Putin, Xi & Modi verbündet - ist das gefährlich?
Die Staatschefs von China, Russland und Indien zeigten sich am Gipfeltreffen in Shanghai äusserst verbündet. Mit welchen Folgen für den Westen?

Das Wichtigste in Kürze
- Im chinesischen Tianjin zeigten sich China, Russland und Indien sehr vertraut.
- China und Russland möchten beide eine neue Weltordnung schaffen.
- Experte Ralph Weber ordnet die demonstrative Kollegialität der Länder ein.
Der Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) im chinesischen Tianjin ist am Montag mit einer Machtdemonstration zu Ende gegangen.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Indiens Ministerpräsident Narendra Modi zeigten sich äusserst kollegial. Auch Kreml-Chef Wladimir Putin hatte Xi den roten Teppich ausgerollt.
Die Botschaft gegenüber den westlichen Mächten war eindeutig: Das Gipfeltreffen soll nicht bloss ein Austausch zu aktuellen Wirtschaftsthemen sein, sondern ein Staatsbankett mit Machtdemonstration.
Zur SOZ gehören unter anderem China, Russland, Belarus, Indien, Iran und Pakistan. Sie machen rund 40 Prozent der Weltbevölkerung aus.
Dass Putin in China für eine neue Weltordnung warb, die sich von Europa und den USA distanziert, kommt nicht von ungefähr. Auch China hatte eine multipolare Welt angekündigt.
Das könnte für den Westen gefährlich werden. Entsprechend warnt NATO-Generalsekretär Mark Rutte heute, Donnerstag, auf einer Sicherheitskonferenz in Prag: Der Westen müsse sich auf eine andauernde Bedrohung durch Russland und China einstellen.
Beide Staaten würden ihre verteidigungsindustrielle Zusammenarbeit auf ein beispielloses Niveau steigern. «Sie bereiten sich auf eine langfristige Konfrontation vor», mahnte der Niederländer.
Xi als klaren Anführer inszeniert
Hat nun das Treffen in Shanghai wirklich so viel Sprengkraft? «Die wirkmächtigen Bilder aus China sollen wohl je nach Akteur verschiedene Botschaften aussenden», kommentiert Experte Ralph Weber die Fotos.
Xi inszeniere sich als klarer Anführer, Putin sei froh über die ihm gebotene Bühne und zeige sich oft direkt neben Xi. Indiens Modi hingegen werde zwar auch in gutes Licht gerückt und suche dieses auch. «Er ist aber weniger zentral positioniert», so der Professor für European Global Studies an der Universität Basel.

Ihm gehe es um die Weiterführung einer indischen Aussenpolitik, die seit langer Zeit konsequent auf nationale Interessen fokussiere und dennoch versuche, auf allen Seiten mitzuspielen.
China will Gegenpol zu USA sein
Der chinesische Staatschef Xi möchte möglichst viele Länder auf seine Seite ziehen, so Weber. Das weise auf die neue Art der internationalen Beziehungen hin, die Xi seit Jahren etablieren möchte.
Aus chinesischer Sicht gehe eine starke Betonung staatlicher Souveränität einher mit internationalen Beratungen. Ohne aber dabei Verpflichtungen zu schaffen, die auf einen selber zurückfallen könnten.
«All das übersetzt sich in eine Weltordnung, in der autokratische und mächtige Länder sich besser durchsetzen können.»
Weber warnt: China wolle die dominante Stellung der USA «ausbalancieren, sich selber zumindest als Gegenpol positionieren».
Die Europäische Union finde sich so in Sachen Aussenpolitik in Grossmachtspiele gedrängt wieder, denen sie schon seit Längerem nicht mehr ausweichen könne.
Europa hätte sich in seiner Stellung selbst überschätzt. Im «bequemen Glauben, dass sich die Demokratien durchgesetzt hätten», sagt Weber.
Indien will China «nicht das Spielfeld überlassen»
Mit der Weltpolitik, die in Bewegung ist, sei es schwierig, solche Ereignisse wie das Treffen in China gut einzuordnen, findet der Experte. Und sie dabei «weder zu unterschätzen, noch zu überdeuten.»
Aber: Für eine engere Zusammenarbeit von Indien und China würden weiterhin zahlreiche Hürden im Weg stehen.
Indiens Teilnahme am Gipfel dürfe zudem nicht als Zugehörigkeitsbekenntnis zu einem antiwestlichen Block verstanden werden, so Weber. «Das scheint mir ein voreiliger Schluss zu sein.»

Vielmehr sei Modi dort, um China nicht das «Spielfeld zu überlassen».
«Sein mit viel Symbolpolitik daherkommender Auftritt ist sicherlich auch als Zeichen an Donald Trump gedacht.» Dieser hatte kürzlich Zölle von 50 Prozent auf indische Waren eingeführt.
Wie der US-Präsident auf die Sympathie zwischen Indien und China reagieren wird, das «wird sich weisen», so Ralph Weber.