Donald Trump verteidigt Witkoffs Russen-Verhandlung-Tipps
Ein geleaktes Telefonprotokoll sorgt in Washington für Unruhe – doch Präsident Donald Trump stellt sich demonstrativ hinter seinen Russland-Sondergesandten.

Das Wichtigste in Kürze
- Trump spielt das geleakte Witkoff-Tape als «normale Verhandlung» herunter.
- Der Kreml bezeichnet die Veröffentlichung als Versuch, die Gespräche zu sabotieren.
- Der Sondergesandte bereitet sich währenddessen auf seine nächste Moskau-Reise vor.
Trotz wachsender Kritik an Steve Witkoff weist Präsident Donald Trump sämtliche Vorwürfe zurück. Auf einem Flug nach Washington bezeichnete er den anwesenden Journalisten gegenüber dessen Verhalten als «normale Verhandlungsführung».
Angesprochen auf seinen Russland-Sondergesandten wurde Trump wegen eines geleakten Audio-Protokolls. Dieses liefert erstmals Eindrücke in die Hinterzimmerdiplomatie zwischen Washington, Moskau und Kiew. Es sind seltene Einblicke in Gespräche, die später in einen 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukrainekriegs mündeten.
Das Gespräch wurde demnach am 14. Oktober aufgezeichnet und von «Bloomberg» transkribiert. Es zeigt, wie Witkoff einem hochrangigen Putin-Berater empfiehlt, wie der russische Präsident in einem bevorstehenden Telefonat mit Trump auftreten solle.
Trump verteidigte Witkoff entschieden. «Er muss das der Ukraine verkaufen, er muss die Ukraine Russland verkaufen – so arbeiten Deal-Maker», sagte er. Zwar kenne er das Tape nicht, doch er gehe davon aus, «dass er das Gleiche zur Ukraine sagt». Jede Seite müsse «geben und nehmen».
Kritik aus dem eigenen Lager
Das Tape löste besonders unter republikanischen Russlandkritikern Alarm aus. Abgeordneter Don Bacon forderte öffentlich Witkoffs Entlassung und bezeichnete ihn als «vollkommen prorussisch».
«Würde ein russischer Agent weniger tun?», schrieb er auf X. Auch der Republikaner Brian Fitzpatrick sprach von einem «grossen Problem» und warnte vor intransparenten Geheimverhandlungen.

Trump hingegen wies die Frage, ob Witkoff zu russlandfreundlich sei, zurück. Der Krieg könne «noch Jahre dauern», sagte er – und fügte hinzu, dass Russland schlicht über mehr Soldaten verfüge. Jede Möglichkeit zu einem Deal sei daher «eine gute Sache».
Der Kreml spricht von Sabotage
Moskau reagierte ungewöhnlich transparent auf das geleakte Protokoll. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, es gebe «viele, die diesen Prozess sabotieren wollen». Inhaltlich sei das Gespräch «nichts Dramatisches», und Trump habe Witkoff «indirekt verteidigt». Die Aufregung sei übertrieben.
Bei dem hochrangigen Putin-Berater, dem Witkoff die Tipps gab, handelt es sich um Juri Uschakow. Dieser zeigte sich verärgert. Er deutete an, dass einzelne Gespräche möglicherweise über WhatsApp geführt worden seien. Ein Hinweis, den westliche Geheimdienste aufmerksam zur Kenntnis nahmen.
«Einige dieser Leaks sind gefälscht. Andere kommentiere ich lieber nicht», sagte Uschakow. Gespräche über sichere Kanäle würden «praktisch nie» durchgestochen.
Der frühere US-Unterhändler Brett McGurk vermutete im Gespräch mit «CNN», dass ein ausländischer Geheimdienst hinter dem Leak stehen könnte. Ob die veröffentlichte Version vollständig sei, sei zudem unklar.
Was Witkoff den Russen empfahl
Das Bloomberg-Transkript zeigt, dass Witkoff riet, Putin solle Trump im bevorstehenden Telefonat zur Rolle der USA bei der Nahost-Feuerpause gratulieren. Zwei Tage später tat er das tatsächlich. Trump feierte dies auf seiner Plattform als diplomatischen Erfolg, der auch die Ukraine-Verhandlungen erleichtern könne.
Brisant: Witkoff soll Uschakow geraten haben, das Putin-Trump-Gespräch vor Trumps Treffen mit Selenskyj stattfinden zu lassen. Als Selenskyj am 17. Oktober im Weissen Haus erschien, kam es zu einer angespannten Unterredung: Trump drängte laut europäischen Diplomaten auf territoriale Zugeständnisse der Ukraine an Russland und wurde zunehmend laut.

Witkoff diskutierte im Gespräch zudem die Idee eines «20-Punkte-Plans», der sich später zu einem 28-Punkte-Entwurf entwickelte. Dazu gehörten weitreichende Zugeständnisse an Moskau: Aufgabe des NATO-Beitritts, Gebietsabtretungen und eine Begrenzung der ukrainischen Armee.
Witkoff bereitet sich auf Reise nach Moskau vor
US-Aussenminister Marco Rubio bezeichnete das Papier jüngst als «lebendiges, sich entwickelndes Dokument». Unterdessen bereitet sich Witkoff laut Trump auf eine Reise nach Moskau vor, möglicherweise begleitet von Jared Kushner. Gleichzeitig soll US-Armeeminister Dan Driscoll nach Kiew reisen.

Trump selbst will erst dann mit Putin und Selenskyj zusammentreffen, «wenn der Deal fertig oder fast fertig ist». Auf die Frage, wie flexibel seine selbst gesetzte Thanksgiving-Deadline sei, antwortete er: «Mein einziger Termin ist: wenn es vorbei ist.»




















