Nach der Vorstellung eines Gutachtens zu sexueller Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising nimmt nun auch der Vatikan Stellung und mahnt: nicht nur auf den emeritierten Papst Benedikt fokussieren.
Eine Figur des emeritierten Papstes Benedikt XVI. an einer Fassade in Altötting. Foto: Peter Kneffel/dpa
Eine Figur des emeritierten Papstes Benedikt XVI. an einer Fassade in Altötting. Foto: Peter Kneffel/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Kindesmissbrauchsdebatte unter dem Dach der katholischen Kirche mahnt der Vatikan, sich bei der Bewertung des neuen Gutachtens zu Hunderten grösstenteils vertuschten Straftaten allein im Erzbistum München und Freising nicht nur auf den emeritierten Papst Benedikt zu fokussieren.

Vielmehr sei es nun wichtig, Lehren für die Zukunft zu ziehen, schrieb Mediendirektor Andrea Tornielli am Mittwoch in einer Stellungnahme des Heiligen Stuhls.

Die Bewertungen des Berichts «werden zur Bekämpfung der Pädophilie in der Kirche beitragen können, wenn sie sich nicht auf die Suche nach blossen Sündenböcken und auf Pauschalurteile beschränken», erklärte er. «Nur wenn sie diese Risiken vermeiden, können sie zu einer Suche nach Gerechtigkeit in der Wahrheit und zu einer kollektiven Gewissenserforschung über die Fehler der Vergangenheit beitragen.»

Anwälte hatten vor wenigen Tagen eine Untersuchung zu Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising vorgestellt. Demnach wurden dort Fälle von sexuellem Missbrauch über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt. Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem heute emeritierten Papst Benedikt XVI., wurde konkret und persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen. Auch dem aktuellen Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, wird formales Fehlverhalten in zwei Fällen vorgeworfen. Von mindestens 497 Opfern und 235 mutmasslichen Tätern sprechen die Gutachter, sie gehen aber von einem deutlich grösseren Dunkelfeld aus.

Anfang der Woche räumte der 94-Jährige Benedikt in einer Stellungnahme ein, dass er bei seinen Angaben für das Gutachten in einem Punkt nicht die Wahrheit gesagt habe - dies sei aber auf einen Fehler bei der «redaktionellen Bearbeitung» seines Statements zurückzuführen. Das Verhalten Benedikts in der Causa hat heftige Kritik provoziert.

Tornielli stellte dagegen heraus, dass Benedikt bei der Aufarbeitung der Vergangenheit mithelfen wolle. Ausserdem erinnerte er daran, dass just unter dem deutschen Papst äusserst strenge Vorschriften gegen klerikale Missbrauchstäter und eigene Gesetze zur Bekämpfung der Pädophilie erlassen worden waren.

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