Coronavirus in England: Kaum Ansteckungen im ÖV, viele in Läden
Die Suche nach Corona-Ansteckungsorten bleibt schwierig. Während das BAG keine Daten mehr erhebt, zeigen Zahlen aus England: Kaum jemand infiziert sich im ÖV.

Das Wichtigste in Kürze
- Daten aus England deuten darauf hin, dass sich viele Menschen beim Einkaufen infizieren.
- Der öffentliche Verkehr wird hingegen mit wenigen Ansteckungen in Verbindung gebracht.
- Die Ansteckungsorte bleiben schwierig zu rekonstruieren.
Mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie bleibt eine zentrale Frage offen: An welchen Orten infizieren sich die meisten Menschen mit dem Coronavirus? Wo sind die Ansteckungshotspots?
Das BAG erhebt hierzu seit knapp zwei Monaten keine Daten mehr. Anders ist es in England: Wohl an keinem Ort in Europa gibt es ausführlichere Daten zur Corona-Lage als im grössten Landesteil des Vereinigten Königreichs.
Die dort erhobenen Daten deuten darauf hin, dass sich die meisten Menschen in Läden infizieren. Im öffentlichen Verkehr infiziert sich hingegen kaum jemand.
Meiste Infizierte mit Coronavirus waren vorher einkaufen
Über 60 Seiten zählt das wöchentliche Corona-Update Englands. Darunter finden sich auch «Ereignisse und Aktivitäten, die von positiv Getesteten gemeldet wurden».

Gemäss den Zahlen aus England sind besonders viele Menschen vor dem Auftreten der Corona-Symptome einkaufen gegangen. Eine weitere Statistik der englischen Gesundheitsbehörde präzisiert: 38,5 Prozent hielten sich vor dem Auftreten von Symptomen im Supermarkt auf.
Auffällig ist, dass wenige Infizierte angaben, den öffentlichen Verkehr genutzt zu haben. Fast 12'000 Menschen gaben an, Shopping betrieben zu haben, viele gingen ihrer Arbeit nach. Es waren jedoch weniger als 1000, die sich im öffentlichen Verkehr aufgehalten haben.
Vorsicht bei der Dateninterpretation
Die Daten aus England haben das gleiche Problem wie die Daten des BAG: Es sind lediglich die Daten aus einer Personenbefragung. Nur weil eine Person sich an einem Ort aufgehalten hat, heisst das nicht, dass sie sich dort auch infiziert hat.

Ausserdem muss berücksichtigt werden, dass sich England noch immer in einem harten Lockdown befindet. Restaurants bleiben nach wie vor geschlossen, es gilt Homeoffice-Pflicht, der öffentliche Verkehr wurde jedoch nicht heruntergefahren. Hinweise zur Ansteckungshäufigkeit mit dem Coronavirus in der Gastronomie lassen sich also nicht ableiten.
Die Frage nach dem Ansteckungsort bleibt problematisch: Ein PCR-Test liefert (mit einer gewissen Unsicherheit) ein relativ präzises Ergebnis zur Corona-Infektion. Wo sich eine Person infiziert, lässt sich hingegen nicht testen. Auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie müssen sich Politik und Wissenschaft daher auf Einschätzungen verlassen – Fakten bleiben rar.