Coronavirus: Staatsmassnahmen haben 3,1 Millionen Leben gerettet
Zwei Studien zeigen, wie wichtig die staatlichen Interventionen gegen das Coronavirus waren. Weltweit wurden geschätzte 530 Millionen Infektionen verhindert.

Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie haben die Massnahmen in Europa 3,1 Millionen Leben gerettet.
- Eine weitere Studie schätzt, dass weltweit 530 Millionen Infektionen verhindert wurden.
- Das bestätigt, dass die staatlichen Massnahmen einen grossen Effekt hatten.
Zwei Studien haben ergeben, dass staatliche Interventionen die Verbreitung des Coronavirus wesentlich verlangsamt haben. Die Forschungsteams schätzen, dass in Europa 3,1 Millionen vorzeitige Todesfälle und weltweit 530 Millionen Infektionen verhindert wurden.
Europa: 3,1 Millionen Tote verhindert
Die Studie eines Forschungsteams des Imperial College London hat elf europäische Länder untersucht. Darunter sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Grossbritannien.
Zwischen Beginn der Pandemie und dem 4. Mai wurden demnach in Europa 3,1 Millionen Leben gerettet. Für diese Berechnungen haben die Forscher die Reproduktionszahl (R-Zahl) verwendet.

Sie arbeiteten mit der Annahme, dass die Reproduktionszahl ohne staatliche Interventionen konstant bei 3,8 geblieben wäre, also exponentiell verlaufen wäre. Individuelle Verhaltensänderungen wurden in der Studie nicht berücksichtigt.
Die staatlichen Massnahmen konnten die R-Zahl auf unter 1 drücken, jedenfalls vorübergehend. Die Bilanz des Forschungsteams: «Nicht-medizinische Eingriffe, insbesondere Ausgangsbeschränkungen, hatten einen grossen Effekt bei der Verringerung der Infektionszahlen.»

Die Studie schätzt, dass in den elf Ländern bis zum 4. Mai zwischen zwölf und 15 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert waren. Das entspricht zwischen 3,2 und vier Prozent der Bevölkerung. In der Schweiz waren laut Studie zwischen 1,5 und 2,4 Prozent der Bevölkerung infiziert.
Die Forscher weisen darauf hin, dass die Ergebnisse relativ unsicher sind. Da die Länder die Infektionen und Todesfälle unterschiedlich zählten, könnten die Ergebnisse der Studie schwanken. Die 3,1 Millionen verhinderten Todesfälle sind ein mittlerer Schätzwert. Es könnten auch 2,8 oder 3,5 Millionen sein.
Weltweit: 530 Millionen Infektionen mit Coronavirus verhindert
Eine weitere Studie wurde von einem Forschungsteam der University of California in Berkeley durchgeführt. Sie untersuchte die Pandemie in den Ländern China, Südkorea, Italien, Iran, Frankreich, USA. Daraus folgt, dass bis zum 6. April 1717 lokale, regionale und nationale nicht-medizinische Interventionen rund 530 Millionen Infektionen verhindert haben.

Das heisst, dass die Zahl der Infektionen in China 465 Mal höher gewesen wäre. In den USA hätte es 14 Mal so viele Angesteckte gegeben, in Italien 17 Mal. Die Forscher gingen davon aus, dass die Infektionen ohne staatliche Massnahmen weiterhin exponentiell angestiegen wären.
Besonders wichtig, um die Ansteckungen zu senken, sei der Zeitpunkt der getroffenen Massnahmen. Bereits geringe zeitlich Unterschiede hatten demnach sehr unterschiedliche Verläufe zur Folge gehabt. Das Forschungsteam bilanzierte: Durch Einschränkungen jedes Einzelnen habe «die Menschheit eine ihrer grössten kollektiven Leistungen» erbracht.