Nachmittagsunterricht an Schulen oft falsch genutzt – Expertin sauer
Eine Erziehungswissenschaftlerin nennt den Nachmittagsunterricht an Schulen oft falsch genutzt und fordert mehr Fokus auf soziale und kreative Angebote.

Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin Ronja Jelena Filiz übt scharfe Kritik am Nachmittagsunterricht an Schulen. Sie benennt den «entscheidenden» Fehler darin, Nachmittagsstunden mit klassischen Fächern wie Geschichte und Englisch zu füllen.
Stattdessen plädiert sie dafür, die Zeit für sportliche, kreative und soziale Aktivitäten zu nutzen. Nach ihren Worten bieten Schulclubs in den USA Vorbilder.
Dabei sind sie für soziale Fähigkeiten wichtig und fördern Hochschulbewerbungen, wie sie in einem Bericht von «BuzzFeed News» erklärt.
Umdenken an Schulen wird gefordert
Der Sonderpädagoge Thomas Hennemann von der Universität zu Köln unterstreicht die Bedeutung sozial-emotionaler Kompetenzen für Kinder. Diese Fähigkeiten schützen vor psychischen Problemen und fördern langfristig schulischen Erfolg, wie er im Interview mit «BuzzFeed News Deutschland» erläutert.
Schulclubs oder Nachmittags-AGs werden zwar auch in Deutschland geboten, oft jedoch nur als Zusatzangebote, nicht als zentrale Lern- und Entwicklungsorte. Die Erziehungswissenschaftlerin Hannah Ulferts sieht darin einen Nachteil und fordert ein Umdenken.
Zudem warnen Experten vor der Überforderung von Kindern durch Nachmittagsunterricht. Statt Konzentrationsfähigkeit zu fördern, nehmen die Kinder teilweise Überforderung oder Langeweile wahr.
«School Spirit» aus den USA fehlt
Der pädagogische Fehler bestehe darin, den Nachmittagsunterricht als verlängerte klassische Unterrichtszeit zu betrachten. Kreative und soziale Angebote seien entscheidend für eine ganzheitliche Entwicklung, so die Experten übereinstimmend.
Kommentare von Betroffenen zeigen auch Skepsis gegenüber dem deutschen System, wo der «School Spirit» wie in den USA fehle. Einige beklagen, dass die Ganztagsangebote dort weniger als Chance gesehen werden.