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Red Bull: Pierre Gasly sorgt mit Monza-Sieg für Kopfzerbrechen

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Italien,

Pierre Gasly hat nach seinem Triumph in Monza vielleicht Kopfschmerz von der verdienten Feier. Bei Red Bull zerbricht man sich aber wohl über anderes den Kopf.

Red Bull Formel 1
Pierre Gasly (AlphaTauri) widmet seinen ersten Sieg in der Formel 1 in Monza seinem Freund Anthoine Hubert. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Chaos von Monza überrascht AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly mit seinem Sensationssieg.
  • Der Premieren-Triumph des Franzosen wird für seinen Arbeitgeber wohl zum Sorgenfall.
  • Gasly unterstreicht nämlich: Nicht die Nachwuchsfahrer sind das Problem bei Red Bull.

Selbst der enthusiastischste Formel-1-Fan weiss nach dem Monza-GP, dass die Kirche im Dorf zu lassen ist. Der Sensationssieg von AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly bleibt der erfrischende Ausreisser in einer erdrückend eintönigen Saison.

Und trotzdem bleibt der Premieren-Triumph des sympathischen Franzosen nicht ohne Folgen – zumindest für Red Bull. Denn Gasly ist einer, der im Bullenstall eigentlich schon gescheitert ist. Fast genau vor Jahresfrist degradierte ihn Helmut Marko zurück zum B-Team, damals noch Toro Rosso.

Pierre Gasly Red Bull
Pierre Gasly (AlphaTauri) nach seinem emotionalen Sieg beim Italien-GP der Formel 1. - dpa

Dem vorangegangen war eine miserable erste Saisonhälfte bei Red Bull an der Seite von Max Verstappen. Der Formel-2-Champ von 2016 schaffte nur zwei Top-Fünf-Resultate. In der gleichen Zeitspanne gelangen Verstappen zwei Siege und drei weitere Podestplätze.

An Verstappen kann man nur zerbrechen

Für Gasly schien der Aufstieg an die Formel-1-Spitze im gleichen tiefen Fall zu enden wie zuvor etwa für Daniil Kvyat. Ein Jahr später steht der Franzose plötzlich ganz oben auf dem Siegertreppchen in einem absoluten Chaos-GP.

Gasly macht in Monza in einem verrückten Rennen alles richtig. Er erwischt den Neustart perfekt und bewahrt danach gegen Carlos Sainz kühlen Kopf. Und wirft bei Red Bull damit einige Fragen auf.

Denn sein Nachfolger Alex Albon, von Toro Rosso ins grosse Schwesterteam befördert, zerbricht gerade ebenfalls. Der Thailänder schaffte zwar sechs Punktresultate in Folge, Verstappen stand jedoch in jedem dieser Rennen mindestens am Podest.

Max Verstappen Red Bull
Dauergast auf dem Podest: Max Verstappen (Red Bull Racing). - keystone

Der Holländer verschleisst gerade den bereits dritten Teamkollegen in gerade einmal fünf Jahren. Daniel Ricciardo nahm nach anderthalb Jahren neben dem Jungstar Reissaus zu Renault. Gasly und nun auch Albon zerbröseln Stück für Stück unter der gnadenlosen Überlegenheit des Teamleaders.

Das liegt beileibe nicht nur an den Nummer-Zwei-Piloten selbst. Gasly gewann bei Prema in der damaligen GP2-Serie einen packenden teaminternen Titelkampf gegen Antonio Giovinazzi. Und Albon war GP3-Vizemeister und Formel-2-Dritter, ehe er in die Königsklasse aufstieg.

Auch Topstars brauchen ihre Wasserträger

Aber bei Red Bull liegt der Fokus seit 2016 unbestreitbar auf dem Nummer-Eins-Fahrer, und der heisst Max Verstappen. Wer immer das zweite Auto pilotiert, ist bestenfalls Beiwerk, weil das Reglement ärgerlicherweise zwei Autos vorschreibt.

Mit genau diesem Zugang schadet sich Red Bull jedoch zunehmend selbst. Selbst die dominantesten Piloten der vergangenen Jahre brauchten solide Punktelieferanten als Wasserträger. Lewis Hamilton hat Valtteri Bottas, Michael Schumacher hatte Rubens Barrichello. Nur Max Verstappen hat hinter sich eine gähnende Leere.

Valtteri Bottas Lewis Hamilton
Valtteri Bottas (r.) spielt für Lewis Hamilton eine perfekte Nummer zwei. - keystone

Die Bullen müssen sich langsam mit einem neuen Zugang beschäftigen, der ihre vielversprechenden Talente nicht innert Jahren verschleisst. Der enorme Druck, an Übertalent Verstappen gemessen zu werden, bekommt keinem Fahrer.

Red Bull braucht ein neues Modell

Das zeigt die Auferstehung des Pierre Gasly im kleinen Schwesterteam AlphaTauri. Der Franzose ist aufgeblüht, liegt komfortabel vor Kvyat. Der Monza-Sieg ist ein glücklicher Ausreisser, aber die Form von Gasly zeigt nach oben.

Was kann Red Bull ändern? Es wäre ein Anfang, der jeweiligen Nummer zwei das gleiche Material wie Verstappen zu geben. Aktuell gibt es coronabedingt Engpässe, die verständlich machen, dass der Top-Pilot bevorzugt wird.

Yuki Tsunoda Red Bull
Der nächste Formel-1-Pilot aus dem Nachwuchskader von Red Bull könnte Yuki Tsunoda (l.) aus Japan sein. - dpa

Mittelfristig muss das einstige Weltmeisterteam trotzdem sicherstellen, dass seine Talente nicht zerbrechen, ehe sie sich entfalten. Sonst sind Jungstars wie Liam Lawson, Jüri Vips oder Yuki Tsunoda schon jetzt zum Scheitern verdammt.

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