Donald Trump: So gross sind seine Chancen auf Friedensnobelpreis
Am Freitag wird der Friedensnobelpreis vergeben. Für Donald Trump steht der Sieger bereits fest: er selbst. Doch wie realistisch ist dieses Szenario?

Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump beansprucht den Friedensnobelpreis.
- Ein Friedensforscher stuft die Chancen für eine Verleihung an ihn als gering ein.
- Für den Weltfrieden sei es besser, wenn Trump dem Preis noch weiter nachjage.
US-Präsident Donald Trump will unbedingt den Friedensnobelpreis einsacken. Der selbst ernannte «Friedensstifter» und «Einiger» verpasst keine Chance, lautstark zu verkünden, dass die Trophäe ihm gebührt.
An der Uno-Generalversammlung sagte Trump, er habe «in nur sieben Monaten sieben Kriege beendet». «Das hat vorher noch kein Präsident und kein Land geschafft. Ich habe es getan.»
Die Aussage ist übertrieben. In vielen Fällen hat er keinen Frieden erreicht, sondern lediglich zu einer Deeskalation beigetragen.
So verständigten sich etwa Indien und Pakistan sowie Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe dank Donald Trump.
Die sieben Kriege im Faktencheck
1. Indien & Pakistan: Waffenruhe im Mai 2025, kein dauerhafter Frieden, Rolle der USA umstritten.
2. Israel & Iran: Waffenruhe im Juni 2025, langfristiger Konflikt ungelöst.
3. Thailand & Kambodscha: Mehrtägiger Grenzkonflikt endete mit Waffenstillstand im Juli 2025, Spannungen bleiben.
4. Serbien & Kosovo: Wirtschaftsabkommen, Konflikt ungelöst.
5. Ruanda & Demokratische Republik Kongo: Friedensabkommen im Juni 2025, jedoch kurz darauf wieder Angriffe.
6. Ägypten & Äthiopien: Es geht nicht um einen Krieg, Streit um Nil-Staudamm als «beendet» erklärt, aber keine Einigung.
7. Armenien & Aserbaidschan: Abkommen im August 2025 über Bergkarabach, noch kein bindender Friedensvertrag.
Quelle: ZDF, 06.10.2025
Andere Trumpsche Friedensanstrengungen wie zwischen der Ukraine und Russland stocken allerdings.
Am Freitagmittag wird der Friedensnobelpreis in Oslo vergeben. Wie realistisch ist ein Preisträger Donald Trump?
«Ich erwarte in diesem Jahr nicht die Vergabe des Preises an Präsident Trump», sagt Stefan Kroll zu Nau.ch. Er leitet die Wissenschaftskommunikation am Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt (D).

«Zwar ist Trump zu Beginn dieses Jahres wohl rechtzeitig nominiert worden. Allerdings sind die Eindrücke der aktuellen Friedensverhandlungen für das Komitee eventuell noch zu früh», erklärt er.
Donald Trump spaltet die Welt
Dazu komme: «In der Gesamtwürdigung des politischen Handelns und der Persönlichkeit Trumps überwiegt aktuell darüber hinaus nicht der Eindruck eines Friedensstifters.»
Was Kroll damit meint: «Präsident Trump baut die Demokratie in den Vereinigten Staaten ab und sie ist ihm auch in anderen Teilen der Welt nicht wichtig. Er steht zudem für eine zunehmende geopolitische Polarisierung.»
Zudem seien Trumps Initiativen vor allem auf das Ende von Krieg ausgelegt. Das sei aber nicht zwingend der Beginn für einen nachhaltigen Frieden.
«Aus der Perspektive der Friedensforschung fehlt es an der langfristigen Strategie, Konfliktgründe abzubauen, einzuhegen und Bedingungen für das friedliche Zusammenleben zu schaffen.»
Experte: «Hilfreich, wenn Trump Preis weiter nachjagt»
Gleichzeitig betont Kroll, dass das Ende von Gewalt ein wichtiges Ziel sei. Wenn etwa der aktuelle Friedensplan für Gaza umgesetzt werden könne, dann wäre Trump massgeblich dafür verantwortlich. «Und das verdient dann auch eine entsprechende Anerkennung.»
Könnte eine Vergabe des Friedensnobelpreises an Donald Trump laufende Friedensbemühungen beflügeln?
Friedensforscher Kroll glaubt, dass der Preis weder im Konflikt Israel/Palästina noch im Konflikt Ukraine/Russland einen Impuls setzen kann. Trumps Streben nach dem Preis aber sehr wohl.
«Im Moment ist es ja eher der scheinbar durch Eitelkeit getriebene Wunsch Trumps, den Preis zu erhalten, der seine Initiativen mitantreibt. Es könnte also eher hilfreich sein, wenn Trump dem Preis noch weiter nachjagt, als dass er ihn jetzt bereits bekommt», meint er.
Den Friedensnobelpreis erhalten diejenigen, die sich am meisten oder am besten für Frieden und Abrüstung eingesetzt haben. Auch Organisationen können ausgezeichnet werden.
Barack Obama erhielt Preis für Zukunftsversprechen
Grundsätzlich ist der Prozess um die Vergabe des Preises geheim. Entsprechend weiss man nicht, welche Kriterien ausschlaggebend sind.

Dabei können sowohl abgeschlossene Leistungen belohnt werden als auch vielversprechende Prozesse mit Zukunftsversprechen, die sich noch gar nicht erfüllt haben. «Der Preis an Präsident Obama wäre ein Paradebeispiel hierfür.»
Barack Obama erhielt nur wenige Monate nach Amtsantritt im Jahr 2009 den begehrten Preis. Für dessen «aussergewöhnlichen Bemühungen um eine Stärkung der internationalen Diplomatie und um Zusammenarbeit zwischen den Völkern».