Netanjahu kündigt Gaza-Einnahme und neue Verhandlungen an
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Einnahme von Gaza angekündigt und zugleich neue Waffenruhe-Verhandlungen in Aussicht gestellt.

Das Wichtigste in Kürze
- Benjamin Netanjahu kündigt die Einnahme von Gaza-Stadt und neue Verhandlungen an.
- Die Hamas hatte den Vermittlern zuletzt eine «positive Antwort» gegeben.
- Die palästinensischen Behörden melden viele Todesopfer in Chan Junis und Gaza-Stadt.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Billigung eines Plans zur Einnahme der Stadt Gaza angekündigt, aber gleichzeitig neue Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der Hamas in Aussicht gestellt.
Bei einem Besuch von Soldaten, die im Gazastreifen stationiert sind, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros: «Ich bin gekommen, um die Pläne der Armee zur Einnahme der Stadt Gaza und zum Sieg über die Hamas zu bestätigen.»

Gleichzeitig habe er die Anweisung erteilt, «unverzüglich Verhandlungen über die Freilassung aller unserer Geiseln und die Beendigung des Krieges zu Bedingungen aufzunehmen, die für Israel akzeptabel sind». Beides gehe Hand in Hand.
Verhandlungen zuletzt unterbrochen
Indirekte Verhandlungen Israels und der Hamas über eine neue Waffenruhe blieben bislang erfolglos und wurden zuletzt unterbrochen. Die internationalen Vermittler – die USA, Katar und Ägypten – bemühen sich jedoch um eine Wiederaufnahme der Kontakte.
Netanjahu wollte nach Medienberichten bei einer Sicherheitsberatung mit Verteidigungsminister Israel Katz und mit Militärs die Einsatzpläne zur Einnahme der Stadt Gaza billigen. Das Sicherheitskabinett hatte Anfang des Monats die Einnahme der grössten Stadt des Küstenstreifens sowie die Evakuierung der Bevölkerung genehmigt.
Hamas hatte «positive Antwort» auf Waffenruhe-Vorschlag gegeben
Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte am Montag erklärt, sie habe den Vermittlern eine «positive Antwort» auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe vorgelegt. Dabei handelt es sich nach Medienberichten um eine angepasste Fassung eines zuvor bereits verhandelten Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff.

Dieser sieht eine 60-tägige Feuerpause vor, während der zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Insgesamt befinden sich in Gaza noch 50 Geiseln, von denen noch mindestens 20 am Leben sein sollen. Israel hat bisher noch keine offizielle Antwort auf den Vorschlag übermittelt.
Berichte über zahlreiche Opfer bei neuen Angriffen in Gaza
Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es nach palästinensischen Angaben erneut zahlreiche Todesopfer gegeben. 7 Menschen seien bei Beschuss im zentralen Gazastreifen getötet und 18 weitere verletzt worden, teilte das Awda-Krankenhaus mit. Der Vorfall habe sich in der Nähe eines Verteilungspunktes für Hilfsgüter ereignet.
Auch bei Angriffen in der Stadt Gaza und in Chan Junis im Süden des Gazastreifens habe es viele Tote und Verletzte gegeben, hiess es aus medizinischen Kreisen. Unter den Opfern seien auch Kinder. Eine israelische Armeesprecherin teilte mit, man prüfe die Berichte.
Israel: Raketenangriff auf Warenkorridor nach Gaza
Palästinensische Extremisten haben nach israelischen Militärangaben eine zentrale Einfahrtsstrasse für den Transport humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen beschossen. Ein Geschoss sei aus einem Gebiet in der Nähe des Nasser-Krankenhauses in Chan Junis im Süden des Gazastreifen abgefeuert worden, teilte die Armee mit.
«Der Abschuss erfolgte während der Durchfahrt eines Lastwagenkonvois, der auf dem Weg war, Hilfsgüter am Übergang Kerem Schalom abzuholen, und schlug in einer Entfernung von 300 Metern vom Korridor ein», hiess es in der Mitteilung. Es handele sich um einen Versuch, die Einfuhr und Verteilung von Hilfsgütern zu sabotieren.
Der militärische Hamas-Arm teilte dagegen mit, man habe ein «Kommando- und Kontrollzentrum sowie eine Versammlung feindlicher Soldaten und Fahrzeuge südwestlich der Stadt Rafah angegriffen».