Grundsatzkritik am Kauf von US-Tarnkappenjets für die Bundeswehr gab es wiederholt. Nun legt Greenpeace nach und sichtet Mängelberichte aus den USA. Fazit: Es gibt enorme finanzielle Risiken.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht neben Generalleutnant Ingo Gerhartz (r), Inspekteur der Luftwaffe, vor einem F-35 Tarnkappenjet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA).
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht neben Generalleutnant Ingo Gerhartz (r), Inspekteur der Luftwaffe, vor einem F-35 Tarnkappenjet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA). - Wolfgang Kumm/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Organisation Greenpeace warnt die Bundesregierung nach einer Auswertung amtlicher Berichte aus den USA vor Risiken beim angekündigten Kauf von F-35-Tarnkappenjets.

«Obwohl die F-35 bereits seit über zehn Jahren bei den US-Streitkräften im Einsatz ist, leidet das Flugzeug weiterhin unter zahlreichen Problemen und Mängeln, die durch die regelmässigen, offiziellen Berichte unterschiedlicher US-Stellen und auch durch die Arbeit zivilgesellschaftlicher Projekte belegt sind», heisst es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Donnerstag vorlag.

Bei allen bislang produzierten und ausgelieferten F-35 - etwa 750 an der Zahl - handele es sich um Modelle aus der sogenannten Anfangsproduktion, die noch nicht alle Anforderungen an ein vollständig ausgereiftes Flugzeug erfüllen müssten. Greenpeace listet die «derzeit grössten Probleme» auf und schreibt: «Einem jüngsten Bericht des US-Rechnungshofs zufolge müssen immer mehr F-35-Flugzeuge am Boden bleiben, weil sie kein funktionierendes Triebwerk haben.»

Nur Hälfte der Zeit einsatzbereit

Flottenweit sei eine F-35 im Schnitt nur in weniger als 40 Prozent der Zeit voll einsatzbereit gewesen - im Zeitraum 2014 bis 2021. Bei der F-35A habe der Wert im Jahr 2021 auch nur bei 50 Prozent gelegen. Neben der vollen gebe es noch eine teilweise Einsatzbereitschaft. Diese gelte als gegeben, wenn das Luftfahrzeug fliegen und mindestens eine der übertragenen Aufgaben erfüllen könne.

Laut US-Rechnungshof habe die F-35 zuletzt 826 Mängel gehabt, davon vier kritische Mängel, schreibt Greenpeace. Welche Teile genau wie schwer betroffen seien, sei nicht öffentlich bekannt. Laut zuständiger US-Prüfbehörde seien im Jahr 2021 jedoch neue Mängel in den Bereichen Waffen, Sensorfusion, Kommunikation und Navigation, Cybersicherheit sowie Zielerfassung festgestellt worden. Ein grosser Teil der Schwierigkeiten lasse sich auf Probleme bei der Softwareentwicklung zurückführen. Die Kostenabschätzung für die angekündigte deutsche Beschaffung der F-35A sei mit vielen Unwägbarkeiten verbunden.

Die Bundesregierung hatte im März erklärt, die Luftwaffe mit F-35-Tarnkappenjets ausrüsten zu wollen. Die Maschinen des Herstellers Lockheed Martin sollen als Nachfolgemodell der vor mehr als 40 Jahren eingeführten Tornado-Flotte beschafft werden.

Die F-35 gilt als modernstes Kampfflugzeug der Welt. Wegen einer speziellen Form und Aussenbeschichtung ist die Maschine für gegnerisches Radar nur schwer zu entdecken. Sie wird auch für die sogenannte nukleare Teilhabe Deutschlands gekauft, ein Abschreckungskonzept der Nato, bei dem Verbündete Zugriff auf US-Atombomben haben. In Büchel in der Eifel sollen 20 thermonukleare B61-Gravitationsbomben der US-Streitkräfte lagern, die bisher unter deutsche Tornados geklinkt werden können.

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