Trump kritisiert Lockerung von Corona-Einschränkungen in Georgia

Ungewöhnliche Rüge aus dem Weissen Haus: Der als Gegner strenger Corona-Massnahmen geltende US-Präsident Donald Trump hat den republikanischen Gouverneur von Georgia wegen einer verfrühten Lockerung der Einschränkungen für Geschäfte zurechtgewiesen.

Das Wichtigste in Kürze

US-Präsident: «Absolut nicht einverstanden» mit Öffnung von Geschäften.

Er habe dem Gouverneur Brian Kemp gesagt, dass er «absolut nicht einverstanden» sei mit dessen Entscheidung, «bestimmte Einrichtungen zu öffnen», die gemäss eines von Washington vorgelegten Zeitplans weiter geschlossen bleiben müssten, sagte Trump am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus.

Es sei «zu früh» für eine Öffnung von Sportstätten und Geschäften, sagte Trump. Er respektiere Kemp und werde ihn «diese Entscheidung treffen lassen». Er selbst würde an Kemps Stelle jedoch anders handeln, betonte der US-Präsident weiter. «Ich möchte Menschenleben schützen.»

Trumps Kritik an einem republikanischen Gouverneur ist äusserst ungewöhnlich. In der Corona-Krise geriet der US-Präsident bisher vor allem mit Gouverneuren der oppositionellen Demokraten in Konflikt, die er zu einer Lockerung der Einschränkungen wegen der Pandemie aufrief.

Trumps Regierung hatte vergangene Woche einen Zeitplan mit mehreren Phasen vorgelegt, in denen die Rückkehr zur Normalität in den USA gelingen soll. Die Gouverneure von Georgia, Kemp, und von Florida, Ron Desantis, kündigten in der Folge jedoch umfassendere Lockerungen an als von Washington vorgesehen.

In Georgia sollen nach Angaben Kemps bereits am Freitag Fitnessstudios, Bowling-Zentren, Tattoo-Studios und weitere kleinere Unternehmen wieder öffnen dürfen. Von Montag an dürfen demnach auch Restaurants wieder öffnen. In den offiziellen Regierungsempfehlungen heisst es, eine Öffnung von Geschäften könne erst erfolgen, wenn in den USA eine mindestens seit zwei Wochen andauernde Verlangsamung der Infektionsrate zu verzeichnen sei.

Der renommierte US-Virologe Anthony Fauci mahnte Kemp zur Vorsicht. Wäre er Berater der Regierung von Georgia, würde er dem Gouverneur empfehlen, «nicht einfach den Schalter umzulegen» und mit der Normalität fortzufahren, sagte Fauci am Mittwoch bei der Pressekonferenz im Weissen Haus.

Unmittelbar vor der Pressekonferenz hatte Kemp seine Entscheidung für die Lockerungen im Sender Fox 5 Atlanta verteidigt. Es handele sich um ein «wohlüberlegtes Vorgehen». Die Unternehmen, die jetzt wieder öffnen dürften, müssten sich an «strenge Richtlinien» halten, betonte Kemp.