Papst Leo XIV. auf Gratwanderung zu Ukraine-Frieden
Papst Leo XIV. will zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine beitragen. Damit begeht er sich jedoch auf eine Gratwanderung zwischen Neutralität und Moral.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Friedensverhandlungen zum Ukraine-Krieg blieben bisher erfolglos.
- Papst Leo XIV. versucht als Vermittler den Konflikt zu lösen.
- Damit dürfte er sich auf eine grosse Herausforderung eingelassen haben.
24 Stunden: So lange ginge es, bis er Frieden zwischen der Ukraine und Russland hergestellt habe, versprach Donald Trump.
Heute, 124 Tage nach Trumps Amtsantritt, fliegen noch immer Drohnen zwischen den beiden Nachbarstaaten. Der Erfolg des Republikaners bei den Friedensverhandlungen in Saudi-Arabien und der Türkei hält sich in Grenzen.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bezeichnete die Entwicklungen als «tragisch». «Wir hatten gehofft, dass ein langsamer, aber positiver Prozess hin zu einer friedlichen Konfliktlösung beginnt», so Parolin.
Zeit für Papst Leo XIV. sein Glück zu versuchen.
«Forderungen zurückstellen» und «Wille zum Dialog»
Der Landsmann Trumps bot Mitte Mai an, als Vermittler einzuspringen. Ein Vorschlag, den der US-Präsident bereits aufgriff, wie der «Spiegel» berichtet.
Und erst vorige Woche unterrichtete Papst Leo XIV. sämtliche beim Vatikan akkreditierte Diplomatinnen und Diplomaten über den Weg zum Frieden.
Man müsse «Stolz und Forderungen zurückstellen» und «multilaterale Diplomatie wiederbeleben», so Leo XIV.. Er forderte einen «aufrichtigen Willen zum Dialog» – man solle «sich begegnen, anstatt sich zu bekämpfen».
Papst Leo XIV. unterstrich ausserdem die Wichtigkeit, «internationale Institutionen, die ursprünglich zur Beilegung etwaiger Streitigkeiten innerhalb der internationalen Gemeinschaft gedacht waren», wieder aufzurüsten.
Er widerspricht somit Trumps Politik, welche die Vereinten Nationen wiederholt schwächt.
Gratwanderung zwischen Neutralität und moralischen Werten
Papst Leo XIV. befindet sich mit seinen Bemühungen auf einer Gratwanderung: Als Friedensvermittler sollte er eine neutrale Position zwischen den beiden Parteien einnehmen.
Als christliches Oberhaupt verstösst Russlands Angriffskrieg jedoch sicherlich gegen die moralischen Werte des Papstes, so der «Spiegel».
Desweiteren muss Leo XIV. darauf achten, nicht Opfer weiterer Pseudoverhandlungen zu werden. Schliesslich ist es wohl kaum in seinem Interesse, dass der Vatikan bloss das nächste Fotomotiv für ertragslose Verhandlungen darstellt.
Neuer Papst sorgt für Richtungswechsel
Mit seiner Bereitschaft als Vermittler lenkt das neue Kirchenoberhaupt den Vatikan in eine andere Richtung als vor ihm Papst Franziskus.
Dieser forderte zuletzt die Ukraine zur Kapitulation auf. Die Regierung solle «den Mut zu weissen Fahne» haben, so Franziskus' Worte. Die Aussage sorgte damals für grosse Empörung.
Ob Papst Leo XIV. ein besseres Vermittlertalent besitzt als Trump, wird sich wohl noch zeigen müssen.