In Grossbritannien verweigern immer mehr Corona-Patienten den Einsatz von Beatmungsgeräten. Der Grund ist eine wilde Theorie. Die Ärzte sind alarmiert.
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Beatmungsgeräte entscheiden im Kampf gegen das Coronavirus über Leben und Tod. (Symbolbild) - Dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Britische Corona-Patienten verweigern sich zunehmend dem Einsatz von Beatmungsgeräten.
  • Es herrscht Angst davor, dass Inkubatoren zu einer höheren Sterblichkeitsrate führen.
  • Laut Medizinern sei diese unbestätigte Theorie aber falsch.

In Grossbritannien warnen Ärzte vor einem seltsamen Phänomen: Offenbar verweigern sich immer mehr kritisch kranke Covid-19-Patienten dem Einsatz von Beatmungsgeräten. Der Grund: Die Patienten und ihre Familien haben Angst, der Einsatz der Inkubatoren könnte tödliche Folgen haben.

Laut Berichten beruht diese Angst auf einer unbestätigten Theorie. Diese besagt, dass der weit verbreitete Einsatz der Geräte zu Beginn der Pandemie mit der hohen Sterblichkeitsrate verbunden war.

Beatmungsgerät Coronavirus
Medizinisches Personal bedient ein Beatmungsgerät. - Keystone

Die «Überlegung» dahinter: Die Überlebensrate für Intensivpatienten verbesserte sich nach dem ersten grossen Anstieg, was mit einem Rückgang des Einsatzes von Beatmungsgeräten korrelierte.

Dr. Alison Pittard, die Dekanin der Fakultät für Intensivmedizin in London, erklärt gegenüber dem «Telegraph», dass die beiden Trends nicht miteinander zusammenhängen. Die hohe Sterblichkeitsrate zu Beginn der Pandemie habe nichts mit den Beatmungsgeräten zu tun gehabt, so die Expertin. «Die Patienten starben an dem Virus», hält Pittard fest.

Ärztin: «Müssen die Wünsche unserer Patienten respektieren»

Die Expertin erklärt weiter, dass der Einsatz von Beatmungsgeräten zurückgegangen sei, weil Mediziner ihr Verständnis der Krankheit verbessern konnten und neue Behandlungen eingeführt worden seien.

Zudem hätten die Ärzte erkannt, dass die Patienten viel besser mit einer niedrigen Sauerstoffsättigung umgehen können, als erwartet. Sobald diese aber unter einen bestimmten Punkt fällt, biete die Beatmung jedoch die einzige Überlebenschance.

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Dr. Alison Pittard, die Dekanin der Fakultät für Intensivmedizin in London, bei einer Pressekonferenz im November 2020. - Keystone

«Es ist sehr schwierig für Ärzte auf der Intensivstation zuzusehen und zu akzeptieren, wie sich der Zustand eines Patienten verschlechtert, während sich die Person gegen den Einsatz eines Beatmungsgerätes weigert. Vor allem, da man weiss, diese Person wird ohne dieses sterben.»

Pittard beschreibt, wie die betroffenen Patienten immer schwächer und schwächer würden und plötzlich nur noch halb bei Bewusstsein seien. «Dann kann man kein informiertes Gespräch mehr führen», so Pittard und fügt an: «Wir müssen aber die Wünsche unsere Patienten respektieren.»

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