Feuer

Linke legten Feuer – Berner Wirt fassungslos: «Wie im Krieg»

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Linksextreme zündeten bei der Pro-Palästina-Demo in Bern ein Feuer. Nur ein Wasserwerfer verhinderte die Katastrophe im Restaurant nebenan. Der Wirt im Video.

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Tobias Burkhalter, Wirt des Restaurants «Della Casa» in Bern, ist «fassungslos». - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine unbewilligte Gaza-Demo am Samstag in Bern eskalierte.
  • Linksextreme legten dabei ein Feuer in der Nähe eines Traditions-Restaurants.
  • Die Polizei verhinderte mit einem Wasserwerfer eine «Brandkatastrophe».
  • Der Wirt ist fassungslos und spricht im Nau.ch-Interview von einem «Mordversuch».

Es sei gewesen «wie im Krieg», sagt Tobias Burkhalter. «Was da abging, ist unverständlich. Es macht mich fassungslos, hässig und traurig.»

Zwei Tage nach der eskalierten Pro-Palästina-Demo steht der Wirt des Berner Kult-Restaurants «Della Casa» noch immer unter Schock.

Am Samstag geriet sein Lokal an der Schauplatzgasse – zwischen Bahnhof und Bundesplatz – mitten ins Geschehen. Direkt neben dem «Della Casa» kesselte die Polizei Demonstrierende des linksautonomen Schwarzen Blocks ein.

Demonstranten legten Feuer – Wasserwerfer verhinderte Schlimmeres

Als sich die Protestierenden mit Gewalt zur Wehr setzten, zündete einer von ihnen mit Pyros ein Feuer. Dabei brannte nicht nur Material der Demonstranten, sondern auch Ausseninventar des Restaurants.

Ein Wasserwerfer der Polizei kam im letzten Moment zum Einsatz. Gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass die Flammen auf das historische Holzhaus übergriffen und einen Grossbrand entfachten.

Hast du etwas von der ausgearteten Pro-Palästina-Demo mitbekommen?

Nau.ch trifft Burkhalter am Montagmittag vor dem Lokal. Die Schäden im Äusseren sind noch immer zu sehen, Spezialisten und Passanten machen sich ein Bild vor Ort.

Während der unbewilligten Pro-Palästina-Demo hielten sich zehn Mitarbeitende im Restaurant auf. «Wir brachten uns in Sicherheit und gingen rein. Dann wurde draussen ein Brand gelegt.»

Restaurantgäste hatten sich bereits vor der grossen Eskalation in Sicherheit gebracht.

Der Wirt ist noch immer fassungslos. «Was geht jemandem durch den Kopf, der ein Holzhaus anzündet, in dem noch zehn Mitarbeitende drin sind? Und die keine Chance haben, rauszukommen?»

Berner Wirt spricht von «Mordversuch»

Er bedankt sich bei den Einsatzkräften der Polizei: «Sie leisteten einen hervorragenden Job, so gut es geht. Wäre das Feuer nicht sofort mit dem Wasserwerfer gelöscht worden, hätte die Feuerwehr niemals durchkommen können. Sie wäre viel zu spät gekommen.»

Burkhalter bezeichnet das Feuerlegen als «Mordversuch». «Ich will mir gar nicht vorstellen, was da hätte passieren können.»

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried (Grüne Freie Liste) sagte dazu am Sonntag an einer Medienkonferenz: «Das Restaurant Della Casa, ein Holzbau, wäre fast abgebrannt. Es hätte fast eine Brandkatastrophe gegeben.»

Neben dem emotionalen Schaden, den Tobias Burkhalter und sein Team von sich trugen, steht er vor einer finanziellen Belastung.

«Wir wären ausgebucht gewesen. Mit dem Umsatz, den wir an diesem Abend gemacht hätten, könnten wir drei Löhne bezahlen. Von diesem Geld haben wir nun gar nichts.»

Traditions-Restaurant ist denkmalgeschützt – hoher Schaden erwartet

Dazu kommen die Schäden am Restaurant. Sämtliche Möbel wurden zerstört, Fensterläden und Storen müssen ersetzt werden. Weil die Mitarbeitenden die Fenster von innen aus kühlen mussten, gibt es zudem Wasserschäden.

Das Restaurant «Della Casa», auch «Delli» genannt, gibt es seit über 120 Jahren. Das über 500-jährige Holzhaus ist denkmalgeschützt.

Noch ist nicht absehbar, wie hoch die Kosten für die Restaurierung sind. Es dürften mindestens mehrere Zehntausend Franken sein.

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Der betroffene Wirt erwartet nach der eskalierten Demo vom Samstag eine Reaktion aus der Politik. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Tobias Burkhalter, der das Restaurant gemeinsam mit seiner Frau führt, hofft, dass die Chaoten zur Rechenschaft gezogen werden. Und er appelliert an die Politik, dass bei künftigen Kundgebungen viel früher eingegriffen wird.

