Die Corona-Krise setzt der Psyche der Jugendlichen stark zu. Pro Juventute musste die Zahl der Kriseneinsätze im Vorjahresvergleich fast verdoppeln.
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Ein Gerichtsverfahren birgt die Gefahr von Retraumatisierung für Opfer sexueller Gewalt. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Junge Menschen leiden stark unter der Corona-Pandemie.
  • Die Kriseneinsätze von Pro Juventute haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
  • Auch die Beratungen zu Konflikten und häuslicher Gewalt haben zugenommen.
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Die Corona-Krise belastet die Psyche von jungen Menschen, vor allem in Familien mit sozial oder wirtschaftlich prekären Verhältnissen. Bei Pro Juventute hat sich die Anzahl Kriseneinsätze letztes Jahr fast verdoppelt.

Waren es im Jahr 2019 noch 57 Interventionen, so gab es im Jahr 2020 fast 100 Fälle. Das zeigt der am Donnerstag von Pro Juventute veröffentlichte Corona-Report. In diesen Fällen musste Pro Juventute bei einer Beratung Notfallorganisationen beiziehen.

Beratung zu häuslicher Gewalt gestiegen

Täglich wenden sich rund 700 Jugendliche und Kinder (Vorjahr 600) an die Beratungsstelle 147.ch, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hiess. Beratungen zu den Themen «Konflikte mit den Eltern» (+60 %) und «Konflikte mit Geschwistern» (+100 %) hätten stark zugenommen. Zwischen März und Mai 2020 führten die Berater laut Mitteilung fast 70 Prozent mehr Beratungen zu häuslicher Gewalt durch.

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Viele Schweizer Kinder erleben zu Hause körperliche und/oder psychische Gewalt. - Keystone

Von Oktober bis Dezember 2020 hätten sich 40 Prozent mehr Jugendliche mit Fragen zur psychischen Gesundheit ans Beratungsteam gewandt. Zeitgleich melden Kinder- und Jugendpsychiatrien eine starke Auslastung und eine verstärkte Suizidalität, wie es weiter hiess.

Berufswahl beschäftigt Jugendliche stark

Auch wenn die Situation auf dem Lehrstellenmarkt derzeit noch gut aussehe, beschäftige die Frage der Berufswahl die Jugendlichen stark. Schnuppertage seien häufig nicht möglich oder nur gänzlich virtuell durchführbar, Weiterbeschäftigungen nach der Lehre ungewiss. Im Januar 2021 seien 17’000 Jugendliche arbeitslos gewesen. Ein Jahr zuvor seien es noch 5000 weniger gewesen.

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Schnuppertage werden oft nur noch virtuell durchgeführt. - Keystone

Die Einschränkungen des Soziallebens machen den Jugendlichen besonders zu schaffen. Die Beratungen dazu nahmen um 93 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Auch die Angst, keine neuen Freunde zu finden sei omnipräsent (+28 Prozent).

Krise hat auch positive Seiten

Für Pro Juventute besteht Handlungsbedarf, denn die Pandemie verursache soziale Ungleichheit und über Jahrzehnte hohe soziale Kosten.

Der Grossteil der Jugendlichen trage die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit. Trotz aller negativen Erfahrungen berichten Jugendliche auch von positiven Seiten, darunter neue Kompetenzen und Krisenfähigkeit, wie es hiess.

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