Die Ärzte ohne Grenzen geraten im Sudan in die Propaganda-Falle. Sie seien gezwungen worden, in einem Video mitzuwirken, heisst es.
Sudan
Sudanesische Bürger auf den Strassen der Hauptstadt Khartum. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen sind im Sudan instrumentalisiert worden.
  • Sie wurden gezwungen, Propaganda zu verbreiten.
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Mitarbeiter der Ärzte ohne Grenzen (MSF) sind im Sudan nach Angaben der Hilfsorganisation zu einem Propagandavideo gedrängt worden. Dies zugunsten der Konfliktpartei RSF genötigt worden. Ihr Konvoi sei beim Verlassen eines Lagerhauses gestoppt worden, teilte MSF am Samstag mit.

«Die RSF forderte uns auf, vor der Kamera eine Erklärung über die Vorgehensweise der RSF in diesem Fall abzugeben. Wir waren dazu verpflichtet, damit unser Konvoi seine Reise fortsetzen konnte.» Die Rapid Support Forces (RSF), eine aus Milizen hervorgegangene Quasi-Armee, kämpft unter dem früheren Vizemachthaber des Landes seit dem 15. April gegen die Armee.

Die RSF veröffentlichten am Freitag ein Video, das einen Uniformierten mit einer Gruppe von MSF-Mitarbeitern zeigt. «Wurden Sie Gegenstand illegaler Handlungen, Erpressungen, Drohungen oder Gewalt durch RSF-Personal?», fragt der Mann laut Untertiteln. Ein Mitarbeiter antwortet unter anderem, dass humanitäre Gesetze eingehalten würden und man ohne Einflussnahme jeglicher Partei arbeiten könne.

48 bestätigte Angriffe auf Gesundheitspersonal

MSF und andere Helfer haben seit Ausbruch des Konflikts immer wieder Plünderungen und Angriffe beklagt. «Die MSF-Teams beantworteten die Fragen unter Bestätigung der humanitären Grundsätze von MSF: Wir sind mit keiner der Konfliktparteien verbündet. Unser einziges Ziel ist es, die vom Konflikt betroffene Bevölkerung zu unterstützen, die medizinische Hilfe benötigt», teilten MSF mit. «Lebensnotwendige humanitäre Hilfe darf nicht instrumentalisiert werden.»

Die Weltgesundheitsorganisation zählte bis Anfang Juni 48 bestätigte Angriffe auf Gesundheitspersonal. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA unter Verweis auf Zahlen des Gesundheitsministeriums sind bis Anfang Juni mindestens 780 Menschen getötet worden. Rund 5800 wurden verletzt, 1,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Nach wiederholt gebrochenen Feuerpausen hatten die Konfliktparteien für Samstag erneut eine 24-stündige Waffenruhe ab 6 Uhr Ortszeit vereinbart. Nach Angaben eines dpa-Reporters in der Hauptstadt Khartum blieb es dort am Vormittag weitgehend ruhig. Dies, nachdem in den frühen Morgenstunden Flugabwehrraketen zu hören waren. Unklar war die Lage in der von schwerer Gewalt getroffenen Region West-Darfur.

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