Der Ukraine-Krieg vertrieb einen ukrainischen Arzt aus seiner Heimat. Angekommen in der Schweiz, fühlt er sich aufgrund seiner Hautfarbe benachteiligt.
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Mustapha Abdul Mumin flüchtete aus dem Ukraine-Krieg in die Schweiz. Er fühlt sich aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe anders behandelt. - Screenshot CBC

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 42'000 Menschen sind von der Ukraine in die Schweiz geflüchtet.
  • Der Schutzstatus S ist allerdings gebürtigen Ukrainern vorbehalten.
  • Laut einem geflüchteten Arzt gibt es eine Ungleichbehandlung auch aufgrund der Hautfarbe.
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Seit seinem achten Lebensjahr lebte Mustapha Abdul Mumin in der Ukraine. Mit dem Ukraine-Krieg ergriff der 27-Jährige die Flucht. Putins Einmarsch erfolgte nur wenige Monate, bevor der praktizierende Allgemeinmediziner seine Spezialisierung auf orthopädische Chirurgie erhalten hätte.

Mumin landete schliesslich in der Schweiz. Zurzeit befindet er sich in einer Notunterkunft in den Bergen, rund anderthalb Autostunden von Bern entfernt. Diese befindet sich in einer ehemaligen Jugendstrafanstalt.

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Nach seiner Flucht aus dem Ukraine-Krieg ist Mustapha Abdul Mumin nun in einer Notunterkunft in einem Ex-Jugendknast untergebracht. - Screenshot CBC

Beim kanadischen Fernsehsender CBC erhebt er nun Vorwürfe gegenüber den Schweizer Behörden.

Mumin glaubt, aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe anders behandelt zu werden. Er und andere People of Colour würden hierzulande benachteiligt. Mumin sagt, dass People of Colour länger warten müssen als andere Flüchtlinge.

Ukraine Krieg: Ungleichbehandlung für gebürtige Ukrainer

Der Schutzstatus S ist Flüchtlingen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft vorbehalten. Und solchen, die nicht ins Heimatland zurück können. Mumin ist in Ghana geboren, lebte einige Jahre in der Elfenbeinküste. Seit seinem achten Lebensjahr ist die Ukraine seine Heimat.

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Über 42'000 Ukrainer sind bereits in die Schweiz geflüchtet.
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Hier werden Waisenkinder aus der Ukraine in Kandersteg untergebracht.
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Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg stehen in der Warteschlange und warten auf die Registrierung vor dem Bundesasylzentrum Zürich, am Sonntag, 13. März 2022, in Zürich.
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Zwei Frauen, die vor dem Ukraine-Krieg geflüchtet sind, am Zürcher Hauptbahnhof.

Die Ukraine habe aus ihm den Mann gemacht, der er heute sei. Deshalb zeigt er für die Schweizer Migrationspolitik kein Verständnis: «Leider bin ich kein Ukrainer, und erst jetzt verstehe ich, dass ich anders bin. Ich weiss die Tatsache zu schätzen, dass ich anders bin. Aber das bedeutet nicht, dass ich so behandelt werden sollte, wie ich es werde.»

Mumin doppelt nach: «In jedem einzelnen Prozess kann man ein gewisses Mass an Diskriminierung feststellen, und ich verstehe nicht warum. Ich meine, wir flüchten alle vor dem gleichen Krieg.»

«Jetzt zählt nur mein Pass, nicht meine Qualifikation»

Die Flucht aus dem Ukraine-Krieg mit den Hindernissen bei der Ankunft in der Schweiz macht ihm zu schaffen. «Es gab mir das Gefühl, am falschen Ort geboren zu sein.» Sein ganzes Leben habe er hart gearbeitet, und jetzt zähle nur, dass er keinen ukrainischen Pass habe.

Finden Sie es richtig, dass gebürtige Ukrainer den Schutzstatus S erhalten, andere Flüchtlinge aber nicht?

Für Mustapha Abdul Mumin gibt es inzwischen eine erfreuliche Wendung. Nach seinem Interview im kanadischen Fernsehen erhielt er am Mittwoch die Bestätigung, dass er vorläufig in der Schweiz aufgenommen ist.

Das Staatssekretariat SEM liess gegenüber CBC die Frage nach unterschiedlicher Behandlung aufgrund der Ethnie unkommentiert. Auch auf Anfrage von Nau.ch verweist das SEM auf die Aufnahmekriterien des Bundesrates für Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg.

Staatssekretariat für migration sem
Staatssekretariat für Migration (SEM). (Symbolbild) - keystone

Zum Vorwurf, dass gewisse Unterkünfte wie jene von Mumin isoliert seien, schreibt das SEM: Die Behörden mussten «rasch mehrere Notunterkünfte eröffnen, um die grosse Zahl von Flüchtlingen unterbringen und versorgen zu können». Darum habe man auch auf Infrastrukturen der Armee zurückgreifen müssen.

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