Coronavirus: Wie sicher ist ein Trip nach Italien?

Das schwer vom Coronavirus getroffene Italien gewinnt ein Stück «Dolce Vita» zurück. Verlockend für die Schweizer. Wie sicher ist ein Weekend-Trip in den Süden?

Das Wichtigste in Kürze

  • In Italien wurden am Montag weitreichende Lockerungen des Lockdowns in Kraft gesetzt.
  • Restaurants und Museen haben in den meisten Regionen tagsüber wieder geöffnet.
  • Der Tessiner Virologe Andreas Cerny ist den Lockerungen gegenüber skeptisch.

Ein Espresso mit Sicht auf das Kolosseum oder ein Museums-Besuch in Florenz? Bilder aus Italien wecken die Sehnsucht nach dem Leben vor Zeiten des Coronavirus. Italien hat am Montag die meisten Regionen des Landes auf Stufe Gelb runtergestuft. Restaurants haben tagsüber wieder geöffnet, Sehenswürdigkeiten sind wieder zugänglich.

Die Regierung stuft sämtliche Gebiete – abgesehen von Südtirol, Umbrien, Apulien, Sardinien und Sizilien – als gering gefährlich ein.

Die meisten Regionen Italiens, darunter auch die anfangs stark betroffene Lombardei, sind wieder zu Gelben Zonen mit geringem Ansteckungs-Risiko erklärt worden. - Regierungsseite Italien

Während in der Schweiz bis mindestens Ende Februar sämtliche Beizen geschlossen bleiben, erhält Italien also ein Stück «Dolce Vita» zurück. Der Tessiner Virologe Andreas Cerny ist überzeugt: «Im Tessin werden sich wieder mehr Personen nach Italien begeben. Nicht nur für den Tourismus, sondern auch zum Einkaufen.»

Ein Trip in den Süden ist auch für alle restlichen Corona-Geplagten hierzulande verlockend. Schliesslich stehen die Sportferien an. Doch wie unbedenklich ist die Reise?

Wer trotz Coronavirus nach Italien reist, «riskiert kaum etwas»

Cerny betont, die Fallzahlen in Italien seien «relativ tief». Heisst konkret: Die täglichen Fallzahlen bewegen sich in den letzten 2 Wochen zwischen 8000 und 15'000. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 141 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner.

Italien wurde von der zweiten Welle des Coronavirus besonders im November schwer getroffen, seit Dezember stagnieren die Fallzahlen allmählich. - Regierungsseite Italien

Zum Vergleich: In der Schweiz sind es rund 131 Neuinfektionen mit dem Coronavirus.

Der Tessiner Virologe hält Reisen nach Italien dennoch für grundsätzlich ungefährlich. «Wer sich an die Hygieneregeln hält, Menschenansammlungen meidet; und Restaurants und Hotels aussucht, welche sich gut an die Regeln halten, riskiert kaum etwas.»

Persönlich bevorzuge er trotzdem eine Ferienwohnung, «wo ich selbst kochen kann».

«Dolce Vita» – nur mit Negativ-Test und Fiebermesser

Die Haltung des Bundesrats ist klar: Auf nicht dringliche Auslandsreisen soll weiterhin verzichtet werden. Wer nach Italien einreisen will, muss zudem ein negatives Testergebnis vorlegen, dass nicht älter als 48 Stunden ist. Ab Montag muss auch bei der Einreise in die Schweiz ein negativer Test vorgelegt werden.

Zwischen 22 Uhr und 5 Uhr morgens gilt weiterhin eine Ausgangssperre. Die Pizza Margherita gibts zudem nur bis 18 Uhr, dann müssen die Restaurants wieder schliessen. Auch dürfen maximal vier Personen an einem Tisch sitzen. Läden dürfen hingegen bis 20 Uhr geöffnet bleiben.

Umfrage

Würden Sie aufgrund der Lockerungen nach Italien reisen?

Ja, etwas «Dolce Vita» tut mir gut.
54%
Nein, das ist mir zu heikel.
46%

Museen setzen auf Thermoscanner am Eingang, Einlass gibts nur in Kleingruppen. Theater, Kinos oder Schwimmbäder bleiben geschlossen.

Doch mit den Lockerungen gewinnen die Italiener ein grosses Stück Normalität zurück. Virologe Andreas Cerny ist trotz allem skeptisch. «Italien wendet strikte seine Ampel-Regeln an und berücksichtigt, meiner Meinung nach, die Gefahr der Virusvarianten zu wenig.»

Insbesondere, wenn man einen Blick nach Spanien oder Portugal werfe. Letztere leiden besonders unter einer mächtigen dritten Welle des Coronavirus. Diese wurde gemäss Cerny «durch rasche Lockerungen um die Festtage und Personenverkehr mit England angefeuert».

Dass die Schweiz mit Lockerungen vorerst abwartet, begrüsst der Virologe. «Wir alle versuchen zu verstehen, was die neuen Varianten für unser Land bedeuten.»