Schweizer Laboren geht allmählich das Material für PCR-Tests aus. Dennoch will der Bund mehr Menschen auf das Coronavirus testen lassen. Ein Widerspruch?
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Eine Frau zeigt in einem Labor einen Test für das Coronavirus. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Labors warnen, dass ihnen das Corona-Test-Material bald ausgeht.
  • Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will dennoch mehr testen lassen als aktuell.
  • Gemäss BAG hat es in der Schweiz noch genügend Materialien für Tests auf Lager.

Rund 15'000 Personen werden in der Schweiz aktuell täglich auf das Coronavirus getestet. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) sollen künftig jedoch noch mehr Tests durchgeführt werden.

Das Problem dabei: Schweizer Labore klagen über Engpässe bei den für die sogenannten PCR-Tests benötigten Materialien. «Wir rechnen damit, dass wir mit dieser Testmenge noch rund eineinhalb Wochen weiterfahren können. Maximal zwei Wochen», sagt Marianne Affolter, Molekularbiologin MCL Medizinische Laboratorien in Niederwangen BE, gegenüber «SRF Puls».

Anschliessend könne das Labor vielleicht noch halb so viele Tests auf das Coronavirus machen. Derzeit ist die Kapazität im Labor in Niederwangen mit 3500 Tests pro Woche ausgeschöpft.

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Medizinisches Personal macht bei einem Patienten ein Abstrich für einen Test auf das Coronavirus im Coronavirus-Testzentrum in Mendrisio. - Keystone

Es mangelt etwa an Pipettenspitzen oder an Chemikalien für das PCR-Analysegerät. Auch in anderen Laboren sehe die Situation ähnlich aus. «Ich weiss auch nicht, woher das BAG die Idee hat, dass es noch genügend Tests hat», so Affolter.

Schnelltests noch diesen Monat?

Abhilfe könnten hier die neu entwickelten Schnelltests für das Coronavirus schaffen. Deren Überprüfung in der Schweiz ist abgeschlossen, wie Didier Trono, Mitglied der Covid-19 Task Force, gegenüber «SRF Puls» erklärt.

«Einige sind tatsächlich verlässlich», so Trono. Schon diese Woche sollen Gespräche mit dem BAG, den Kantonen und Kantonsärzten über die Strategie zu den Schnelltests stattfinden. «Ich denke, wir werden sie noch diesen Monat einsetzen».

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Ein Wissenschaftler zeigt einen Schnelltes für das Coronavirus. - Keystone

Das Problem der Schnelltests ist jedoch, dass sie weniger genau sind als PCR-Tests. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lautet, dass sie negative Fälle mit mindestens 80 Prozent Wahrscheinlichkeit erkennen müssen. Und positive Fälle mit mindestens 97 Prozent Wahrscheinlichkeit.

BAG dementiert Labore bezüglich Testmaterial für das Coronavirus

Das könnte gemäss Isabella Eckerle, Virologin am Universitätsspital Genf, aber auch ein Vorteil sein. «Weil wir die Patienten, die nur eine sehr niedrige Viruslast haben, damit gar nicht erfassen würden. Die spielen aber für den Grossteil der Übertragungsketten wahrscheinlich auch gar keine Rolle mehr.»

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Didier Trono, Mitglied der Covid-19 Task Force. - Screenshot SRF

Deswegen stellt sich die Frage, wo diese Schnelltests dann eingesetzt werden sollen. Gemäss Trono könnten sie für die regelmässige Überprüfung von Personal von Pflege- und Altersheimen eingesetzt werden. Oder an Schulen, die einen positiven Fall mit dem Coronavirus haben. «Man muss sich jetzt überlegen, ob man allenfalls ein zu grosses Risiko eingeht, weil die Genauigkeit nicht optimal ist.»

Genügend PCR-Test-Material laut BAG vorhanden

Sollten Schnelltests bis Ende Monat einsatzbereit sein, könnte sich die Situation in den Labors jedenfalls entspannen.

Das BAG hält gegenüber «SRF Puls» aber auch fest: Es gebe in absehbarer Zeit sowieso genügend Testmaterial, wenn man auf gleichem Niveau weitertestet wie bis jetzt. Auch bei den Schnelltests habe das BAG schon früh Kontakt mit Lieferanten aufgenommen und grössere Mengen gesichert.

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