Astronomen hoffen auf ein «Familienfoto der Exoplaneten» mit möglichen Hinweisen auf Leben in anderen Galaxien: Die europäische «Cheops»-Mission zur Erforschung von Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems ist am Mittwoch im zweiten Anlauf erfolgreich gestartet.
Sojus-Rakete mit «Cheops»-Satellit
Sojus-Rakete mit «Cheops»-Satellit - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Astronomen hoffen auf «Familienfoto» von Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems.

Der Satellit mit dem «Cheops»-Teleskop habe die richtige Erdumlaufbahn erreicht, verkündete der diesjährige Physik-Nobelpreisträger, Didier Queloz, auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana. Von dort war «Cheops» wenige Stunden zuvor gestartet.

«Cheops» kreise nun 710 Kilometer von der Erde entfernt, sagte der Schweizer Astronom Queloz der Nachrichtenagentur AFP. Damit sei das Teleskop «genau an dem Ort, an dem wir es haben wollten, das ist absolut perfekt». Der erfolgreiche Start der Forschungsmission der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Schweiz sei «ein aussergewöhnlicher Moment der europäischen Raumfahrtgeschichte und in der Geschichte der Exoplaneten».

Am Morgen um 05.54 Uhr war auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana eine russische Sojus-Rakete mit «Cheops» und weiteren Satelliten ins All gestartet. Nach einigen Stunden Flug erreichte der Satellit mit dem hochauflösenden Teleskop seine Umlaufbahn.

Am Dienstag war die Mission kurzfristig verschoben worden. Rund 90 Minuten vor dem Start wurde die automatisierte Startsequenz unterbrochen. Keine 24 Stunden später wurde der Start jedoch nachgeholt.

«Cheops», wie die Mission «Characterising Exoplanet Satellite» abgekürzt wird, ist ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der Schweiz mit einem von der Universität Bern geleiteten Konsortium an der Spitze. Die Mission soll extrasolare Welten näher erkunden, erste Ergebnisse dürften laut Esa in ein paar Monaten vorliegen.

Im Gegensatz zu bisherigen Exoplaneten-Weltraumteleskopen wie «Kepler» hat «Cheops» nicht die Aufgabe, neue Exoplaneten zu entdecken. Es handelt sich vielmehr um eine Folgemission, die Sterne beobachtet, für die bereits einer oder mehrere Exoplaneten nachgewiesen sind.

Anhand der von «Cheops» gesammelten Informationen und Messergebnisse zur Masse der Planeten wollen die Wissenschaftler dann die Planetendichte bestimmen und Rückschlüsse auf ihre Oberfläche und Atmosphäre ziehen. Dies könnte der erste Schritt auf dem Weg zur Charakterisierung dieser extrasolaren Welten sein.

Denn die Dichte eines Planeten bietet entscheidende Hinweise auf dessen Zusammensetzung und Struktur - etwa darüber, ob er hauptsächlich aus Gestein oder Gas besteht oder ob nennenswerte Ozeane vorhanden sind. Diese Befunde könnten wiederum bei der Einschätzung helfen, wie wahrscheinlich es ist, dass ausserhalb unseres Sonnensystems Leben existiert.

Queloz sagte, die Frage nach fernem Leben werde «Cheops» nicht kären. Aber «um den Ursprung des Lebens zu verstehen, muss man die Geophysik der Planeten verstehen». «Das ist wie bei einer grossen Treppe; wir fangen bei der ersten Stufe an», sagte der Nobelpreisträger.

Die erste Entdeckung eines Exoplaneten war Queloz und seinem Kollegen Michel Mayor 1995 geglückt. 51 Pegasi b umkreist einen Stern im Sternbild Pegasus und ist rund 50 Lichtjahre von der Erde entfernt. Für diese Entdeckung wurden die beiden Schweizer Astronomen dieses Jahr mit dem Physik-Nobelpreis geehrt.

Seit ihrer Entdeckung wurden rund 4000 weitere Planeten von Sternen ausserhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Mittlerweile geht die Forschung allerdings davon aus, dass es insgesamt ebenso viele Planeten wie Sterne gibt - also fast 100 Milliarden.

«Cheops» solle bei der Erforschung der Exoplaneten «über die Statistik hinausgehen und sie im Detail untersuchen», erklärte David Ehrenreich, der in wissenschaftlicher Hinsicht für die Mission verantwortlich ist. «Cheops» solle knapp 500 Exoplaneten untersuchen und auf diese Weise «ein Familienfoto der Exoplaneten» erstellen, erklärte der deutsche Leiter der wissenschaftlichen Programme der ESA, Günther Hasinger.

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