Boris Johnson: Seine Corona-Pflegerin hat aus Protest gekündigt

Boris Johnson feierte zwei Krankenschwestern, die ihn während seiner Corona-Infektion pflegten, als Heldinnen. Eine von ihnen hat nun aus Protest gekündigt.

Briten-Premier Boris Johnson dürfte gar nicht erfreut sein, über die Protest-Kündigung seiner Heldin. - Getty/Screenshot

Das Wichtigste in Kürze

  • Boris Johnson befand sich im Frühjahr 2020 wegen einer Covid-Infektion im Spital.
  • Dabei kümmerten sich zwei Krankenschwestern rund um die Uhr den Briten-Premier.
  • Eine von ihnen hat knapp ein Jahr später aus Protest gegen die Regierung gekündigt.

Boris Johnson lag im März 2020 wegen einer Covid-Infektion auf einer Londoner Intensivstation. Ein grosses Team an Medizinern und Pflegern kümmerten sich um den Briten-Premier in diesen Tagen. Zwei Krankenschwestern stachen dabei aber besonders heraus: Luis Pitarma (29) und Jenny McGee (36).

Johnson nannte diese zwei Frauen bei einer Ansprache nach Verlassen des Spitals beim Namen und sagte zu den Medien der Welt: «Der Grund, warum mein Körper am Ende genug Sauerstoff bekam, war, weil sie jede Sekunde in der Nacht über mich wachten.»

Boris Johnson lud Jenny McGee auch in den Regierungssitz ein. - Twitter

Fotos des Premierministers, der beide anschliessend im Juli 2020 im Garten der Downing Street beherbergte, wurden später von der britischen Regierung zum 72-Jahre-Jubiläum des inländischen Gesundheitsdienstes NHS veröffentlicht.

Kurz zusammengefasst: Die zwei Krankenschwestern wurden von Johnson als Heldinnen gefeiert.

Johnson-Krankenschwester schmeisst den Bettel hin

Eine der beiden Frauen, die in Neuseeland geborene Jenny McGee, hat den Briten-Premier nun für den Umgang mit der Pandemie kritisiert. McGee kommt in einer Fernsehdokumentation zu Wort, die am kommenden Montag – 15 Monate nach dem Beginn der Pandemie in Grossbritannien – ausgestrahlt wird.

Sie sagt: «Viele Krankenschwestern waren der Meinung, dass die Regierung nicht sehr effektiv geführt hatte - es gab eine Unentschlossenheit, so viele gemischte Botschaften. Es war einfach sehr ärgerlich.»

Jenny McGee mangelt es an Respekt und Geld für den NHS: - Twitter

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik von Boris Johnson, hat McGee sogar gekündigt: «Wir bekommen weder den Respekt noch die Bezahlung, die wir verdienen. Ich habe es einfach satt.»

Sie hätten an vorderster Front gekämpft und so unglaublich hart gearbeitet und es werde viel darüber geredet, dass sie alle Helden seien... «Gleichzeitig kann ich einfach nicht mehr. Ich weiss nicht, wie viel ich dem NHS noch geben kann.»

NHS ist der staatliche Gesundheitsdienst von Grossbritannien. Die Mitarbeiter wurden während der Pandemie als Heldinnen und Helden gefeiert – offenbar fehlt es der Regierung aber am nötigen Respekt. - Getty

Der Hintergrund: In den Reihen der britischen Krankenschwestern und -pfleger regt sich heftiger Protest gegen die angebotene Lohnerhöhung der britischen Regierung. Diese liegt nämlich mit einem Prozent enorm tief und kommt angesichts der Inflationsentwicklung einer Gehaltskürzung gleich.

Die Regierung verweist hingegen darauf, dass die NHS-Mitarbeiter anders als andere Bereiche des öffentlichen Dienstes von einer Lohnnullrunde ausgenommen wurden.

Krankenschwester über Boris Johnson: «Er hatte eine andere Farbe»

In der Fernsehdokumentation spricht McGee übrigens auch über die Behandlung des Premiers im März 2020. Die leitende Krankenschwester auf der Intensivstation im St. Thomas Krankenhaus in London, beschrieb, wie sie Boris Johnson vorfand, als sie zur Arbeit kam.

«Um ihn herum hatte es viele, viele kranke Patienten, von denen einige im Sterben lagen. Ich erinnere mich, dass ich ihn sah und mir dachte, dass er sehr, sehr unwohl aussah. Er hatte eine andere Farbe.»

Im März 2020 befand sich der britische Premierminister Boris Johnson in diesem Spital wegen einer Covid-Infektion. - Keystone

Laut einer Mitteilung vom Dienstag will die Neuseeländerin übrigens künftig als Krankenschwester in der Karibik arbeiten. Sie hofft aber, irgendwann nach Grossbritannien zurückzukehren.