Betreutes Wohnen: Generationenübergreifend möglich?
Sogenannte Mehrgenerationenhäuser erfreuen sich auch in der Schweiz wachsender Beliebtheit. Wichtig dabei ist, dass alle Beteiligten profitieren.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz gibt es Mehrgenerationenhäuser seit mehreren Jahrzehnten.
- Zu den wichtigsten Aspekten zählen die Finanzierung und eine faire Organisation.
Auf dem Papier klingt die Idee gut: Mehrere Generationen leben zusammen und unterstützen einander. Der junge, kräftige Student erledigt die Gartenarbeit, während die Seniorin leckere Mahlzeiten kocht. Der pensionierte Steuerberater hilft den Jüngeren bei der Steuererklärung, die junge IT-Technikerin führt die Älteren in die moderne digitale Welt ein.
Doch in der Praxis ist generationenübergreifendes Wohnen komplizierter. Es erfordert gute Organisation und viel Toleranz. Die Mühe wird dann jedoch belohnt. Wie die vierjährige Studie zum Generationenwohnen der ETHZ zeigte, waren die Effekte insgesamt gesehen positiv.
Generationenübergreifendes Wohnen in der Schweiz
Für vorausgehende Generationen war die Vorsorge für das Alter nicht einmal Thema in jungen Jahren. Heute nimmt sie zusammen mit anderen finanziellen Fragen den Spitzenplatz bei den Sorgen und Nöten der jüngeren Schweizerinnen und Schweizer ein. Dies ergab zumindest die Global Gen Z and Millennial Studie von Deloitte, für die 412 junge Menschen in der Schweiz befragt wurden.

Bei der Frage nach der zukünftigen Rente gaben 49 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer an, dass sie fürchten, ohne finanzielle Sicherheit in Rente zu gehen. Global waren es nur 41 Prozent. Eine zusätzliche private Vorsorge kommt für die meisten jedoch nicht infrage: 37 Prozent gaben an, jeden Monat nur mit Mühe über die Runden zu kommen. Und mehr als die Hälfte (51 Prozent) lebte von Lohnzahlung zu Lohnzahlung.
Dies bestätigt auch eine Studie von SwissLife: Danach wissen drei von vier jungen Menschen in der Schweiz, wie wichtig die private Vorsorge für das Alter ist. Aber fast die Hälfte hat noch nicht damit begonnen. Als Hauptgrund werden die fehlenden finanziellen Mittel genannt.
Betreutes Wohnen und günstiger Wohnraum als Vorteile
Private Initiativen zielen eher auf generationsübergreifendes Wohnen in Form von Wohngemeinschaften ab. Grosse Häuser werden entsprechend eingerichtet. Hier steht die gegenseitige Hilfe im Vordergrund.
Ältere Menschen haben mehrheitlich mehr Geld, um überhaupt Immobilien zu kaufen und zu modernisieren. Bei den Jüngeren glauben dagegen laut einer Umfrage der ZHAW 80 Prozent, dass Wohneigentum ausser Reichweite bleiben wird.

Die Initiative Wohnen für Hilfe setzt sogar gezielt auf generationenübergreifendes betreutes Wohnen: Seniorinnen und Senioren, die Platz in ihren zu gross gewordenen Häusern haben, stellen diesen Studentinnen und Studenten kostenlos zur Verfügung.
Im Gegenzug übernehmen die jungen Menschen verschiedene einfache Betreuungsaufgaben. Sie gehen einkaufen, erledigen die Garten- und Hausarbeit und leisten Gesellschaft. So kann betreutes Wohnen auch funktionieren.
Ergänzt wird diese Form des betreuten Wohnens durch mobile Pflegedienste. Diese kommen ein oder mehrmals pro Woche vorbei, um medizinische Aufgaben zu erledigen. Von diesem Arrangement profitieren beide Seiten – und oft kommt es zu einem intergenerationalen Austausch, der unter anderen Umständen kaum möglich wäre.
Professionelles betreutes Wohnen für mehrere Generationen
Bei steigendem Pflegebedarf ist betreutes Wohnen nur noch in entsprechenden Einrichtungen möglich. Die einfache Hilfe von jüngeren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern reicht hier nicht mehr aus.
Doch auch hier gibt es erste Initiativen für generationenübergreifende Gemeinsamkeit. Der Schwerpunkt liegt dabei weniger auf Hilfe durch die Jüngeren als auf dem Austausch. Die Betreuung erfolgt grösstenteils durch professionelle Hilfskräfte.

Diese Angebote sind auf körperlich beeinträchtigte jüngere Menschen und Seniorinnen und Senioren ausgerichtet. Teilweise ähnelt sich ihr Bedarf stark und natürlich wünschen sie sich alle soziale Kontakte.
Sie essen gemeinsam und verbringen einen Teil der Freizeit in Gemeinschaftsräumen bei Spielen und ähnlichen Angeboten. So ist auch diese Wohnform keine Utopie mehr, sondern ein Modell, dass in Zukunft weiter Schule machen könnte.