Schätzung: Netto-Einwanderung nach Grossbritannien halbiert
Die Nettoeinwanderung nach Grossbritannien hat sich 2024 laut Statistikamt auf 431'000 fast halbiert – nach 860'000 im Vorjahr.

Der Einwanderungsüberschuss nach Grossbritannien hat sich nach Schätzungen der Statistikbehörde des Landes im vergangenen Jahr knapp halbiert. Die Nettoeinwanderung – also die Differenz zwischen Einwanderung und Auswanderung – lag demnach 2024 bei 431'000 Menschen.
Im Vorjahreszeitraum waren es noch 860'000. Die Zahl der Einwanderer lag demnach mit 948'000 Ankömmlingen erstmals seit 2022 wieder unter einer Million Menschen. Zeitgleich stieg die Zahl derjenigen, die auswanderten, im Jahresvergleich um rund 50'000.
Zahl der Einwanderer nach Brexit vervielfacht
Das Thema Migration ist in Grossbritannien politisch stark aufgeladen und gilt als ein wesentlicher Faktor beim EU-Austritt des Landes. Ironischerweise hat sich die Zahl der Einwanderer aber nach dem Brexit vervielfacht. Vor allem durch Zuzug aus Nicht-EU-Ländern.
Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage liegt wohl auch deshalb mit seiner rechtspopulistischen Partei Reform UK in Umfragen deutlich vor den beiden grossen Parteien Labour und Konservative. Die Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer will die Zuwanderungsregeln weiter verschärfen.
Kürzlich stellte Starmer dazu Pläne vor, wie etwa die Abschaffung des zur Bekämpfung des Pflegenotstands eingeführten «Care Worker Visa» für Pflegeberufe. Für das zentrale Arbeitsvisum («Skilled Worker Visa») soll grundsätzlich wieder ein Hochschulabschluss verlangt werden. Arbeitgeber sollen stärker auf die Qualifikation von britischen Arbeitskräften setzen.
Geringe Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern
Bereits die konservative Vorgängerregierung hatte die Einreisebestimmungen deutlich verschärft. So wurden die Möglichkeiten für den Familiennachzug von Studierenden und Angestellten im Gesundheitswesen stark eingeschränkt. Auch die Einkommensanforderungen für qualifizierte Einwanderer wurden erhöht.
Das scheint nun Wirkung zu zeigen: Der starke Rückgang sei vor allem auf eine geringere Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern zurückzuführen, die mit Arbeits- und Studienvisa ins Land gekommen seien, hiess es in einem Bericht der Behörde. Gleichzeitig seien mehr Menschen dauerhaft ausgereist, die mit Studienvisa nach Ende der Coronapandemie ins Land gekommen waren.