Wie betreutes Wohnen für Menschen mit Behinderung funktioniert
Auch Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf selbstbestimmtes Leben im Alter. Betreutes Wohnen ist für sie vielfach eine gute Lösung.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz leben schätzungsweise 1,73 Millionen Menschen mit Behinderungen.
- Welche Wohnform im Alter gewählt wird, hängt vor allem von der Schwere der Behinderung ab.
Im Jahr 2014 hat die Schweiz die Behindertenrechtkonvention (BRK) der UNO angenommen. Diese hält das Recht auf selbstbestimmtes Wohnen fest. Doch bislang bedeutet dies nur, dass die Kantone Wohnheime anbieten müssen.
2024 wurde darum die Inklusions-Initiative gestartet, die auch Menschen mit Behinderungen vollkommene Wahlfreiheit einräumen will. Sie sollen garantierten Zugang zu barrierefreien Wohnungen und Assistenzleistungen erhalten.
Das Leben mit Behinderungen im Alter
Laut Bundesamt für Statistik leben aktuell etwa 1'732'000 Menschen ab 16 mit Behinderungen in der Schweiz. 324'000 von ihnen gelten als schwer beeinträchtigt.
Lediglich 5838 Menschen unter 65 Jahre mit Behinderungen leben in Alters- und Pflegeheimen. Bei den über 65-Jährigen steigt diese Zahl auf 117'201 an.

Betreutes Wohnen: Wohnformen für Menschen mit Behinderungen
Bei Menschen mit Behinderungen unterscheiden sich die Ansprüche an selbstständiges Wohnen zwischen den verschiedenen Altersgruppen zunächst wenig. Menschen mit körperlichen Behinderungen, die auf einen Rollstuhl oder Gehhilfen angewiesen sind, benötigen in jedem Fall eine barrierefreie Wohnung.
Für Menschen mit Hörproblemen gibt es Türklingeln mit optischem statt akustischem Signal und immer mehr Möglichkeiten der schriftlichen Kommunikation.

Bei schwereren körperlichen oder geistigen Behinderungen ist ein komplett selbstständiges Wohnen auch im jüngeren Alter kaum möglich. Je nach Schweregrad der Behinderung leben sie relativ selbstständig oder mit permanenter Betreuung in Wohnheimen und Wohngemeinschaften. In diesen Unterkünften steht ausreichend fachkundiges Personal bereit, das sie im Alltag unterstützt und bei gesundheitlichen und psychischen Problemen für sie da ist.
Betreutes Wohnen im Alter
Die vier Kategorien (A, B, C, D) des betreuten Wohnens nach dem Mahrer-Imhof-Modell von 2018 unterscheiden nicht zwischen Menschen mit und ohne Behinderung.
Kategorie A umfasst in der Regel das betreute Wohnen für Personen mit leichter Behinderung, die weitgehend selbstständig sind, aber Unterstützung im Alltag benötigen. Kategorie B richtet sich an Menschen mit einem etwas höheren Betreuungsbedarf, die dennoch ein gewisses Mass an Eigenständigkeit bewahren können.
Betreutes Wohnen eignet sich insbesondere für ältere Menschen mit leichten Behinderungen wie Sehschwäche, Hörproblemen oder eingeschränkter Mobilität. Diese Wohnform bietet ihnen die benötigte Sicherheit in Form von barrierefreien Wohnungen und Unterstützung bei Alltagsleistungen.

Zugleich bleibt die Selbstständigkeit vollkommen erhalten. Sie können freiwillig an gemeinschaftlichen Aktivitäten teilnehmen und Mahlzeiten einnehmen oder die Rückzugsmöglichkeit der eigenen Wohnung nutzen.
Bei schwereren Behinderungen kommen die Kategorien C und D mit intensiver Betreuung infrage. Allerdings sind nicht alle Wohnanlagen auf alle Behinderungen ausgerichtet. Daher ist es immer sinnvoll, sich vorab nach den individuellen Leistungen und Möglichkeiten zu erkundigen. Ausserdem ist zu beachten, dass das betreute Wohnen relativ hochpreisig ist.
Betreutes Wohnen: Inklusive Wohngemeinschaften als Alternative
Seit einigen Jahren sind sogenannte Senioren-WGs im Aufwind. Das sind Wohngemeinschaften speziell für Seniorinnen und Senioren. Sie verhindern eine altersbedingte Vereinsamung und ermöglichen eine gegenseitige Unterstützung – je nachdem, was gerade benötigt wird.

Eine körperlich noch fitte Person kann beispielsweise Haushaltsarbeiten erledigen, zu denen andere nicht mehr imstande sind. Diese können sich auf andere Weise revanchieren, beispielsweise mit Handarbeiten oder indem sie Telefonanrufe für ertaubte Mitbewohner übernehmen.
Immer mehr dieser WGs verstehen sich heute auch als inklusive WGs für betreutes Wohnen. Menschen mit Behinderungen sind hier willkommen, um ihnen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Auf ihre individuellen Bedürfnisse wird dabei entsprechend Rücksicht genommen, zum Beispiel durch barrierefreie Umbauten.