«Gaza brennt» – Israels Bodenoffensive hat begonnen

Keystone-SDA
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Palestina,

Israel hat in der Nacht seine Angriffe auf die Stadt Gaza massiv verstärkt. Laut unbestätigten Berichten sind auch Panzer eingedrungen.

Israel Palestinians Gaza
Ein Leuchtgeschoss der israelischen Armee treibt über Gebäuderuinen, die während der israelischen Boden- und Luftoperationen im nördlichen Gazastreifen zerstört wurden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Israel intensiviert Angriffe auf die Stadt Gaza – Panzer sollen erstmals eingedrungen sein
  • Angehörige der Geiseln werfen Netanjahu vor, diese «aus politischen Erwägungen zu opfern».
  • Über 60 islamische Staaten fordern Waffenembargo nach dem Angriff auf Hamas-Führer.

Das israelische Militär hat seine Bodenoffensive auf Gaza-Stadt begonnen. Laut «Jerusalem Post» und «Axios» sind Panzer in die Stadt vorgerückt, nachdem zuvor die Luftangriffe deutlich intensiviert worden waren.

Verteidigungsminister Israel Katz erklärte: «Gaza brennt. Die IDF schlägt mit eiserner Faust gegen die Terrorinfrastruktur, und die Soldaten kämpfen tapfer, um die Freilassung der Geiseln und die Niederlage der Hamas zu erreichen.»

Nach Angaben eines ranghohen Offiziers bestätigte die Armee den Einmarsch am Montagabend. In den kommenden Tagen sollen weitere Einheiten folgen. Augenzeugen wie Ahmed Ghasal berichteten von massiven Bombardierungen und eingestürzten Häusern.

Angehörige: Geiseln geraten in akute Lebensgefahr

Israel hatte den Einsatz wochenlang vorbereitet, dabei zahlreiche Gebäude zerstört und Zivilisten zur Flucht aufgefordert. Rund 700'000 Menschen hielten sich nach Schätzungen dennoch in der Stadt auf.

Kurz vor Beginn der Offensive traf US-Aussenminister Marco Rubio Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Er sicherte «unerschütterliche Unterstützung» der USA zu, überbrachte jedoch auch Präsident Trumps Wunsch nach einer möglichst kurzen Operation. Laut Axios bremste Rubio die Offensive aber nicht aus.

Ist Frieden in Gaza möglich?

Besonders umstritten ist der Einsatz wegen der noch 48 Geiseln in Hamas-Gewalt. Angehörige warnten in einer Erklärung, die Angriffe könnten für die Überlebenden das Todesurteil bedeuten: «Diese Nacht in Gaza könnte die letzte Nacht im Leben der Geiseln sein.»

Nach Informationen des TV-Senders KAN soll Hamas begonnen haben, Geiseln als Schutzschilde an die Oberfläche zu bringen.

US-Präsident Trump reagierte empört und schrieb auf Truth Social: «Dies ist eine menschliche Gräueltat, wie sie nur wenige Menschen jemals zuvor gesehen haben. Lasst sofort alle Geiseln frei!»

Heftige Kritik an Benjamin Netanjahu

Das israelische Sicherheitskabinett hatte im August die Einnahme der Stadt Gaza im Norden des von Israel abgeriegelten Küstenstreifens gebilligt.

Das israelische Militär rief deshalb alle der schätzungsweise eine Million Bewohner der Stadt Gaza auf, in sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich zu flüchten. I

n Erwartung des Vorstosses in die Stadt flohen nach israelischen und palästinensischen Angaben bereits mehr als 300'000 Menschen aus Gaza.

Israelische Medien berichteten unter Berufung auf palästinensische Kreise, die Hamas habe Geiseln aus unterirdischen Tunneln geholt und in Häuser und Zelte der Stadt gebracht, um die israelische Armee an Einsätzen in bestimmten Gebieten zu hindern.

Die Mutter eines verschleppten Mannes sagte Medien zufolge, ihr Sohn werde in Gaza als menschlicher Schutzschild missbraucht.

Noch 48 Geisel in Gaza – 20 noch am Leben

Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben. Viele von ihnen befänden sich jetzt in der Stadt Gaza, hiess es in der Erklärung des Forums der Angehörigen.

Israels Ministerpräsident Netanjahu trage die persönliche Verantwortung für das Schicksal der Geiseln. «Das israelische Volk wird die Opferung der Geiseln und Soldaten nicht verzeihen», hiess es weiter.

Nahostkonflikt - Pressekonferenz Netanjahu
Benjamin Netanjahu führt die Einnahme von Gaza-Stadt an. - dpa

Die israelische Armee hatte in den vergangenen Tagen ihre Luftangriffe in und um die Stadt herum schrittweise ausgeweitet und zuletzt begonnen, zahlreiche Hochhäuser in der Stadt zu zerstören.

Sie wirft der Hamas vor, dort Beobachtungsposten eingerichtet und Sprengsätze platziert zu haben. Bodentruppen schickte die israelische Armee bislang nicht in die dicht besiedelte Stadt, in der sich vermutlich noch Hunderttausende Palästinenser aufhalten.

In der Nacht zitierte die israelische Nachrichtenseite «ynet» palästinensische Berichte, wonach nun Panzer gesichtet worden seien.

US-Aussenminister Rubio sagte dem Sender Fox News, der Krieg würde enden, wenn alle Geiseln ausgehändigt würden, die Hamas ihre Waffen niederlege und sich auflöse.

«Im Idealfall, in einer perfekten Welt, würde man dies durch ein diplomatisches Abkommen erreichen.» Dies sei jedoch nicht eingetreten.

Israel wird zunehmend isoliert

Israel gerät wegen der angekündigten Ausweitung des Gaza-Kriegs zunehmend in die internationale Isolation.

Nach Israels Luftangriff vergangene Woche auf die Führungsspitze der Hamas in Katar forderten Vertreter aus rund 60 arabischen und weiteren islamischen Staaten bei einem Sondergipfel in Katar ein Waffenembargo gegen Israel.

Nach Angaben der Hamas war die Attacke in der Hauptstadt Doha fehlgeschlagen, es sei kein Mitglied der Delegation für die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza getötet worden.

Aus Sicht Netanjahus ist der Angriff dagegen nicht fehlgeschlagen. Er habe vielmehr eine klare Botschaft vermittelt: «Ihr könnt euch verstecken, ihr könnt weglaufen, aber wir werden euch schnappen», sagte er mit Blick auf führende Mitglieder der Hamas.

Netanjahu nannte die internationale Kritik an dem Angriff in Katar eine «Heuchelei». Jedes Land habe das Recht, sich auch jenseits seiner Grenzen gegen jene zu verteidigen, die seine Bürger töten wollten.

Gaza Hunger
Nach Angaben des Welternährungsprogramms leiden eine halbe Million Menschen in Gaza Hunger. (Archivbild) - dpa

Der Gaza-Krieg begann mit dem Hamas-Terrorüberfall am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 verschleppt wurden.

Seither sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens 64'900 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden, darunter zahlreiche Frauen und Kinder.

Kritiker werfen Israel Kriegsverbrechen oder gar Völkermord vor. Israel betont dagegen, es bekämpfe ausschliesslich die Hamas, die Zivilbevölkerung werde von der Terrororganisation als «menschliche Schutzschilde» missbraucht.

Kommentare

User #5551 (nicht angemeldet)

Alle Länder mahnen und trotzdem passiert nichts, es wird weiter getötet

User #1530 (nicht angemeldet)

Israel will den Gaza Streifen ganz für sich. Ob es dabei nur um die Hamas geht, sieht mehr nach Ausrede aus

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