Manche Menschen lieben es süss. Vieles davon ist einfach Gewöhnung, glaubt eine Expertin. Und gibt Tipps, wie man mit weniger auskommt.
Cupcakes
Süsse Versuchung: Cup Cakes mit Zuckerguss. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Schnitt essen wir täglich zu viel Zucker.
  • Je mehr Süsses wir essen, desto stärker gewöhnen sich die Geschmacksnerven daran.
  • Die Lust nach Süsses kann abtrainiert werden, braucht aber Disziplin.
  • Die Ernährungsexpertin Carola Clausnitzer gibt im Interview Tipps.

Jeder weiss, dass Zucker nur massvoll gegessen werden sollte. Doch im Alltag vergessen wir das allzu oft.

Ein Grund dafür ist, dass sich unsere Geschmacksnerven häufig an das Süsse gewöhnt haben. Das führt dazu, dass wir noch mehr davon essen.

Warum das so ist und wie wir gegensteuern können, erklärt die Ernährungsexpertin Carola Clausnitzer von der Verbraucherzentrale Brandenburg im Interview.

Frage: Frau Clausnitzer, gewöhnen sich unsere Geschmacksnerven an Süsses und wenn ja, was bedeutet das für unser Essverhalten?

Carola Clausnitzer: Ja, leider gibt es diesen Gewöhnungseffekt. Wir Deutschen haben einen sehr hohen Zuckerkonsum, im Schnitt 100 Gramm pro Tag (in der Schweiz: 111 Gramm pro Tag).

Nur für den Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht 25 Gramm pro Tag als Obergrenze.

Die Reizschwelle für Süsses erhöht sich, je mehr Süsses wir essen – wodurch wir immer mehr Zucker zu uns nehmen.

Die Interviewpartnerin
Carola Clausnitzer ist Beraterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. - André Wagenzik/Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB)/dpa-tmn

Ein Beispiel ist fertiges Fruchtjoghurt: Das ist oft so süss, dass uns normaler Naturjoghurt mit Früchten drin gar nicht mehr schmeckt, weil uns der industriell gefertigte Joghurt so sehr geprägt hat.

Zucker liefert keine Vitamine und keine Ballaststoffe. Er ist ein leerer Kalorienträger. Wenn wir dauerhaft zu viel davon essen, steigt etwa das Risiko für Übergewicht oder Diabetes Typ 2.

Zudem ist übermässiger Konsum schädlich für die Zähne.

Frage: Sorgt nur Zucker für diesen Gewöhnungseffekt - oder auch Süssstoffe?

Clausnitzer: Süssungsmittel wie Xylit oder Erythrit fördern ebenfalls die Vorliebe für süsses Essen. Deshalb sind wir auch ihnen gegenüber kritisch.

Muffins
Schön süss: Sind unsere Geschmacksnerven daran gewöhnt, wollen sie immer mehr davon. - Christin Klose/dpa-tmn

Wobei sie gegenüber Zucker Vorteile haben: Sie liefern weniger Kalorien und machen die Zähne nicht kaputt.

Dafür reagieren viele Menschen empfindlich auf sie und bekommen zum Beispiel Blähungen.

Frage: Wie trainiert man sich die Lust auf Süsses ab?

Clausnitzer: Man muss eine grosse Willensstärke haben. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, von heute auf morgen komplett auf Zucker zu verzichten. Lieber langsam starten.

So kann man sich zum Beispiel gesüsste Getränke mit etwas Wasser verdünnen und den Wasseranteil nach und nach erhöhen.

Fertiggerichte enthalten oft vergleichsweise viel Zucker oder Süssstoffe – deshalb ist ratsam, so oft es geht selbst zu kochen.

Oder einfach mal austesten: Wie süss schmecken mir bestimmte Sachen? Vielleicht komme ich hier auch mit weniger Zucker aus.

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