winter die Kampagne «Weniger Zug im Bus durch».

Passagiere sollen demnach im Bus möglichst hinten ein- und aussteigen. Darum bitten Aufkleber an der vordersten Tür und Plakate an der Rückwand beim Fahrpersonal.

Wollen Passagiere trotzdem vorne einsteigen, müssen sie aktiv auf den Türöffner drücken. Sehbehinderten oder mobilitätseingeschränkten Gästen öffnet das Fahrpersonal weiterhin die Tür.

«Zugluft soll vermieden werden»

Die Kampagne wurde auf Wunsch des Fahrpersonals wegen der hohen Krankheitsabsenzen eingeführt.

«Damit soll in der kalten Jahreszeit Zugluft vermieden werden», sagt Judith Setz, von den VBZ zu Nau.ch. Diese entstehe beim häufigen Öffnen der vordersten Türe und werde als unangenehm empfunden.

Hältst du dich an die Bitte?

Passagiere zeigen dem Fahrpersonal aber mehrheitlich die kalte Schulter.

Jens Kemper ist Geschäftsleitungsmitglied des Personalverbands «Transfair VBZ Züri-Linie». Wie er zu Nau.ch sagt, stellt der Verband fest: «Die Akzeptanz, möglichst die hinteren Türen zu benutzen, ist zurückgegangen.»

Durchsagen als Vorschlag

Den ständigen Warm-Kalt-Wechsel sieht Jens Kemper für die Gesundheit des Personals als nicht förderlich. «Jedes Mal, wenn die vordere Tür aufgeht, ist es wirklich sehr kalt.»

Viele Chauffeusen und Chauffeure seien deshalb öfter erkältet oder sogar krank. Kemper: «Ich versuche, mit der Grippeimpfung Krankheitsausfällen vorzubeugen.»

Das Zürcher ÖV-Personal ist bereits gesundheitlich angeschlagen. Kürzlich forderte das Fahrdienstpersonal der VBZ an einem Protest Massnahmen zur Verbesserung der Gesundheit.

Jens Kemper sieht bei den Hinweisen Verbesserungspotenzial. «Helfen könnten Durchsagen in den Fahrzeugen», sagt er.

Als «Königsweg» bezeichnet er, geschlossene Führerstände in den Bussen einzubauen. «Wie es in den Trams bereits der Fall ist.»

Solche Durchsagen kommen für die VBZ nicht infrage. «Die Durchsagen in unseren Fahrzeugen sind Störungs- und Umleitungsmeldungen vorbehalten», sagt Mediensprecherin Judith Setz.

Scheiben statt Kampagne

Das Fahrpersonal in den Berner Bussen kennt dagegen keine frostigen Fahrten.

Rolf Meyer, Mediensprecher von Bernmobil, macht darauf aufmerksam, dass die Busse über hohe Scheiben zwischen Fahrersitz und Fahrgastraum verfügen. Eingeführt wurden diese in der Corona-Pandemie.

«Diese Scheiben bieten einen zusätzlichen Schutz für die Fahrerinnen und Fahrer gegen Zugluft und Kälte», sagt er.

Bus
In den Bussen von Bernmobil besteht kein Problem mit Zugluft – dank der Scheiben zwischen Fahrersitz und Fahrgastraum. - keystone

Zudem biete Bernmobil seinen Fahrerinnen und Fahrern ein umfassendes Sortiment an Dienstkleidern für jede Wettersituation an, sagt Meyer.

«Also auch bei kalten Temperaturen.» Das Unternehmen trage der Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer somit umfassend Rechnung. «Daher verzichtet Bernmobil zugunsten unserer Fahrgäste auf die Schliessung der ersten Türe beim Bus.»

«Absolute Frechheit»

Bernmobil teilt zudem mit, dass zu einer kundenorientierten Dienstleistung gehöre, alle Türen für den Ein- und Ausstieg nutzen zu können.

Tatsächlich haben nicht alle Fahrgäste Verständnis für die Kampagne der VBZ. Dies zeigen die Reaktionen, als die VBZ vor einem Jahr auf Social Media darauf aufmerksam machte.

«Ui, jösses nei, die armen Gfrörli», spottete ein User auf Instagram.

Die Aufgabe der Busfahrer sei es, den Fahrgästen einen komfortablen Transport zu bieten, «nicht umgekehrt». Ein weiterer User bezeichnete die Kampagne als «absolute Frechheit».

Kommentare

User #1485 (nicht angemeldet)

Wie war das bei der Maskenpflicht damals? Die Buschauffeure waren davon befreit, durften jeden nach Belieben anhusten. Kein Mitleid!

User #2394 (nicht angemeldet)

Wie wär's mit Türen forne geschlossen halten? Die Luzerner können das😉

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