Tessiner Regierungspräsident zieht Lehren aus Coronavirus-Pandemie
Der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi hat die Zusammenarbeit seiner Regierung mit dem Bund während der Coronavirus-Krise kritisiert.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Tessiner Regierungspräsident hat die Zusammenarbeit mit dem Bund kritisiert.
- Das Epidemiengesetz wurde während der Corona-Pandemie nicht flächendeckend umgesetzt.
- Die Instanzen in der Schweiz waren auf den Virus zu wenig gut vorbereitet.
Der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi hat die Zusammenarbeit seiner Regierung mit dem Bund während der Coronavirus-Krise kritisiert. «Bern war oft zu spät», sagte der Lega-Politiker dem «Blick» vom Samstag. «Von Bern aus ist das schwieriger», erklärte er. «Manchmal muss man im Schützengraben liegen, um eine Situation richtig zu verstehen», sagte er weiter.
Am Schluss habe das Tessin in seiner Vorreiterrolle bei der Coronavirus-Krise allerdings Gehör in Bern gefunden, relativierte Gobbi etwas. Die Landesregierung habe dann viel für den Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitgeber getan, führte er weiter aus. Dank der Krisenfenster habe man weitergehende Massnahmen ergreifen können, hiess es.

Als Lehren aus der Coronavirus-Krise führt der Tessiner Regierungspräsident aber an, dass «das Epidemiengesetz nicht immer flächendeckend umgesetzt werden sollte». «Naturkatastrophen und technische Unglücke sind selten ein landesweites Problem», führte der 43-Jährige weiter aus. Sie verursachten begrenzte Schwierigkeiten, die regional angegangen werden sollten.
Die Schweiz war zu wenig gut vorbereitet
Als weitere Erkenntnis sagte Gobbi zum «Blick», dass die Schweiz zu wenig gut auf die Situation vorbereitet gewesen sei. «Nicht nur der Bund und die Kantone hatten in ihrer Planung nicht genügend Schutzmaterial sichergestellt für sich. Selbst die Spitäler, Altersheime und andere Einrichtungen waren nicht bereit. Wir alle hatten nicht die 50 Schutzmasken zu Hause, die wir laut Notfall-Vorsorgeplanung auf Lager haben sollten», kritisierte er.
Ausserdem seien die Klubs vom Bund zu früh geöffnet worden, beklagte der Politiker. «Viele Kantone mussten den Entschied korrigieren», betonte er.
Obendrein kritisierte Gobbi die Kommunikation des Bundes: «Es gab Beschlüsse, von denen wir erst kurz vor der Medienkonferenz erfuhren», hiess es. Nach Pressekonferenzen des Bundesrates hätten im Tessin die Telefone Sturm geläutet, weil Informationen nicht mit den erläuternden Berichten übereingestimmt hätten