Zoonosen sind Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen überspringen – wie auch beim Corona-Virus. Solche Infektionen könnten sich in Zukunft häufen.
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«Der Handel mit Wildtieren schafft unnatürliche Interaktionen, welche die Verbreitung von Viren zwischen Mensch und Tier ermöglichen.» - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zoonosen sind Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen überspringen – und umgekehrt.
  • Auch der neuartige Corona-Virus ist vermutlich eine Zoonose.
  • Die Globalisierung sorgt dafür, dass sich solche Infektionen schneller ausbreiten können.

Die mysteriöse Lungenkrankheit in China scheint aus dem Nichts aufgetaucht zu sein: Die Zahl der Infizierten schiesst in die Höhe, während die Medizin völlig unvorbereitet scheint.

Inzwischen geht man davon aus, dass der neuartige Corona-Virus vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist: Diese Art von Infektionskrankheit nennt man Zoonose.

Tatsächlich machen Zoonosen 60 bis 75 Prozent der heute neu auftauchenden Krankheitserreger aus. Weil sie plötzlich auftauchen und sich aufgrund von Mutationen ständig verändern können, sind sie unberechenbar.

Wie werden Zoonosen übertragen?

Zu den Zoonose-Erregern zählen Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten wie Protozoen (Einzeller), Arthropoden (Spinnentiere) und Würmer.

Demnach kann die Übertragung über unzählige Wege erfolgen: Der Verzehr von nicht ausreichend gebratenem Fleisch oder eine Biss- oder Kratzwunde können ebenso zu einer Ansteckung führen wie der Kontakt mit Ausscheidungen oder ein einfacher Mückenstich. Seltener kann auch der enge Kontakt zu Tieren für eine Infektion ausreichen.

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Der Corona-Virus soll von einem Markt in Wuhan ausgegangen sein. Die Möglichkeit einer Übertragung von Tieren zu Menschen hat sich nun auch klinisch bestätigt. - AFP

«Menschliche Aktivitäten sind die Hauptfaktoren, die Ausbrüche wie diese verursachen», ist die NGO EcoHealth Alliance aus New York überzeugt. «Der Handel mit Wildtieren schafft unnatürliche Interaktionen, welche die Verbreitung von Viren zwischen Mensch und Tier ermöglichen.»

Fledermäuse zählen zu risikoreichsten Tieren

Nicht alle Tiere seien gleich risikoträchtig, erklärt Kevin Olival von EcoHealth Alliance. 2017 hat er zusammen mit seinem Team 754 Säugetierarten untersucht, um herauszufinden, wo die meisten Zoonosen ihren Ursprung haben.

Dabei zeigte sich: «Fledermäuse beherbergen einen grösseren Anteil zoonotischer Viren als jede andere Säugetierordnung.»

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Auch Fledermäuse leben auf dem Gelände. (Symbolbild) - Keystone

Tatsächlich stammen die Erreger der tödlichen Krankheiten Ebola, Sars, Mers und möglicherweise eben auch des neuen Corona-Virus von infizierten Fledermäusen. Die Erreger wurden dabei nicht zwingend auf direktem Weg auf den Menschen übertragen, sondern durch einen sogenannten Wirt.

Aber auch Nagetiere und unsere Nutztiere stehen auf der Liste dicht hinter den Fledermäusen. So haben sich beispielsweise 2009 im Schwein die Influenzaviren der tödlichen Schweinegrippe rekombiniert.

Pandemie-Risiko steigt

Forscher gehen davon aus, dass die Menschen in Zukunft immer häufiger mit diesen scheinbar neuen Krankheiten in Kontakt kommen werden. Zwar existieren die Erreger möglicherweise schon seit Jahrhunderten, erklärt Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut gegenüber dem «Deutschlandfunk».

Doch die Globalisierung sorge dafür, dass Zoonosen einfacher übertragen werden können: Menschen dringen in abgelegene Gegenden vor, leben auf immer enger werdendem Raum zusammen und reisen in der ganzen Welt herum. Rund 40 zoonotische Viren stehen derzeit unter Verdacht, sich zu einer Pandemie entwickeln zu können.

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