Seit Montagmittag kann man im «Della Casa» wieder speisen. Auch wenn die Platzzahl durch die Schäden noch eingeschränkt ist.

Die Reaktionen der Stammgäste seien «grossartig» ausgefallen, erzählt Burkhalter. Selbst Personen, die noch nie im «Delli» essen waren, meldeten sich. «Die Solidarität ist riesig und das freut uns extrem.»

Strassenschlacht vor Café machte «Angst»

Seine Beiz ist eines von insgesamt 57 Gebäuden, die bei der unbewilligten Demonstration vom Samstag beschädigt wurden. Auch vor dem benachbarten Café Monnier in der Schauplatzgasse kam es zu dramatischen Szenen.

Ein Social-Media-Video zeigt eine regelrechte Strassenschlacht zwischen der Polizei und den vermummten Demonstranten. Stühle und Tische flogen Richtung Polizisten, diese drängten die Chaoten mit Schlagstöcken weg.

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Vor dem Café Monnier in Bern kam es bei der Pro-Palästina-Demo zu wüsten Szenen. Nau.ch hat das Video stummgeschaltet, um Unbeteiligte zu schützen. - Instagram/@szeneischbern

Café-Chef Josef Billes sagt gegenüber Nau.ch: «Die Leute liefen bei der automatischen Türe rein. Einige versteckten sich im Geschäft, sogar auf dem WC.»

Die Kundschaft und die Mitarbeitenden hätten «Angst» gehabt. Inzwischen konnte das beschädigte Ausseninventar ersetzt werden, «Käfele» könne man im Monnier weiterhin.

Sicherheitsdirektor nach Demo: «Nackte Gewalt»

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried fand am Sonntag an einer Medienkonferenz deutliche Worte.

Den Protestierenden sei es nur um «nackte Gewalt» gegangen, die nicht von der Meinungsäusserungsfreiheit gedeckt sei.

Alec von Graffenried
Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried zeigte sich über die Vorkommnisse am Samstag entsetzt. - keystone

536 Personen wurden kontrolliert und des Geländes verwiesen. Einige davon müssen mit einer Anzeige rechnen.

Unter anderem könnten Straftatbestände wie Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Brandstiftung relevant sein. Bei dem Einsatz gegen die unbewilligte Demo wurden 18 Polizisten verletzt.

Wer sich während der Palästina-Demo in Bern strafbar gemacht hat, könnte zudem von der Stadt finanziell belangt werden. Bis es so weit ist, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen.

Demonstranten feiern Kundgebung als Erfolg – neue Demo angekündigt

Die bis heute unbekannten Organisatoren verbuchen die Demo gegen den «fortlaufenden Genozid und die anhaltende Kolonialisierung Palästinas» als Erfolg.

«Die Hetzer und Profiteure jagen ihre Wachhunde ohne Rücksicht auf uns los. Doch solange Palästina besetzt ist, lebt der Widerstand», heisst es auf der linksautonomen Plattform «Barrikade Info».

Wird genug gegen Linksextremismus gemacht?

Ein fünfköpfiges Beobachtungsteam der «demokratischen Juristinnen und Juristen Bern» kritisierte den Polizeieinsatz als «unverhältnismässig».

Dieser sei nicht mit den Grundrechten konform. Gerade bürgerliche Politiker fordern aber ein noch härtestes Eingreifen in Zukunft.

Bereits am 15. November soll es in Bern zu einer weiteren Palästina-Demo kommen. Dieses Mal ist sie bewilligt.

Diese Bewilligung sei nicht «zu naiv» gewesen, meinte der Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried am Sonntag. Aber: «Wir sind gespannt, was die Strafverfolgungsbehörden jetzt machen.»

Kommentare

User #2567 (nicht angemeldet)

Das Volk ist wütend und frustriert ... es brodelt in der Küche .... die Regierung schläft.

User #3523 (nicht angemeldet)

Korrektur: Linke Autonome Schwarzen Blocks ... nein, ... Bis man die verantwortlichen Personen festgenommen und verhört oder aufgespürt und tatsächlich überführt hat, gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. So gross die Versuchung auch sein mag, es ist nicht bewiesen, dass die Verursacher linksorientiert waren: Es kann durchaus sein, dass sich andere Randalierer unter die Demonstranten gemischt haben. Während der Corona-Pandemie kam es auch vor, dass Demonstrationen von rechtsextremen Personen gekapert wurden. Wenn man an den Rechtsstaat glaubt, muss man auch das Recht seiner politischen Gegner schützen. Also: Der Richter entscheidet über die Schuld, und erst dann wird endgültig klar, welche persönliche Überzeugung der Täter haben könnte. Das hat nichts damit zu tun, dass ich einen Brand in der Innenstadt für sehr gefährlich halte, die Polizei hätte natürlich die Wirt warnen müssen: Holt alle eure Sachen ins Gebäude.

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