Angesichts eines deutlichen Anstiegs der Infizierten- und Todeszahlen hat Italien den Kampf gegen das neuartige Coronavirus nochmals verschärft: Alle Schulen und Universitäten sind seit Donnerstag geschlossen; die Regierung kündigte zudem ein 7,5 Milliarden-Euro-Paket an, mit dem vor allem die Gesundheitsdienste gestärkt werden sollen.
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Verschlossene Schule in Rom - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • WHO ruft Regierungen zu «aggressiver Bereitschaft» auf.

Weltweit gehen derzeit wegen des Coronavirus rund 300 Millionen Kinder nicht zur Schule - in Deutschland sehen die Verantwortlichen für einen solchen Schritt derzeit keine Notwendigkeit.

Die Schulen und Universitäten in Italien sollen bis zum 15. März geschlossen bleiben. Fussballspiele und andere Sport-Grossveranstaltungen werden vorerst vor leeren Rängen stattfinden. Das Land ist der grösste Coronavirus-Infektionsherd in Europa.

Am Donnerstagabend vermeldete der italienische Zivilschutz 41 neue Todesfälle, das ist die höchste Opferzahl innerhalb eines Tages. Insgesamt starben damit seit Ausbruch der Epidemie in Italien bereits 148 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19. Zugleich wurden 769 neue Infektionsfälle bestätigt, insgesamt sind es in Italien nun 3858. Die Wirtschaft des Landes leidet, die Touristenzahlen sind eingebrochen.

Für den Kampf gegen das neuartige Coronavirus und die Wiederankurbelung der Wirtschaft gab die Regierung in Rom 7,5 Milliarden Euro aus dem Haushalt frei, damit steigt das italienische Defizit in diesem Jahr um 0,3 Prozent. Das Geld solle vor allem genutzt werden, «um die Ressourcen der Gesundheitsdienste, des Zivilschutzes und der Ordnungskräfte zu verstärken», kündigte Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri an. Zudem sollten betroffene Familien und Unternehmen unterstützt werden.

Auch das iranische Gesundheitsministerium verfügte, dass nun alle Schulen und Hochschulen im Land bis zum Ende des iranischen Jahres am 19. März geschlossen bleiben. Dann beginnen ohnehin die bis zum 3. April dauernden Neujahrsferien. In Südkorea wurde der Beginn des neuen Schuljahres wegen der Epidemie auf den 23. März verschoben. Auch in Japan findet in den meisten Schulen vor den Ferien Ende März kein Unterricht mehr statt. Indiens Hauptstadt Neu Delhi kündigte am Donnerstag die Schliessung aller Grundschulen bis Monatsende an.

In Deutschland wurden bislang nur vereinzelt Schulen geschlossen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig, sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung», flächendeckende Schulschliessungen seien derzeit nicht nötig. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich gegen generelle Schulschliessungen aus.

In Deutschland wurden laut Robert-Koch-Institut bis Donnerstagnachmittag 400 Infektionen nachgewiesen, davon allein 181 in Nordrhein-Westfalen. Ausser Sachsen-Anhalt sind alle Bundesländer betroffen, Tote gab es bislang in Deutschland aber nicht. Laut RKI-Präsident Lothar Wieler muss aber auch hierzulande mit Todesfällen gerechnet werden.

Die Schweiz und Grossbritannien meldeten am Donnerstag jeweils ihren ersten Todesfall. Ungarn, Slowenien, Bosnien sowie Südafrika registrierten ihre ersten Infektionsfälle. Weltweit gibt es laut einer AFP-Zählung mittlerweile mehr als 97.000 nachgewiesene Infektionsfälle in mehr als 80 Ländern. Mehr als 3300 Menschen sind an Covid-19 gestorben.

In den USA stieg die Zahl der Todesfälle auf elf. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom rief den Notstand aus, nachdem dort der erste nachweislich von dem Erreger verursachte Todesfall aufgetreten war. Es handelte sich um einen 71-jährigen Passagier des Kreuzfahrtschiffs «Grand Princess», das nach einer Reise nach Mexiko auf der Fahrt von Hawaii nach San Francisco war. Das Schiff wurde gestoppt, die rund 2500 Passagiere und 1150 Besatzungsmitglieder dürfen vorerst nicht von Bord.

Trotz der teils drakonischen Massnahmen in verschiedenen Ländern prangerte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein fehlendes Engagement zahlreicher Staaten im Kampf gegen das Virus an. Er sei besorgt, dass eine «lange Liste» von Ländern nicht «das erforderliche Mass an politischem Engagement» zeige, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Er rief die Regierungen ausdrücklich zu «aggressiver Bereitschaft» auf. Die Gesundheitsminister der EU-Länder beraten am Freitag bei einem ausserordentlichen Krisentreffen in Brüssel über das weitere Vorgehen.

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