Weil die Corona-Zahlen steigen, fordert Taskforce-Chefin Tanja Stadler rasches Handeln. Auch eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz sei eine Option.
Corona Tanja Stadler
Taskforce-Chefin Tanja Stadler fordert rasches Handeln. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es drohen 30'000 Hospitalisierungen in der Schweiz.
  • Deshalb fordert Taskforce-Chefin Tanja Stadler rasches Handeln.
  • Der Winter werde auf jeden Fall schwierig.

Taskforce-Chefin Tanja Stadler ruft bei der Bekämpfung der aktuellen Corona-Welle zu raschem Handeln auf. Wenn die Schweiz weitermache wie bisher, sei mit 30’000 weiteren Spitaleinweisungen zu rechnen. Wenn die Schweiz verhindern wolle, dass sie in eine Notfallsituation hineinlaufe, müsse der aktuelle Trend gebremst werden.

«Sei es durch Reduzierung der Kontakte oder einen nochmaligen raschen Schub bei den Impfungen», sagte die Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes in einem Interview mit der «Sonntagszeitung».

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Die Zeit drängt: Die Taskforce-Chefin Tanja Stadler ruft in der Bewältigung der neuerlichen Corona-Welle zu raschem Handeln auf. Ansonsten sei mit 30’000 weiteren Spitaleinweisungen zu rechnen. (Archiv) - sda - KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Bei den Impfungen liege kurzfristig nicht sehr viel drin. In der nationalen Impfwoche seien etwa 25’000 Erstimpfungen verabreicht worden. Es sei immer schwieriger, jene noch zu gewinnen, die sich bislang nicht geimpft hätten.

Der Winter werde auf jeden Fall schwierig. Es sei mit 30’000 Hospitalisierungen zu rechnen, «wenn wir wie bisher weiterfahren und keinen signifikanten Impffortschritt schaffen.»

Stadler: Schweiz soll ab Dezember mit Boostern für alle beginnen

Für die dritte Impfung bei der Gesamtbevölkerung habe die Schweiz aber noch etwas Zeit, sagte Stadler. Es mache Sinn, nach der zweiten Dosis sechs Monate zuzuwarten. In der Schweiz sei diese der breiten Bevölkerung ab Mitte Juni verabreicht worden. Ab Dezember sollte aber damit begonnen werden, denn mit einem Booster könne der Schutz vor einer Ansteckung wieder auf 95 Prozent erhöht werden.

Wissenschaftlich sei es recht klar: Entweder muss noch rasch sehr viel geimpft werden oder es braucht starke Massnahmen, um die Zirkulation zu bremsen. Die Politik werde daher nicht darum herum kommen, sich in den nächsten Wochen ernsthaft Gedanken über ein neues Massnahmenpaket zu machen, damit die Spitäler nicht wieder überfüllt werden und nicht wieder mehr Leute an Corona sterben.

Zertifikat am Arbeitsplatz sei eine Option

Nötig seien die bekannten Optionen: Masken, Hygieneregeln, Zertifikate, Boostern und Shutdowns. All das würde helfen. Sie hoffe, dass grossflächige Schliessungen verhindert werden können.

Braucht die Schweiz weitere Massnahmen gegen das Coronavirus?

Zunächst müssten alle anderen Mittel ausgereizt und kombiniert werden. So könnte etwa die Zertifikatspflicht noch ausgeweitet werden, etwa auf Arbeitsplätze. Eine Möglichkeit sei auch, die Maskenpflicht auch bei Anlässen mit Zertifikat einzuführen.

Bei der 2G-Regel, also beim Zutritt zu gewissen Bereichen des Lebens nur noch für Genesene und Geimpfte, sieht Stadler Vor- und Nachteile. Wenn weniger Menschen an Veranstaltungen teilnehmen habe das natürlich eine bremsende Wirkung.

Stadler sorgt sich um die Kinder

Die Treffen könnten sich aber dann vermehrt ins Private verlagern. Ansteckungen wären weiterhin möglich, wenn auch im kleineren Rahmen. Hinzu käme, dass weniger Tests durchgeführt würden. Dadurch würde der Überblick über den Verlauf der Pandemie verloren gehen.

Grosse Sorgen bereiten Stadler die Kindern, die noch keine Impfmöglichkeit hatten. Zudem würde «nicht wirklich viel» getan, um sie vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. In den Schulen würden sie vielerorts kaum oder gar nicht geschützt.

Es sei erstaunlich, dass noch nicht einmal die Zulassung bei Swissmedic eingereicht worden sei. Bis eine Impfung der Kinder verfügbar sei, seien regelmässige Tests, Lüften mit Unterstützung von CO2-Sensoren und Masken wirksame Werkzeuge, den Schulbetrieb sicherer zu machen.

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