EU-Diplomaten: «Neue Vorschläge» bei Fortsetzung von Sondergipfel erwartet
Bei den Beratungen der EU-Staats- und Regierungschefs über das geplante Corona-Finanzpaket will Ratspräsident Charles Michel neuen Wind in die festgefahrenen Verhandlungen bringen.

Das Wichtigste in Kürze
- Treffen ging am Freitag ohne Annäherung zu Ende.
Michel werde am Samstag «neue Vorschläge» auf den Tisch legen, hiess es aus Diplomatenkreisen. Der erste Tag des Gipfels war am Freitag nach 14-stündigen Beratungen ohne Annäherung zwischen den Mitgliedstaaten zu Ende gegangen. Österreich und die Niederlande hatten sich nach Angaben von Diplomaten weiter gegen Pläne gestemmt, den Grossteil der Corona-Hilfen von insgesamt 750 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuschüsse auszugeben.
Der Gipfel soll um 11.00 Uhr fortgesetzt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und weitere Staats- und Regierungschefs trafen sich bereits vorher zu Beratungen. Dabei geht es um den noch umstrittenen Vorschlag der EU-Kommission für einen Wiederaufbauplan in beispielloser Höhe, der die europäische Wirtschaft nach der Corona-Krise wiederbeleben soll.
Als Gegner des Zuschuss-Modells gelten die «Sparsamen Vier» Schweden, Dänemark, Österreich und die Niederlande. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte am Freitag vor der EU als «langfristige Schuldenunion» gewarnt. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte bekräftigte seine Forderung, die Corona-Hilfen an Reformen zu knüpfen. Einem Diplomaten zufolge verlangte Rutte zudem, dass für die Auszahlung der Gelder ein einstimmiger Beschluss der EU-Länder nötig sein müsse.
Die Gesamtsumme der Corona-Hilfen von 750 Milliarden Euro soll laut dem Kommissionsvorschlag als gemeinsame Schulden der Mitgliedstaaten von der EU-Kommission an den Finanzmärkten aufgenommen werden. Die Gelder sollen dann an besonders stark von der Pandemie getroffene EU-Länder vor allem im Süden Europas gehen. Nur 250 Milliarden Euro sollen als Kredite vergeben werden, die von den Empfängern wieder zurückgezahlt werden müssten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte eingangs ein Scheitern des Gipfels nicht ausgeschlossen. Zuvor hatte sie wiederholt an die EU-Partner appelliert, noch vor Ende der Sommerpause zu einer Einigung in dem Streit zu finden.