Wo kommt das Coronavirus her? Verdächtigt werden Fledermäuse, Wildtierhandel, Tiefkühlketten - und auch ein Laborunfall. Experten besuchen in China ein Virus-Institut, um das sich Mutmassungen ranken.
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Ein Sicherheitsmann stoppt Journalisten vor dem Institut für Virologie in Wuhan. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Internationale Experten haben in der chinesischen Stadt Wuhan ein Forschungszentrum besucht, das im Mittelpunkt von Spekulationen über den Ursprung des Coronavirus steht.

Die Visite im Wuhan Institut für Virologie (WIV) gilt als ein Höhepunkt der Ermittlungen der Fachleute im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gemeinsam mit chinesischen Kollegen wollen die Experten herausfinden, wo das neue Sars-CoV-2-Virus ursprünglich herkam, mit dem sich weltweit mehr als 100 Millionen Menschen angesteckt haben.

Das Viruslabor ist eine führende Einrichtung unter Chinas Akademie der Wissenschaften. Es forscht schon lange mit Coronaviren von Fledermäusen, die wegen der genetischen Ähnlichkeiten als Ursprung für die Pandemie verdächtigt werden. So war spekuliert worden, dass das Virus möglicherweise auch aus dem Labor entwichen sein könnte, was die chinesische Seite aber energisch bestritten hat.

Die als «Batwoman» bekannte und international renommierte Fledermausforscherin Shi Zhengli von dem Institut war schon vorher mit den WHO-Experten zusammengetroffen und hatte einen Vortrag gehalten. Es gab auch unbewiesene Verdächtigungen, dass vielleicht ein Laborunfall mit einem künstlich manipulierten Virus passiert sein könnte. In der Mehrheit sind sich führende Experten, die sich die genetische Information angeschaut haben, aber einig, dass es sich um ein natürliches Virus handelt.

Mitglieder des WHO-Teams hatten wiederholt betont, mit einem offenen Blick in die Untersuchungen zu gehen und keine möglichen Szenarien auszuschliessen. Erst nach langem Tauziehen hatte China ihren Besuch zugelassen. Die Experten haben in Wuhan seit Mitte Januar bereits Krankenhäuser, Forschungsinstitute und einen Markt besucht, auf dem wilde Tiere gehandelt wurden. Einige, aber nicht alle der ersten Infektionen konnten auf den Huanan-Markt zurückgeführt werden.

Nach ihrer Ankunft in der zentralchinesischen Metropole hatten die Experten - wie alle Einreisenden in China - zunächst für zwei Wochen in Quarantäne gehen müssen. In der Zeit haben sie aber schon per Video intensiv konferiert und die Untersuchungen vorbereitet.

Die Suche nach der Herkunft des Erregers gilt als politisch heikel. China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden. Weltweit sind bereits mehr als 2,2 Millionen Menschen an den Folgen gestorben.

Seit Monaten streut Chinas Propaganda-Apparat Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt. Es wird auf unbestätigte Berichte verwiesen, dass es Infektionen schon vorher in anderen Ländern gegeben haben könnte. Auch wird die These verbreitet, dass das Virus über Tiefkühlwaren nach China eingeschleppt worden sein könnte. Als Beweis gelten festgestellte Viruspuren auf Tiefkühlimporten. Ob diese Reste aber für eine Infektion ausreichen, ist unter Wissenschaftlern strittig.

In Wuhan waren Anfang Dezember 2019 erstmals Ansteckungen mit dem neuen Erreger entdeckt worden. Nach einem anfänglich als unzureichend kritisierten Umgang mit dem Ausbruch verhängte China strenge Massnahmen und Einreisebeschränkungen. Mit Ausgangssperren und Massentests für Millionen Menschen sowie Kontaktverfolgung und Quarantäne scheint China das Virus weitgehend in den Griff bekommen zu haben. Heute werden nur noch vereinzelt lokal begrenzte Ausbrüche gemeldet. Das Leben hat sich normalisiert.

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