Coronavirus: Wembley-Meute bereitet Experten Sorge
England-Fans feiern nach dem Halbfinal-Sieg ausgelassen. Experten sind entrüstet über die Bilder von dichtgedrängten Fanmassen und warnen vor dem Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine riesige Meute verlässt dichtgedrängt nach dem Halbfinalspiel das Wembley-Stadion.
- Zuvor warnten Experten vor einem Corona-Anstieg infolge der EM-Spiele.
- Trotzdem will Premier Boris Johnson an seinem «Freedom Day» festhalten.
Corona ist vorbei – könnte man meinen! Nach dem Finaleinzug der Engländer stürzt eine riesige Meute aus dem Wembley-Stadion in London. Ausgelassen wird der Sieg über Dänemark gefeiert. Viele Fans tragen keine Maske – von Abstand keine Spur.
Im ganzen Land verteilt trafen sich ebenso Fans der Three Lyons. Entweder zu Hause oder in den Pubs, um sich das Halbfinal-Spiel anzusehen. Und im Stadion selbst sassen 66'000 Zuschauer dichtgedrängt auf den Tribünen.
Zwar waren die Zuschauer angehalten, auf ihren Plätzen zu bleiben. Sie sollten die Masken beim Aufstehen anziehen und auf Umarmungen und «High Fives» verzichten. Daran hielt sich in der Ekstase des Erfolgs aber kaum jemand. Die Equipe von Gareth Southgate steht seit 55 Jahren wieder einmal in einem Endspiel eines grossen Turniers.
Nur wenige Stunden zuvor warnten Wissenschaftler davor, dass infolge der EM-Spiele die täglichen Infektionen im Land bis zum 19. Juli auf über 100'000 steigen könnten. Gemäss einer Studie würden sich derzeit die Fälle des Coronavirus alle sechs Tage verdoppeln.
Die Infektionen in England hätten sich alleine im Juni vervierfacht, wobei der Anstieg eindeutig mit dem Turnier zusammenfalle. Dies schreibt die «Daily Mail».
Coronavirus: Final könnte Situation verschlimmern
Die Befürchtungen sind gross, dass sich die Situation nach dem Final-Spiel nochmals deutlich verschlimmern werde.
Es gehe aber nicht nur um die Fans, die dem Spiel beiwohnen, so eine Expertin gegenüber der Zeitung: «Sondern auch um die Millionen von Fans, die im ganzen Land in Kneipen und bei sich zu Hause zuschauen.»
Es sei zwar toll, England so gut spielen zu sehen. «Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass dies zu einem Anstieg der Covid-Infektionen führen wird», erklärt Christina Pagel. Sie ist Mathematikerin am University College in London.
Trotzdem will Premier Boris Johnson an seinem «Freedom Day» am 19. Juli festhalten. Die Hoffnung der Regierung liegt dabei, dass die Fallzahlen zurückgehen werden. Dies, weil dem Virus die Menschen ausgehen werden, die es infizieren könne.
Denn die Impfzahlen im Land stimmen zuversichtlich. Mehr als 86 Prozent der Erwachsenen Briten sind bereits einmal geimpft, 64 Prozent haben beide Dosen erhalten. Obwohl die Neuinfektionen mit rund 32'000 Neuinfektionen am 7. Juli steil nach oben zeigen, bleiben die Todesfälle bisher auf einem niedrigen Niveau.
