Demonstranten in Israel fordern Abkommen mit Gaza
Angehörige der in der Gewalt der Hamas stehenden Geiseln fordern Netanjahu in Israel dazu auf, ein Abkommen mit Gaza und der Hamas zu schliessen.

Zehntausende Demonstranten versammelten sich vor der Residenz des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Die Protestkundgebung gilt als eine der grössten Veranstaltungen im Zusammenhang mit Forderungen nach einem Abkommen zwischen Gaza und Israel.
Das Forum der Geiselangehörigen übte laut dem «ORF» scharfe Kritik an der Regierungsführung aus. Sie warfen Netanjahu vor, seit drei Wochen nicht auf die Antworten der Hamas-Führung an internationale Vermittler reagiert zu haben.
Die Demonstranten forderten die sofortige Entsendung einer Verhandlungsdelegation für Gespräche über die Kriegsbeendigung. Ihre zentrale Botschaft lautete, dass alle noch lebenden Geiseln durch diplomatische Verhandlungen zurückgeholt werden müssen.
Hamas-Position und Verhandlungsbereitschaft
Die Terrororganisation Hamas bekräftigte laut «Deutschlandfunk» ihre grundsätzliche Bereitschaft zu einem Waffenstillstandsabkommen. Sie erklärte sich offen für alle Vorschläge, die zu einem dauerhaften Waffenstillstand und dem vollständigen Rückzug israelischer Truppen führen würden.
Die Islamisten bestehen auf einem umfassenden Gefangenenaustausch zwischen israelischen Geiseln und palästinensischen Häftlingen. Zusätzlich fordern sie die ungehinderte Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen als Bedingung für jedes Abkommen.

Parallel zu den diplomatischen Signalen setzte der Islamische Dschihad seine Raketenangriffe auf israelisches Territorium fort. Zwei Geschosse wurden vom zentralen Gazastreifen abgefeuert, wobei eine Rakete abgefangen und eine weitere in unbewohntem Gebiet niederging.
Gaza vs. Israel: Netanjahus Strategie und politische Zwänge
Ministerpräsident Netanjahu beharrt weiterhin auf einem umfassenden Abkommen, das alle Geiseln auf einmal freilassen würde. Seine Strategie sieht die vollständige Kapitulation und Entwaffnung der Hamas als unverhandelbare Voraussetzung vor.
Der Regierungschef will ausserdem, dass Israel die dauerhafte Sicherheitskontrolle über Gaza behält. Diese Position stösst bei Kritikern auf Widerstand, die ihm vorwerfen, den Krieg unnötig zu verlängern.
Seine rechtsextremen Koalitionspartner lehnen der «Tagesschau» zufolge jede Form von Waffenstillstand kategorisch ab. Von deren Unterstützung hängt jedoch Netanjahus politisches Überleben in der aktuellen Regierungskonstellation ab.
Internationale Vermittlungsbemühungen
Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten arbeiten intensiv an einem neuen Lösungsvorschlag. Dieser soll sowohl die Freilassung aller Geiseln als auch ein Ende der Kampfhandlungen umfassen.

Angesichts einer drohenden Grossoffensive der israelischen Armee in Gaza-Stadt laufen die diplomatischen Bemühungen auf Hochtouren. Die internationale Gemeinschaft setzt auf eine baldige Vorlage des überarbeiteten Abkommensentwurfs.
Von den ursprünglich 48 noch in Gaza befindlichen Geiseln sind nach israelischen Angaben nur noch 20 am Leben. Diese dramatische Entwicklung verstärkt den Druck auf alle Beteiligten, schnell zu einer Einigung zu gelangen.
Propalästinensische Demonstrationen in London führen zu etlichen Festnahmen
In London kam es derweil zu tumultartigen Szenen bei einer propalästinensischen Demonstration mit über 425 Festnahmen, berichtet «n-tv». Die Proteste richteten sich gegen das Verbot der Gruppe Palestine Action, die zuvor als terroristische Organisation eingestuft worden war.

Die Aktivisten warfen der britischen Regierung vor, Israel durch Tankflugzeuge im Krieg gegen Gaza zu unterstützen. Sie hatten zuvor versucht, Militärflugzeuge der Royal Air Force durch Farbattacken unbrauchbar zu machen.
Die britische Regierung wies diese Vorwürfe entschieden zurück und kündigte ein hartes Vorgehen gegen solche Aktionen an. Die Ereignisse zeigen, wie sich der Nahostkonflikt auf die innenpolitische Stabilität europäischer Länder auswirkt.