Coronavirus: Darum ist der Kanton Waadt Impf-Vorreiter

Andrea Schweizer
Andrea Schweizer

Lausanne,

Im Kanton Waadt gibt es den Pieks gegen das Coronavirus bereits ab 18 Jahren. Andernorts dürfte dies noch Monate dauern. Doch was machen die Waadtländer anders?

Coronavirus Impfung
Eine Person wird gegen das Coronavirus geimpft. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Waadt können sich alle Altersgruppen gegen das Coronavirus impfen lassen.
  • Die Waadtländer glänzen dabei als regelrechte Organisationstalente.
  • Doch sie riskieren bei den Zweitimpfungen an den Vorräten zu scheitern.

Jetzt erhalten im Kanton Waadt sogar 18-Jährige die Impfung gegen das Coronavirus! Dies teilte der Kanton am Genfersee gestern Montag mit. Andernorts in der Schweiz warten Menschen voller Ungeduld auf ihren ersten Pieks. Und fragen sich: Was läuft in der Waadt anders?

Ausser Genesene und unter 18-Jährige erhalten praktisch alle Waadtländer jetzt ihre Corona-Impfung. Für den schier unglaublichen Vorsprung gibt der Kanton zwei Gründe an.

Waadt verfügt über 14 Impfzentren

Erstens seien grosse Mengen an Impfstoff auf einmal eingetroffen. Und zweitens eröffnete der Kanton neue Impfzentren, wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt.

So wurde am Montag in Montreux das 14. Zentrum eingeweiht, welches jeweils von 8 bis 22 Uhr geöffnet hat. Ausser am Sonntag, da werden die Spritzen nur bis 16 Uhr gesetzt.

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In Montreux wurde am Montag das 14. waadtländer Impfzentrum eröffnet. Dort sollen Personen ab 18 Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden. - Keystone

Daneben gibt es ein weiteres Zentrum in Lausanne und diverse Privatkliniken, die neu die Impfung gegen das Coronavirus verabreichen. Dennoch können dies nicht die einzigen Gründe für den Erfolg in der Waadt sein. Denn Impfzentren sind keine Seltenheit und der Impfstoff gegen das Coronavirus wird anteilsmässig an die Kantone verteilt.

«Wir können nicht für alle sprechen. Wir haben unsere Infrastruktur aufgerüstet und können uns nun diesen wichtigen Schritt in Bezug auf die Impfvorräte erlauben.» Dies sagt die Gesundheitsvorsteherin Rebecca Riuz gegenüber der Zeitung.

Kein Vorrat für Zweitimpfungen gegen Coronavirus

Neben der guten Organisation gelingt es dem Kanton Waadt auf andere Weise, die gesamte Bevölkerungsgruppe durchzuimpfen. Sie sparen – entgegen den Empfehlungen des Bundes – keine Impfdosen für die Zweitimpfungen auf. Man wolle damit der leidenden jungen Bevölkerung eine Perspektive verschaffen, heisst es in einer Medienmitteilung.

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Reserven für die Zweitimpfung gegen das Coronavirus haben die Waadtländer keine. - Keystone

So gilt im Kanton also weiterhin «first come, first serve». Meldet sich eine 18-jährige Person vor einer 47-Jährigen an, wird diese auch als erste geimpft. Dies führte am Montag ebenfalls dazu, dass die Anmelde-Plattform nach nur wenigen Minuten in sich zusammenbrach. Bis zu 40'000 Impfwillige riefen die Seite des Kantons gleichzeitig auf.

Daneben gingen rund 20'000 Anrufe bei der Impf-Hotline ein. Mit der kommenden Lieferung an Impfstoff dürften auch andere Kantone mit ihrer Strategie weiter fortschreiten. Wie der «Blick» schreibt, könnten im Kanton Uri so bereits ab kommender Woche alle Ü16-Jährigen geimpft werden.

Bern und Zürich gehen auf Nummer sicher

Im Grössenvergleich erscheint die Leistung in der Waadt dennoch einzigartig. Schliesslich zählt der Kanton im Westen des Landes die drittgrösste Einwohnerzahl in der ganzen Schweiz. In Bern und Zürich stellt man weiterhin keine Vakzine für jüngere Bevölkerungsgruppen in Aussicht. Geplant werde erst, wenn die Dosen eingetroffen seien, heisst es bei der «NZZ».

bundesamt für gesundheit streit
Eine Dosis des Moderna-Impfstoffs. - AFP/Archiv

Der Berner Medienchef der Gesundheitsdirektion, Gundekar Giebel, steht dem Waadtländer-Vorhaben kritisch gegenüber. «Die Waadt hofft, dass die Lieferungen von Moderna pünktlich ankommen.»

Den Bernern sei dieses Vorhaben schlicht zu unsicher. «Es wäre ein zu grosser Aufwand hunderttausende von Terminen verschieben zu müssen», so Giebel gegenüber «Blick».

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